Flugblatt zur Avenir Suisse an der Uni (Mai04)

Flugblatt zur erfolgreichen Verhinderungsaktion eines Vortrags der avenir suisse über 5000.- Franken Studiengebühren der StudentInnen an der Universität Zürich am 24. Mai 2004:

die economiesuisse hat an der Uni nichts zu sagen

Alle schreiben sie wohlklingende Papiere zur Universität. Der Arbeitskreis Kapital und Wirtschaft, die economiesuisse und Avenir Suisse auch noch. Was treibt die hohen Tiere dazu?

Einerseits könnte man meinen, die Manager hätten sonst genug zu tun und andererseits haben sie alle ihr Studium längst abgeschlossen. Dennoch opfern sie ihre Zeit und so lesen wir beispielsweise: «mehr Gerechtigkeit und Solidarität dank massvollen Studiengebühren mit sozialverträglichen Finanzierungsmodellen». Die Herren aus de Bourgeoisie sind in echter Sorge um uns! Oder wohl doch eher um sich selber? Heute, da Lehrstellen gestrichen werden und viele Jugendliche keine oder nur sehr unattraktive berufliche Möglichkeiten haben, wächst das Bedürfnis ein Studium zu machen. Dennoch bleibt die Schweiz ein Land mit extrem weniger MaturandInnen. Im europäischen Vergleich sind es die wenigsten. Trotz der eigentlich tiefen Zahlen bekennen sich die Universitäten zum staatlich verhängten Sparkurs, was zu den bekannten Missständen führt und dadurch die Qualität der Ausbildung mindert.
Dies wiederum stört bourgeoise Familien. Weil auch sie – genauer genommen vor allem sie – ihre Kinder und Kindeskinder an diesen Hochschulen ausbilden lassen wollen. Sie sind die Opfer. Nicht nur wegen der Ausbildungsqualität, sondern auch weil eine richtige Elite nur dann Elite sein kann, wenn sie exklusiv bleibt. In der Schweiz gibt das Bürgertum vor, Kraft seiner höheren Qualifikation und Leistung an der Macht zu sein. Es herrscht die «Meritokratie». Das war zu Zeiten eines funktionierenden Lehrstellensystems einfach. Der «Pöbel» verzichtete «freiwillig» und dank informeller Barrieren auf die Hochschule. Die Schweiz konnte sich deshalb auch demokratisch korrekt als «chancengleich» geben. Nun, da die sichtbare Barriere Studiengebühren eingeführt wird, gerät das Bild ins Wanken.

geschönte Worte und gefälschtes Budget

Heute muss der Seiltanz erprobt werden. Die Uni ist strenger zu isolieren, da die Selbstregulierung nicht mehr gegeben ist. Und dennoch soll der Mythos der Chancengleichheit bewahrt werden. Diese Aufgabe haben die Verbände zu bewältigen. Insbesondere der geladene Doerig. Nicht dumm wird argumentiert, die Uni werde nur von Reichen besucht. Es sei also nur recht, sie bezahlen zu lassen. So weit so gut. Der Lösungssatz spricht hingegen Bände. Wieso kein abgestuftes Modell? Sie wollen Fr. 5000.- Studiengebühren pro Jahr für alle einführen, was für die Bourgeoise ein Klacks ist, für das Kleinbürgertum eine zu bedenkende Investition und für das Proletariat unbezahlbar Das Vorhaben zielt auf Ausgrenzung ab, das Geld ist dabei zweitrangig. Nicht nur, weil das Geld in diesem Moment weniger wichtig ist als die Auslese. Das Budget der Universität rechnet sich auch ein wenig komplizierter, als sie uns vormachen wollen. Beispielsweise von der Uni Basel sind Bedenken zu hören, dass die Hochschulen im Falle einer Erhöhung der Studiengebühren sogar mit Ausfällen rechnen müssen.

Obwohl es nicht ums Geld geht, so geht es natürlich den Herren Bankdirektoren und Zugewandten dennoch ein wenig ums Kapital. Sei haben sicher das GATS (General agreement on trade and services) im Hinterkopf. Dieses ist für den Moment zwar im Bereich Bildung noch nicht sehr wichtig, es wurde aber ratifiziert und es wird sich in Zukunft bemerkbar machen. Das GATS garantiert Erziehungsunternehmern das Recht, mit öffentlichen Schulen um staatliche Zuschüsse zu konkurrieren. Private Schulen und Hochschulen werden von Wirtschaftskreisen offen zur grossen wirtschaftlichen Hoffnung stilisiert, zum Zukunftsmarkt mit den allergrössten Wachstumschancen überhaupt, zum Investitionseldorado. Wenn dann einmal das verhasste staatliche quasi Monopol gebrochen ist. Aber natürlich ist dieser Bereich auch sensitiv. Solange die Bevölkerung noch davon ausgeht, ein Recht auf eine Schulausbildung zu haben – und sei sie noch so bürgerlich – dann könnten die Privatschulen Startschwierigkeiten haben. Der angenehme Nebeneffekt der erhöhten Studiengebühren liegt im Mentalitätswandel, für den sie das Eis brechen sollen: Ausbildung als Ware, die ihren Preis kostet und satte Profite ermöglicht.
Herr Doerig diskutiert in seinem Vortrag Chancengleichheit und vernünftiges Studieren. Was aber für die economiesuisse vernünftig ist, ist Unsinn für den Rest der Welt.

das einzig Vernünftige: weg mit den Studiengebühren!
Für den Kommunismus