Flugblatt zu Oekologie (1. Mai 08)

Dieses Flugblatt (PDF runterladen) der Arbeitsgruppe Ökologie des Revolutionären Bündnisses Region Zürich wurde am 1. Mai 08 verteilt:

Gegen die Ausbeutung von Mensch und NaturDas Kyoto-Protokoll – ein Meilenstein in der Geschichte?
Seit 1992 gibt es im Rahmen der Vereinten Nationen sog. „Welt-Klimakonferenzen“. Bereits an der ersten Konferenz in Rio wurde das Ziel formuliert „die Treib-hausgas-Konzentrationen in der Atmos-phäre auf einer Höhe zu stabilisieren, die gefährliche störende Einwirkungen des Menschen auf das Klimasystem ver-hindert“. Dies blieb ein Lippenbekenntnis, denn bindende Verpflichtungen gingen die Regierungsvertreter vorerst nicht ein. So verstrichen 5 Jahre, in denen die Schorn-steine weiter ihre Gifte in die Luft pusteten.Kyoto-Protokoll
Im Jahre 1997 kam es dann zum „Meilenstein in der Geschichte“ wie sich Angela Merkel ausdrückte. Im sog. „Kyoto-Protokoll“ wurden nun für die hochindustrialisierten Länder verbindliche Ziele festgelegt, um die Emissionen von Treibhausgasen einzudämmen. Nun, was beinhaltet denn dieses Kyoto-Protokoll? Im Wesentlichen müssen die industrialisierten Länder ihren jährlichen Ausstoss von Treibhausgasen (CO2 und vielen weiteren) um durchschnittlich 5,2 % reduzieren im Vergleich zu dem, was sie 1990 ausstiessen. Dies kommt den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und dem ehemals geteilten Deutschland sehr gelegen. Denn nach 1990 brachen die real-sozialistischen Länder zusammen, und somit deren Wirtschaft und mit ihr logischerweise auch die Treibhausgas-emissionen. Dies erklärt, wieso einige Länder Zahlen ausweisen können, die den Zielen des Kyoto-Protokolls tatsächlich entsprechen.
Die Verwirklichung der Ziele des Kyoto-Protokolls wäre nicht mehr als ein symbolischer Schritt weg von den dro-henden Umweltkatastrophen. Doch nicht einmal diese konnte auch nur annähernd erreicht werden!
Wie obige Grafik zeigt, beschleunigte sich der weltweite CO2-Ausstoss seit der Einführung des Kyoto Protokolls sogar drastisch!
Um die drohenden Gefahren abzuwenden, reichen die propagierten Ansätze niemals aus! Eine radikale Umgestaltung der Wirtschaft ist unumgänglich. Das Bedürfnis nach Wirtschaftswachstum  im Kapitalismus steht im unversöhnlichen Widerspruch zu einer Verminderung der Umweltbelastung! So erleben wir bereits die groteske Situation, dass die Herrschenden sich nicht mehr Sorgen machen, wie die Umwelt noch zu retten sei. Nein: sie wissen, dass es ihnen nicht möglich sein wird dies zu erreichen. So beschäftigt diese mehr und mehr, wie sie in Zukunft mit den Folgen ihrer ignoranten Politik umgehen können. Militarisierung, Aufblähung des Repressionsapparates, Abschottung gegenüber MigrantInnen, usw sind auch unter diesem Aspekt zu verstehen. 
Ein „Umweltschutz“, der die Zerstörung der Lebensgrundlagen der jetzigen und kommenden Generationen nur geringfügig eindämmt, ist blanker Hohn. Die wissen-schaftlichen Erkenntnisse sowie das alltägliche Leiden von Millionen von Menschen und Tieren, die von den Folgen der kapitalistischen Wirtschaft betroffen sind, schreien nach Lösungen. Lösungen, die nur von unten, von uns kommen können.Wasser als Quelle von Profit?
