Rede an der Antirep-Demo (3. Mai08)

Diese Eingangsrede wurde an der Antirepressions-Demo vom 3. Mai 08 in Zürich gehalten. Die Demo wurde nur nach wenig Metern von den Bullen eingekesselt:

Am 1. Mai sollte alles anders werden! So wollten es vor allem die Bullen, die SP und die Gewerkschaftsführung. Sie wollten eine kurzen Umzug am Morgen und dann wollten sie Ruhe und Ordnung in der Stadt.Das ist ihnen nicht gelungen. Wir konnten den 1. Mai als Kampftag, als Tag der Widerstandskultur verteidigen. Bis zu 3000 Leute liessen sich nicht von der Militarisierung des Langstrassenquartiers, von den Unmengen an Bullen und Zivilbullen, von den Fichierungen und willkürlichen Kontrollen einschüchtern und genossen das Konzert der UK SUBS auf dem Revolutionären Treff und bevölkerten die Strassen unseres Quartiers.Genau das wollten die Bullen verhindern. Sie hatten den Auftrag von den Politikern und Kapitalisten uns alle einzuschüchtern. Wir sollten zuhause bleiben und Angst haben. Logisch! Sie wollten, dass wir vereinzelt und frustriert bleiben. Denn was sie am 1. Mai nicht wollen, ist, dass die Menschen zusammenkommen, die nicht JA und AMEN zum Kapitalismus sagen. Sie wollen nicht, dass wir zu Hunderten gemeinsam darüber diskutieren, dass das Leben für die UNTEREN dieses Systems einfach Scheisse ist. Sie haben Angst vor dem 1. Mai – nicht, weil wir Gewalt ausüben könnten – denn das übt der Staat, die Bullen und die Unternehmer täglich auf uns aus – nein, sie haben nicht Angst vor Gewalt, sondern davor, dass diese Gewalt VON UNTEN kommt und sich GEGEN die HERRSCHENDEN richtet. Sie haben Angst davor, dass wir nicht mehr akzeptieren, dass der Staat mit seinen Bullen, der einzige ist, der Gewalt einsetzen kann, dass wir nicht mehr akzeptieren, dass Arbeitslosigkeit, Lohndruck und Arbeitshetze einfach so Schicksale sind. Wenn die Polizei am 1. Mai von Jungen und Alten, von Frauen und Männer, von Ausländern und Schweizern nicht mit Respekt begrüsst wird, sondern sich die Leute gegen die Polizei verteidigen, dann könnte es auch sein, dass wir alle auch das kapitalistische Schicksal in Frage stellen. Der 1. Mai ist der Tag, an dem die Menschen von unten für eine Antikapitalistische Perspektive kämpfen. Ruhe und Ordnung haben wir im Alltag nicht. Stress und Unruhe begleiten uns täglich. Weshalb sollte dann ausgerechnet am 1. Mai Ruhe und Ordnung herrschen? Der 1. Mai ist nicht der Tag der Ruhe und Ordnung. Nein, er ist der Tag des Klassenkampfes und des Widerstands!Wir haben zu dieser Demonstration gegen Repression aufgerufen, weil wir denken, dass es eine Antwort auf den Bullenterror am 1. Mai geben muss. Die Herrschenden wollten ihre Bullen am 1. Mai für die Euro08 trainieren. Der revolutionäre Treff wurde mehrmals ohne jeglichen Grund eingekesselt, Leute wurden fichiert und willkürlich verhaftet. Das Langstrassenquartier glich einer militärisch besetzten Zone. Mit purer Einschüchterung und Repression sollte Ruhe und Ordnung herbeigeprügelt werden.Für diese Ungerechtigkeiten fühlten sich die Bullen natürlich durch die Herrschenden legitimiert. Die Hetze gegen den 1. Mai, welcher vor allem durch Zeitungen wie der NZZ vorangetrieben wird, geht so weit, dass sich die SP-Bullenchefin Esther Maurer nicht einmal mehr rechtfertigen muss, ob Bulleneinsätze verhältnismässig sind. Die schlimmere Folge aber ist, dass dieses Klima der bürgerlichen und reaktionären Hetze gegen den 1. Mai, Leute schafft, die ohne skrupel andere Menschen mit dem Auto überfahren. So ist ein Amokfahrer in eine Menschenmenge in der Dienerstrasse gefahren und hat 2 Menschen schwer verletzt. Die Hetze gegen den 1. Mai schafft Gewalt an zivilen Personen. Sie produziert reaktionäre Gewalt.Gleichzeitig führte die Belagerung unserer Quartiers durch die Bullen dazu, dass für die Verletzten über 30 Minuten lang kein Krankenwagen kam. Während sich Hunderte von Bullen für ihre Jagd frei im Quartier bewegen konnten, wurde die lebenswichtige Hilfe der Sanität verhindert. Das ist also die zivilisierte, gesittete Art der SP, des Staats, der Bullen. Eine Bullenübung für das Euro08 ist wichtiger als Menschenleben!Weil wir seit jahrzehnten wissen, dass wir dem Staat nicht vertrauen können, haben die linken Strukturen eine eigenen Sanität aufgebaut, welche bei unseren Demonstrationen vor Ort ist und verletzte zuverlässig betreut. Auch in diesem Fall war ein Sanitäter des aus revolutionären Strukturen vor Ort und leistete erste Hilfe. Dass der Krankenwagen über eine halbe Stunde nicht kam, ist nicht einfach ein Betriebsunfall, sondern das Kalkül der Bullen. An der Dienerstrasse, wo wir jetzt hinlaufen werden, wird ein Redebeitrag in Form eines Berichts des linken Sanitäters, und damit aus erster Hand, verlesen.