Kommunikationsguerilla: SP zum 1. Mai

Im Rahmen einer Kommunikationsguerilla-Aktion wurde anscheinend eine fiktive „Veranstaltungsreihe zum 1. Mai“ im Namen der SP Kanton Zürich per Mail verschickt. Darauf folgte ein Dementi von Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Folgendes Programm wurde veröffentlicht: hier klicken

Eingegangenes Mail (24.4.08) von spkanton@spzuerich.ch:

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen

Wir freuen uns, Euch auf unsere Veranstaltungsreihe im Rahmen des Tags der Arbeit aufmerksam machen zu können. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund, der Stadtverwaltung und dem 1. Maikomitee haben wir konstruktive Schritte zur Verhinderung der alljährlichen Krawalle am 1. Mai machen können. Um diese erfreuliche Entwicklung auch inhaltich zu würdigen, organisiert die Sozialdemokratische Partei Kanton Zürich eine Veranstaltungsreihe, für welche auch prominente Mitglieder der Partei als RednerInnen gewonnen werden konnten. Des Weiteren wird diese Veranstaltungsreihe unterstützt vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund, der nationalen Sozialdemokratischen Partei und dem lokalen Fernsehsender „Tele Züri“.

Die Veranstaltung gliedert sich in verschiedene Referate, welche der Frage nach der Zukunft der Sozialdemokratie nachgehen, wobei auch ein spezifischer Fokus auf die Feierlichkeiten des 1. Mai in Zürich gelegt wird. Die Referate werden hauptsächlich in der Giessereihalle des Puls 5 in Zürich gehalten und erstrecken sich zeitlich vom 30. April bis zum 2. Mai.

Als spezielles Referat wollen wir Euch den Eröffnungs-Beitrag von Herrn Peter Spuhler (Schweizerische Volkspartei) am 30. April nahelegen. Mit dem Impulsreferat „Die SPS aus Aussensicht“ soll eine Podiumsdiskussion mit (noch nicht bestimmten) VertreterInnen der Sozialdemokratischen Partei Kanton Zürich eingeleitet werden. Die Podiumsdiskussion wird in Zusammenarbeit mit dem lokalen Fernsehsender „Tele Züri“ im Rahmen der Sendung „Talk Täglich“ organisiert. Die Moderation hat Markus Gilli inne.

Dem angehängten Programm könnt Ihr die verschiedenen ReferentInnen und inhaltlichen Beiträge entnehmen. Wir würden uns freuen, auch Euch am Eröffnungspodium am 30. April begrüssen zu dürfen und bitten Euch, über Eure Vertriebskanäle für diese Veranstaltungsreihe zu werben. Falls Ihr das Programm in gedruckter Form beziehen wollt, könnt Ihr diese in unserem Sekretariat gerne bestellen.

Mit freundlichen Grüssen

Sozialdemokratische Partei Kanton Zürich

Programm (PDF):

  Peter Spuhler (SVP)
Spricht zu: „Die SPS aus der Aussensicht“

Impulsreferat zum lebhaften Auftakt der Veranstaltungsreihe. Anschliessen Podiumsdiskussion, moderiert von Markus Gilli. Live-Übertragung von Tele- Züri im Talk-Täglich.
30. April_18:00 Uhr-Vorplatz

Roman Burger
Spricht zu: „Macht demonstrieren“

Demonstrationen wie jene am 1. Mai sind zu unbedeutenden Ritualen verkommen. Wenn wir uns heute Gehör verschaffen wollen, so müssen wir auf eine kluge Kombination medialer Inszenierung und handfester Präsentation unserer Inhalte setzen. Wir als Organisator/-innen tragen die Verantwortung dafür, dass die Demonstrationen so aussehen, wie wir sie geplant haben, ansonsten schaden sie mehr, als sie nützen.
1. Mai_14:00 Uhr_Giessereihalle

Chantal Galladé
Spricht zu „Sicherheit ist ein Menschenrecht“

Wir dürfen der SVP nicht das Feld überlassen. Gefängnisse für Jugendliche sind Tabu – zu Unrecht. Wenn wir unsere Heimat effektiv schützen wollen, müssen wir ohne Scheuklappen über Strafmassnahmen nachdenken. Nutzen wir den erzieherischen Aspekt der Repression. Gehen wir das Thema an.
1. Mai_15:00 Uhr_Giessereihalle

Serge Gaillard
Spricht zu: „Sozialpartnerschaft neu denken“
1937 markiert ein historisches Datum: der nationalkonservative Angriff konnte von der Linken durch die Sozialpartnerschaft gebrochen werden. Damals wurde die Grundlage für einen klassenübergreifenden Korporatismus gelegt, heute müssen wir weiter gehen. Ohne Wirtschaftswachstum kein Reichtum für alle! Für eine Allianz zwischen Bürgern mit dem Willen zum Fortschritt!
1. Mai_16.00 Uhr_Giessereihalle

