Flugblatt zur 8. März-Demo 2008

Dieses Flugblatt haben wir an der Demo zum Internationalen Frauenkampftag 8. März 2008 in Zürich verteilt:

8. März 2008 internationaler Frauenkampftag

Wir haben die Schnauze voll von den Rollen, die der Kapitalismus für uns vorgesehen hat. Rollen, für die wir uns abrackern müssen, die Kassen der Bosse jedoch immer voller werden.

Die Rolle der „Vereinbarerin“
Frauen sollen für Lohn arbeiten, Frauen sollen gratis Familienarbeit leisten und dazu noch die 1000 kleinen „Jobs“  und Verantwortungen im Alltag übernehmen – sie sollen also rund um die Uhr fit und flexibel sein. Wenn Frau sich keine ganztägige Kinderbetreuung leisten kann oder gar alleinerziehend ist, bedeutet die alte Forderung nach Vereinbarung von Beruf und Familie und einer individuellen flexiblen Lebensgestaltung: Hin- und Herrasen zwischen schlecht bezahlten Teilzeitstellen, Kindern und sonstigen Verpflichtungen. Männer, die sich mit der Frau die Kinderbetreuung und Hausarbeit teilen, sind immer noch Ausnahmen. Kein Wunder bei den Strukturen auf dem Arbeitsmarkt, durch die Frauen immer noch ca. 22% weniger verdienen als Männer und Teilzeitstellen mehrheitlich in sogenannten Frauenberufen anzutreffen sind. Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen gehen einer Teilzeitarbeit nach und nur 11% der Männer. Für Haus- und Familienarbeit wenden Frauen gesamthaft gesehen fast doppelt soviel Zeit auf wie Männer. Und wo außerfamiliäre Betreuungsangebote nicht ausreichend vorhanden sind, steigt die Belastung in den Familien. Im Kanton Zürich ist nur ein Drittel des Bedarfs an Betreuung abgedeckt.
Für Frauen bedeutet das zudem, kaum soziale Absicherungen zu haben, kleine Renten, höhere Krankenkassenprämien und mehr Stress.

Die Rolle der „Karrierefrau“
Heute wird uns Frauen immer wieder vorgegaukelt, dass alle die Möglichkeit haben Karriere zu machen. Wir müssten uns nur anstrengen. Ja es gibt sie, die wenigen Frauen, welche die obersten Plätze von Wirtschaft, Politik und Bildung besetzen. Und immer mehr Frauen machen auch einen Universitätsabschluss. Doch wo sind all diese Frauen?
Wenn sie Kinder bekommen, sind sie frühzeitig aus dem Rennen. Fehlen ausserdem Geld, Zeit und Chancen, gibt es kaum Möglichkeiten sich beruflich weiterzuentwickeln. Was nützt uns die angebliche Chancengleichheit im Bildungsbereich, wenn später auf dem Arbeitsmarkt eine strukturelle Benachteiligung herrscht? Die proletarische Mehrheit, egal ob Frau oder Mann, sind von vornherein ausgeschlossen. Sie nehmen höchst selten an diesem Rennen teil.
Druck, Konkurrenz, finanzielle und soziale Unsicherheiten, und daraus resultierende Perspektivlosigkeit, verhindern einen chancengleichen Zugang zu Bildung und Erwerbsarbeit.

Die Rolle der „Supermutter“
In Zeiten, in denen sozialstaatlich gespart und privatisiert wird, gewinnt „Beruf Mutter“  wieder an Bedeutung. Die Aufgaben im privaten Bereich, wie Sorge- und Erziehungsarbeit nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch. Die Verantwortungen in den Familien wachsen. Dort, wo immer noch die Frau hauptverantwortlich ist, trägt sie auch die grössere Last.
Ideologische WegbereiterInnen lassen das traditionelle Familienbild wieder aufleben;,wie z.B. die Nachrichtensprecherin und Autorin Eva Herman, die das historisch konstruierte Mutterbild aus dem Nationalsozialismus jüngst an einer Veranstaltung in Bern im März 2007 propagierte. Es sollen gesellschaftskonforme Kinder erzogen werden. Dafür sollen Frauen ihre „wahren Aufgaben“, d.h. die Erfüllung der Mutterrolle und die Bereitstellung eines Heimes für Ehemann und Kinder wahrnehmen. Für gesellschaftliche Miseren, Probleme der Kinder in der Schule und Jugendgewalt werden alleinerziehende und erwerbstätige Mütter verantwortlich gemacht. Doch keine „Supermutti“ kann alle Probleme tragen und lösen, sind diese doch gesellschaftlich bedingt.

Frauenbefreiung fordert Revolution, alles andere ist Illusion!
Wir haben die Schnauze voll von miesen Teilzeitjobs; von den kleinen Renten; von den hohen Krankenkassenprämien; vom Hin- und Herrasen zwischen Kindern und Erwerbsarbeit, um dann als „Rabenmutter“ betitelt zu werden; von den zu knappen und teuren Kinderkrippen; von den 1000 kleinen „Jobs“  und Verantwortungen im Alltag und von Erwartungen nach individueller flexibler Lebensgestaltung, die für uns nur Stress bedeutet und die Kassen der Bosse füllt. Und dann sollen wir auch noch Tag und Nacht schön, sexy, fit und gut drauf sein.
Schluss damit! Frauen machen wir uns fit! Gegen ihren fetten Profit.

Wir wollen SICHERE ARBEITSVERHÄLTNISSE und SOZIALE ABSICHERUNGEN ohne Arbeitshetze!
Wir wollen MEHR LOHN! Und WENIGER ERWERBSARBEIT für Frau und Mann!
Wir wollen nicht bis 65 Jahre schuften. Gegen die 11. AHV-Revision!
Wir wollen MEHR UND KOSTENLOSE KINDERBETREUUNG!
Wir wollen das die HAUS- UND FAMILIENARBEIT VON ALLEN in der Gesellschaft GELEISTET wird!
Wir wollen selbst über unseren Körper bestimmen. GEGEN DEN SCHÖNHEITSWAHN!