Wandzeitung 69

Diese Wandzeitung 69 zur Nachdemo am 1. Mai 2007 haben wir im Mai 2007 veröffentlicht:

Erfolgreiche Nachdemo
Die diesjährige 1. Mai-Nachdemo zählte über 2000 Menschen und konnte selbstbestimmt abgeschlossen werden. Anschliessend wurden in militanten Massenaktionen das Bezirksgericht, die CS, die BMW und die KPMG angegriffen. Sie stehen für das Kapital, Krieg, Sozialabbau und Repression. Dies ist die symbolische Umsetzung der Parole „Bitten wir die Kapitalisten zur Kasse – Klasse gegen Klasse“.

Politische Krise und die Angst vor der Masse
Die Kommentare der bürgerlichen Medien und PolitikerInnen zeigen in aller Deutlichkeit die politische Krise, welche auch weltweit wahrzunehmen ist. Die Massenmilitanz ruft alte Reaktionen in der herrschenden Klasse hervor. Seit es die ArbeiterInnenbewegung gibt, versucht die Bourgeoisie sie mit Titeln wie Mob und Pöbel zu entpolitisieren und zu individualisieren. Das zeigt jedoch vielmehr, in welch engen Grenzen die „Demokratie“ angelegt ist. Wer sich nicht um reformistische Politik an der Wahlurne kümmert oder am Abend mit einem Glas Sekt anständig über Politik philosophieren will, wird als unpolitisch abgestempelt. Wer nicht entsetzt ist, wenn mal ein Stein in eine Scheibe fliegt, oder die Polizei nicht als Autorität anerkennt, wird von Medien-Psychologen oder der sozialdemokratischen Bullenchefin als krank, falsch erzogen, unmoralisch, kulturlos oder verlorene Generation betitelt. Die Reaktion der Herrschenden Klasse hat sich seit 150 Jahren kaum verändert – das Fehlen von Kontrolle und die kollektive Infragstellung des Gewaltmonopols führt bei den Eliten schon im Kleinen zu Panik. So kommt vom SP-Stadtpräsidenten schon die Forderung nach Zensur. Die Krise zeigt sich weiter auch innerhalb des Bürgertums. So gerät die Sozialdemokatie und die Gewerkschaftsführung unter Druck. Sie kann ihre Funktion, die ArbeiterInnenklasse in die Sozialpartnerschaft zu integrieren, schon länger nicht mehr gewährleisten. Während ihre Mitgliederzahlen schwinden, scheint sich in der ArbeiterInnenklasse etwas zu bewegen, was sich unter anderem an Tagen wie dem 1. Mai zeigt.

Nachdemo als Prozess und Aufgabe
Für uns stellen sich die Fragen anders. Die Nachdemo hat eine lange Tradition mit Höhen und Tiefen, verschiedenen Aktionsformen und beteiligten Kräften. An ihr können die Veränderungen innerhalb der proletarischen Klasse an den Tag treten, samt ihrer Widersprüche und Verschiedenheiten. Als KommunistInnen analysieren wir diese verschiedenen Interessen und Schichten der Klasse und versuchen Vorschläge bezüglich Zielen und Aktionsformen zu machen. In  diesem Jahr ist es wieder gelungen, eine grosse, selbstbestimmte Nachdemo durchzuführen. Anschliessend kam es zu gezielten Angriffen gegen Exponenten des Kapitalismus. Bei der ganzen Wut, welche sich durch die kapitalistische, stille Gewalt der Ausbeutung und Unterdrückung im Proletariat angesammelt hat, wurde leider auch das Kleingewerbe und Autos von ArbeiterInnen in Mitleidenschaft gezogen, das Ausmass ist jedoch viel geringer als in anderen Jahren. Wichtig bleibt jedoch weiterhin, Perspektivlosigkeit und die alltägliche Wut in revolutionäres Bewusstsein, Organisierung und gezielte Militanz umzuwandeln. Aufgaben, welche so alt sind, wie die revolutionäre ArbeiterInnenbewegung selbst.

Freiheit für die Gefangegen des 1. Mai
Auch am Abend des 1. Mai wurden gezielte Angriffe verübt. Unter anderem wurde als Zeichen gegen Zweiklassenbildung und Bildungsabbau die Bildungsdirektion des Kantons Zürich mit Farbe markiert. Die Polizei will diesen Anschlag nun mindestens 7 Leuten in die Schuhe schieben und hält diese in Untersuchungshaft. Wir fordern die sofortige Freilassung dieser und aller politischen Gefangenen vom 1. Mai. Die Solidarität, welche am 1. Mai zu spüren war, muss sich fortsetzen. Dafür fordern wir auf, den Solidaritätsaufruf (revmob_zh@yahoo.de oder www.revmob.ch) des Komitees für die Freilassung der Gefangegen des 1. Mai zu unterschreiben.