Elmar Ledergeber
Spricht zu: „Die Stadt wird neu gebaut“

Zürich bewegt sich, unsere Stadt wird immer attraktiver für aussergewöhnliche Menschen jeder Art, steigert damit nebenbei die Steuereinkünfte und wirft den überkommenen, engsichtigen Baustill ab. Wir kommen den Investoren entgegen, gemeinsam bauen wir eine moderne, weltoffene Stadt. Wir brauchen Weitblick, dann sind wir Gewinner!
2. Mai_12:00 Uhr_Giessereihalle

Esther Maurer
Spricht zu: „Eltern erziehen“
Die Szenen am 1. Mai 2007 haben ein klares Signal gesendet. Wir riskieren eine verlorene Generation! Die Jugend ist verwahrlost, verroht und brutalisiert. Repression und Sozialstaat müssen dort intervenieren, wo Erziehung passiert. Eltern, im Speziellen die Mütter, müssen ihre Sorgfaltspflicht erfüllen. Diese muss benotet werden. Dafür muss das Sozialdepartement Controlling-Instrumente entwickeln.
2. Mai_13:00 Uhr_Giessereihalle

Simonetta Sommaruga
Spricht zu: „Das Soziale – Last und Kapital?“
Können wir uns den Anachronismus der „Sozialen Frage“ noch leisten? Die SP als Partei als Partei der Integration ist am Plus der Zeit und der Gesellschaft. Wir sind alle Konsument/-innn, den Klassengegensatz gib es schon lange nicht mehr. Politik von unten muss oben miteinbeziehen. Konsens unser der Antrieb, damit wir das Soziale als Motor der Innovation nutzen können.
2. Mai_14:00 Uhr_Giessereihalle

Moritz Leuenberger
Spricht zu: „Restrukturierung als Chance“

Der geladene Bundesrat freut sich auf den Abend: „Ich bin sehr erleichtert an diesem 1. Mai wieder in Zürich sprechen zu können, diesmal aber in einem vernünftigen Rahmen, ohne auf Linke treffen zu müssen.“ Unser Bundesrat erläutert die zukunftsweisende Strategie der Privatisierung. Der Bund ist dabei die SBB und die Post neu zu gestalten. Arbeitnehmer/-innen jammern viel, beklagen sich über die Stoppuhr im Nacken und über Überstunden, erkennen aber zu wenig, wie unglaublich spannend es ist, an einem solchen Prozess dabei sein zu dürfen.
2. Mai_15:00 Uhr_Giessereihalle

Eingegangenes Mail (26.4.08) von elmar.ledergerber@zuerich.ch:

Dementi bezüglich fingierter Veranstaltungsreihe

Sehr geehrte Medienschaffende

Aus Gründen der Dringlichkeit kommuniziere ich nicht wie in gewohnter Weise über den Pressedienst des Präsidialdepartements, bitte Sie aber, für allfällige Rückfragen unseren Mediensprecher Herrn Nat Bächtold zu kontaktieren.

Am Donnerstag wurden Pressemitteilungen mit dem Titel „Veranstaltungsreihe zum 1. Mai“ mit einer fingierten E-Mail-Absenderadresse der SP Kanton Zürich an eine unbekannte Anzahl Empfänger versandt. Das Dokument ist diesem Mail angehängt. Hiermit will ich klarstellen, dass diese Ankündigung eine Fälschung darstellt und ich kein Referat in einem solchen Rahmen halten werde. Dies wurde mir auch vom Sekretariat der SP Kanton Zürich bestätigt.

Unbekannte haben hier, offenbar im Vorfeld der 1. Mai-Feierlichkeiten, Schindluder betrieben. Allem Anschein nach sollen damit die Anstrengungen und Leistungen der Sozialdemokratischen Partei für einen friedlichen Tag der Arbeit verunglimpft werden. Dafür habe ich nicht das geringste Verständnis.

Es macht mich persönlich aber auch wütend, mit anzusehen, wie das kreative und vielfältige Humankapital unserer Stadt in die Hände von Gruppierungen fällt, welche unsere Jugend mit anachronistischen Ideen wie „Kommunismus“ oder „Klassenkampf“ blendet. Gerade ein innovatives Zürich braucht den Idealismus der Jugend. Ja, diese soll auch mal über die Strenge hauen dürfen. Umso mehr müssen aber alle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zusammen Lösungen finden, wie man dieses Kreativpotenzial vor linken Chaoten schützt. Es darf nicht sein, dass sich unter dem Banner „Widerstandskultur verteidigen“ – so neuerdings die Parole – friedliche Bürger und gewaltbereite Chaoten in Gemeinsamkeit wähnen.

Meine Türe steht deshalb immer offen für junge Leute mit konstruktiven und innovativen Ideen. Wir wollen schliesslich alle einen 1. Mai des 21. Jahrhunderts, welcher – fernab vom ewigen Nörgeln – mit seinem lebendigen und mutigen Kapital Synergien zur Aufwertung unserer schönen Stadt und unserem Lebensraum schafft.

Mit freundlichen Grüssen

Elmar Ledergerber
Stadtpräsident

 

Für Rückfragen:
Nat Bächtold, Leiter Kommunikation
E-Mail: nat.baechtold@zuerich.ch

Telefon: 044 / 412 30 96