Wandzeitung 58 (April 04)

Diese Wandzeitung 58 zur Situation der politischen Gefangenen der Action Direct haben wir im April 04 herausgegeben:

SOLIDARITÄT MIT DEN POLITISCHEN GEFANGENEN AUS ACTION DIRECTE
 
Wer war Action Directe?
 
Die Guerillaorganisation Action Directe (AD) führte in den 80er Jahren den bewaffneten Kampf in Westeuropa. Ab Mai 1979 organisierte AD Angriffe gegen Einrichtungen, an denen politische Entscheidungen des Staates gefällt werden. Seit 1985 führte AD unter anderem Aktionen gegen einen Verantwortlichen für Waffenhandel (General Audran) durch und gegen den Grossunternehmer Georges Besse, eine treibende Kraft für industrielle Umstrukturierungen und Massenentlassungen.
Régis Schleicher wurde bereits 1984 in Frankreich verhaftet und zu lebenslänglich mit einer Mindeststrafe von 15 Jahren verurteilt. Mittlerweile sitzt er seit 20 Jahren im Gefängnis. Seit Herbst 2001 hat er drei Anträge auf Freilassung gestellt. Alle wurden abgelehnt.
 
Warum die Härte des Staates nach so langer Haftzeit?
 
Einer der Haftrichter forderte Régis schriftlich auf, sich von den Kämpfen der türkischen und palästinensischen Gefangenen zu distanzieren. Als er dies ablehnte, sagte ihm der Richter offen, dass er mit einer solchen Position niemals aus dem Gefängnis kommen würde. Aus der Sicht der Klassenjustiz sollen die Gefangenen abschwören oder im Knast krepieren.
 
Wie geht es den gefangenen GenossInnen aus Action Directe?
 
Im Februar 1987 wurden in Frankreich Jean Marc Rouillan, Joelle Aubron, Nathalie Ménigon und Georges Cipriani verhaftet. Sie wurden zu lebenslänglicher Haft mit einer Mindesthaftzeit von 18 Jahren verurteilt. Über Jahre zwang der Staat den Gefangenen aus AD verschärfte Isolations- und Sonderhaftbedingungen auf, um sie körperlich und psychisch zu zerrütten. Kein/e der Gefangenen hat ihren/seinen politischen Überzeugungen abgeschworen. Es dauerte zwölf Jahre, bis die Frauen „normale“ Haftbedingungen erhielten. Selbst denjenigen, die unter diesen Haftbedingungen schwer erkrankt sind stellt sich die Frage des Abschwörens nicht, um frei zu kommen. Sie haben mehrere lange Hungerstreiks gegen Isolation und für politische Zusammenlegung gemacht. Sie organisierten sich als Gefangenenkollektiv und unterstützen die internationale Plattform ("19. Juni") revolutionärer Gefangener.
 
Die zerstörerischen Bedingungen haben drastische Auswirkungen. Alle vier AD-Gefangenen sind schwer krank und eine Verbesserung ihrer jeweiligen Situation kann innerhalb der Gefängnisse nicht erreicht werden.
 
Anfangs März wurden bei zwei Gefangenen nach 17 Jahren Haft Tumorerkrankungen diagnostiziert. Die menschenverachtende Behandlung setzt sich im Umgang mit ihnen fort: Am 16.3. wurde Joelle Aubron wegen einem Hirntumor operiert. Ihr wurde von ihrer Einlieferung ins Krankenhaus am 6.3. bis zur Operation am 16.3. jeder Kontakt mit Angehörigen verwehrt. Bei Jean Marc Rouillan wurde zufällig bei einer Untersuchung anlässlich seiner Verlegung von Arles nach Moulins ein Schatten auf der Lunge festgestellt. Ueber drei Monate vergingen, bis eine Computertomographie zur genaueren Diagnose gemacht und Lungenkrebs mit Befall der Lymphbahnen diagnostiziert wurde. Trotz dieser Diagnose geschieht nichts mehr.
 
Nathalie Ménigon hat seit 1996 drei Schlaganfälle erlitten, von denen sie sich nicht erholt hat. Im Februar unternahm sie im Gefängnis von Bapaume einen zehntägigen Hungerstreik für ihre Freilassung und für richtige medizinische Behandlungen. Als Reaktion entzog ihr die Gefängnisverwaltung während des Hungerstreiks die lebensnotwendigen blutverdünnenden Medikamente. Nathalie hat bereits zwei Anträge auf Haftentlassung gestellt. Nach dem sogenannten „Kouchner- Gesetz“ ist eine Haftentlassung aus Gesundheitsgründen möglich. Dieses Gesetz öffnete dem alten Nazifaschisten Papon die Knasttore! Es erstaunt nicht, dass bei GenossInnen der Staat anders handelt: ihre Anträge wurden abgelehnt. Am 26. März wird ihr Antrag erneut geprüft.
Ungebrochene politische Gefangene haben für jede revolutionäre Bewegung unschätzbaren Wert. Sie kämpfen an unserer Seite – kämpfen wir mit ihnen!
 
Freiheit für die politischen Gefangenen aus Action Directe
Solidarität ist eine Waffe auch an einem kämpferischen 1. Mai