Solidaritätsbotschaft des Revolutionären Aufbau Schweiz zum Warnstreik an der Uni Zürich am 29. Januar 2003:
Streik an der Uni! Streik in der Fabrik! Streik auf dem Bau! Wir ziehen am gleichen Strick!
Universitätsgesetz in den Schredder!
Trotz des Manövers der Bildungskommission, das zur prominenten Verkündigung einer möglichen
Zurücknahme der Erhöhung der Studiengebühren geführt hat, findet heute ein Warnstreik statt – muss der Warnstreik stattfinden.
– Das Ergebnis ist alles andere als sicher und kommt zu einem Zeitpunkt, der als Versuch den Widerstand zu brechen interpretiert werden kann
– Die Gebühren sollen nach neuem Plan nicht beibehalten, sondern schrittweise erhöht werden – so lautet der Vorschlag der SP – was der üblichen pseudo-linken Hinhaltetaktik der SP entspricht
– Der Warnstreik richtet sich nicht alleine gegen die Gebühren, sondern gegen das Gesetz als solches, z.B. auch gegen die Verteuerung der Nachdiplomstudien.
– Die „Nicht-Erhöhung“ der Studiengebühren muss einher gehen mit der Sicherheit, dass genügend finanzielle Mittel für die Uni gesprochen werden.
Studieren wie`s der Wirtschaft gefällt?
Die aktuelle Gesetzesvorlage ist nicht der erste Angriff auf die staatliche Uni und wird bestimmt nicht
der letzte bleiben. Die Veränderungen, die an den Universitäten vorangetrieben werden – Zürich ist ja kein Einzelfall – können unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden.
Einerseits unter dem Schlagwort „Bologna“, dem Mainstreaming der Universitäten. Dies zeigt sich gut am Beispiel der ETH. Die Normierung der Grundausbildung zum Master geschieht nach Kriterien, die hauptsächlich von der Wirtschaft eingefordert werden. AkademikerInnen sollen jünger und billiger auf den Arbeitsmarkt entlassen werden. Auch soll die „Elite“, die nach dem Master weiter studiert, nicht allzu zahlreich sein. Mit der einhergehenden Vereinheitlichung der Universitäten wird die Beurteilung der Unis einfacher werden, das Rating entscheidet dann über das Schicksal der Uni.
Die andere Stossrichtung liegt auf der Linie der Liberalisierung des Bildungsmarktes. Je weniger finanzielle Mittel die Uni hat, desto unattraktiver wird sie und damit wird das Bedürfnis nach einer privaten Uni geweckt, nach einer Uni, an der x-fache Semestergebühren zu erwarten sind, ProfessorInnen satt bezahlt werden und die InvestorInnen satt abkassieren. Ein attraktives Gedankenspiel.
Nicht studieren, weils der Wirtschaft gefällt?
Also in die Offensive! Wie staatliche Gelder verteilt werden, ist eine politische Frage. Die Forderung nach finanziellen Mitteln für die Uni ist weder unmöglich noch utopisch, sondern banaler politischer Machtkampf. Es ist schon absurd genug, dass heute in der Schweiz ein Schulsystem besteht, in dem die schulische Karriere der Jugendlichen ab 12, spätestens aber ab 15 Jahren entschieden ist. Entsprechend ist an der Uni fast ausschliesslich der Nachwuchs der Bonzen und des Bildungsbürgertums anzutreffen. Die Erhöhung der Studiengebühren und die „marktgerechten“ Preise der Nachdiplomstudien würden das ihre dazu beisteuern, diese Tendenz zu verschärfen. Wir wollen aber zumindest eine billige und gute Uni, die all jenen offen steht, die sich selbstbestimmt und ohne Zeitdruck ausbilden lassen wollen.
Für die Elite liegt die Funktion universitärer Abschlüsse in der Legitimation, die sie verleihen. Der klassische Dr.sc.nat/iur/usw., hat Anspruch auf Machtposition und Lohn Kraft seiner Qualifikation (unter der Hand Kraft der sozialen Netzwerke, doch taugt das Argument in der „perfekten Demokratie“ Schweiz nicht). Uns geht es sicher nicht darum, in dieser Logik mitzuspielen und zu fordern, dass möglichst viele Personen aus der ArbeiterInnenklasse die Gelegenheit erhalten, ManagerInnen zu werden. Dennoch: Ihr Monopol auf Ausbildung kann und soll gebrochen werden. Gerade im Kampf gegen die herrschenden Zustände ist „Wissen“ unablässig und das Ideal einer Gesellschaft, in der jedeR selber über den Lebenslauf entscheiden kann, und damit auch darüber, ob und wie lange sie/er sich ausbilden lassen will, lassen wir uns auch nicht nehmen. Billige und gute Universitäten, sind nur ein kleiner Teil im Kampf um eine gleichberechtigte Gesellschaft, aber ein notwendiger.
Für den Kommunismus
Revolutionärer Aufbau Zürich: PF 8663, 8036 Zürich
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