Dieses Flugblatt verteilen wir an der Protestkundgebung des Solikomitees Zürich vor dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich am 17. April 08, um gegen die Senkung des Referenzlohnes junger Bauarbeiter zu demonstrieren:
Lohndumping betrifft alle!
Kaum war der LMV (der Gesamtarbeitsvertrag der Baubranche) im Oktober 2007 gekündet, schon setzte das Lohndumping ein. Und zwar von offizieller Seite, von der Tripartiten Kommission. Wie der Name nahe legt, ist diese Kommission dreigeteilt. Regierung, Unternehmer und Gewerkschaften treffen sich darin, gerade in einer Situation wie jene der Bauarbeiter: Ohne Gesamtarbeitsvertrag sind die Arbeitsbedingungen auf dem Bau zum Abschuss freigegeben. Die Tripartite Kommission wäre da als Notbremse zuständig, sie müsste die Mindestlöhne kontrollieren, denn sie ist die «flankierende Massnahme», welche uns als Sicherheit verkauft wurde, als die Unternehmer ein «Nein» zu den Bilateralen Verträgen und damit zur Personenfreizügigkeit fürchteten. Es hiess, Lohndumping werde so effektiv verhindert.
Der Kanton Zürich drückt die Löhne!
Das Versprechen war heisse Luft. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) ist für den Kanton in dieser Kommission vertreten und stellt nach Lehrbuch die neutrale Schnittstelle zwischen Gewerkschaften und Baumeistern dar. Tatsächlich steht sie auf der Seite der Baumeister und die Gewerkschaften hatten keine Chance, die Löhne zu halten. Jetzt zeigt sich, wie gut uns diese Massnahmen «schützen». Es ist nämlich ausgerechnet diese Kommission in Zürich, die den Referenzlohn von ungelernten Bauarbeitern unter 30 Jahren um 10 Prozent gesenkt hat. Kein Wunder! Der Chef des AWAs ist Bruno Sauter, ehemaliger Präsident der FDP Stadt Zürich und einer der im Interview sagt, er erhole sich beim Arbeiten. Das verstehen wir, schliesslich ist er nicht Bauarbeiter! Seine Arbeit wird es ihm erlauben, ohne Rückenschaden 50 zu werden und im Sommer mit Kindern in die Ferien zu fahren. In dieser schönen Jahreszeit sollen hingegen die Bauarbeiter bienenfleissig die Minusstunden, die sich bei schlechtem Wetter angesammelt haben, abarbeiten und in Doppelschichten die «little big city» aufbauen, von der Ledergerber und Konsorten so schwärmen.
Der Baumeisterverband will flexiblere Arbeitszeiten gegen die Bauarbeiter durchsetzen, so dass sie je nach der Laune des Klimas nach Hause geschickt oder zu ewigen Arbeitstagen verdonnert werden können. Deshalb hat er den LMV gekündigt. Deshalb befanden sich die Bauarbeiter anfangs April im Streik. Es geht nicht um schöngeistige Fragen, ob man gerne arbeitet. Es geht um inakzeptable Arbeits- und Lebensbedingungen.
Am Montag einigten sich die Verhandlungsdelegationen von Gewerkschaft und Baumeisterverband ein zweites Mal auf einen LMV. Anfangs Jahr wurde praktisch der gleiche Vertrag schon einmal von der Basis der Baumeister abgeschmettert. Ob die Baumeister nun endlich unterschreiben oder nicht, eines bleibt gewiss: Die einzige Sicherheit, die wir als LohnarbeiterInnen haben, ist unsere kollektive Kampfkraft. Die Fähigkeit also, unsere Interessen zu erkennen, zusammenzustehen, uns zu organisieren und einen Streik zu führen, um die Interessen durchzusetzen. Daran hindert uns aber die Illusion von einer Sozialpartnerschaft oder einer neutralen Schlichtungsinstanz der Regierung. Von oben ist das längst Klassenkampf, die Antwort von unten muss ebenfalls lauten: Klassenkampf!
Nein zum Lohndumping der Baumeister und der Regierung!
Wir unterstützen die Bauarbeiter in ihrem Kampf!
Heraus zum 1. Mai am 1. Mai!
Solidaritätskomitee Zürich:
Antikapitalistische Linke – für Sozialismus (ALS), attac ZH, Bewegung für den Sozialismus (BFS) ZH, Partei der Arbeit (PdA) ZH, Revolutionär Sozialistische Organisation (RSO), Revolutionärer Aufbau Zürich, Revolutionärer Aufbau Winterthur, Revolutionäre Jugend Zürich, REVOLUTION, SchülerInnen Netzwerk Zürich, Einzelpersonen