U-Boot gesichtet

Rezension zum Buch „…auf den Geschmack gekommen. Sechs Monate Streik bei Gate Gourmet“ in der aufbau-Zeitung Nr. 47 (Jan. 07). Wir veranstalten eine Buchpräsentation und Streikveranstaltung mit dem AutorInnenkollektiv.

 

 

 

 

 

U-Boot gesichtet

 

 

 

DIE PRODUKTION EINES STREIKS – „Nach dem Streik ist vor dem Streik“. Und dazwischen wird fleissig reflektiert. Das Buch über den Streik bei Gate-Gourmet Düsseldorf überzeugt mit erstaunlichen Innenansichten.

 

(az) Ein Gespenst geht um in der Linken, das Gespenst des Betriebskampfs. Und wie es sich gehört, erscheint es immer da, wo man es nicht erwartet. Die beiden Arbeitskämpfe bei Gate Gourmet Düsseldorf und London/Heathrow1 sind auf jedenfall nicht Produkte aus der Feder gewerkschaftlicher Dramaturgen und auch nicht Komplotte geheimer, voluntaristischer Zirkel. Vielmehr stand da plötzlich das revolutionäre Subjekt – oder einfach die kämpfenden ArbeiterInnen – auf der Bühne und übernahm die Regie.

 

Natürlich fordert das zur Klassenkampf-Analyse auf. So haben sich UnterstützerInnen aus dem Wildcat-Zusammenhang an die nötige Detail-Arbeit gemacht und ein 264seitiges Buch herausgegeben, welches dem Gespenst der „Arbeitermacht“ erstaunlich viel zu entlocken vermag. Das Buch erscheint etwas zusammengewürfelt: neben den Gesprächen mit den Streikenden finden sich u.a. auch ein Streiktagebuch und ein Bericht über London. Aber gerade diese Vielfalt ist wohl dem komplexen Thema angemessen und in der „diffus kollektiven Zusammenarbeit“ der AutorInnen mit den ArbeiterInnen begründet. So gelingt es den AutorInnen, das übliche Verhältnis von Forscher zu Untersuchungsobjekt zu sprengen. Die Reflexion wird hier zur gemeinsamen Selbstreflexion und die kämpfenden ArbeiterInnen setzen ihre Schwerpunkte zusammen mit den AutorInnen. Im Gespräch über die „Produktion des Streiks“ – und wohl vor allem dank der gemeinsamen Monate im Streikzelt – gelangt das Kollektiv zu spannenden und informativen Innenansichten, wie zum Beispiel der untergründigen Selbstorganisierung der Belegschaft in einem „U-Boot“. Ein Muss für das Bücherregal der Arbeitskämpfe und deshalb planen wir auch Veranstaltungen mit dem Redaktionskollektiv am 16. und 17. Februar in Bern und Zürich.

 

1 siehe aufbau nr. 44 und 45