Bereits 1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser und 2,6 Milliarden Personen leben ohne Anschluss an Sanitäranlagen. 80 Prozent aller Krankheiten in Entwicklungsländern sind auf verschmutztes Wasser oder den Mangel an sanitären Anlagen zurück-zuführen; täglich sterben deswegen 6’000 Menschen, vor allem Kinder. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen werden bis zum Jahr 2025 zwei Drittel der Menschheit unter Wasser-knappheit oder gar unter Wassermangel leiden.
In erster Linie sind Verschwendung und Verschmutzung dafür verantwortlich, dass sauberes Wasser immer knapper wird. Grundsätzlich fliessen 95 Prozent der Haushaltsabwässer und 70 Prozent der Industrieabwässer ungeklärt in Flüsse, Seen oder ins Meer. So sind die Hälfte aller Flüsse stark mit Schadstoffen belastet, Tendenz steigend. Das meiste Wasser – weltweit etwa 70 Prozent – verbraucht die Landwirtschaft. Dabei geht mehr als die Hälfte durch ineffiziente Bewässerungs-systeme verloren. Nebenbei richtet sich die Wahl der zu anbauenden Feldfrüchte meistens nach ökonomischen und nicht klimatischen Bedingungen. Auch der industrielle Konsum (rund 20% des globalen Wasserverbrauchs) nimmt weiter zu. Grundwasser muss aus immer grösseren Tiefen gepumpt werden, der Grundwasserspiegel sinkt. Abholzung, die Zerstörung von Feuchtgebieten und die globale Erwärmung setzen den fragilen Wassersystemen des Planeten ebenfalls stark zu, Wüsten breiten sich aus.
Gutgemeinte Zukunftspläne gibt es bereits zur Genüge. So versicherten zum Beispiel die Vereinten Nationen in “Millennium Development Goals“, dass sie bis 2015 „den Anteil derer, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, halbieren“ werden. Leider ist es bloß so, dass es meistens beim guten Vorsatz bleibt und die Praxis sogar in die entgegengesetzte Richtung führt. Die Lage in den kommenden Jahren wird sich drastisch verschlechtern, denn es zeichnet sich eine vermehrte Privatisierung der Wasser-versorgung ab. Da die privaten Konzerne nur an ihrem Gewinn orientiert sind, werden die Preise noch steigen. Ein zusätzliches Problem ist auch, das riesige Konzerne ihre Monopolstellung ihre Macht ausnutzen, um ganze Regionen zu kontrollieren.
Trotzdem wollen Vertreter internationaler Konzerne (wie zum Beispiel Nestlé-CEO: Peter Brabeck) uns die Privatisierung als Schutz des Wassers vor Vergeudung und Verschmutzung schmackhaft machen. Die Erfahrungen mit Privatisierung in vielen Ländern des Südens – Argentinien, Boli-vien, Indonesien u.v.m. – zeigen jedoch, dass die Übernahme der Wasserversorgung durch private Konzerne kaum Probleme löst, aber viele neue schafft.
In Ländern, wo das Wasser aus natürlichen Gegebenheiten schwerer zu gewinnen ist, werden arme Regionen von Anfang an von der Wasserversorgung ausgeschlossen, da dort zuwenig Kaufkraft vorhanden ist, um fette Profite zu schlagen. Auch erhoffte Eigeninvestitionen bleiben weitgehend aus. Die Unmenschlichkeit dieser Logik zeigt sich in ländlichen Region von Kolumbien, wo paramilitärische Truppen kontrollieren, dass kein Regenwasser gesammelt wird, da dort das Wasser privatisiert ist, und es somit Diebstahl wäre, es ohne zu bezahlen zu konsumieren.
Dass das Wasser überhaupt vermehrt der Profitlogik unterstellt wird, kann kaum damit erklärt werden, dass dies das Problem besser als eine staatliche Kontrolle lösen kann. Vielmehr zeigt sich darin, dass das Kapital auf der verzweifel-ten Suche nach Verwertungs- und Profit-möglichkeiten immer mehr in Bereiche eindringen muss, wo es nur noch destruktiv wirken kann. Es wird endlich Zeit, dass das Leben auf der Erde mehr zählt, als der durch Unmenschlichkeit gewonnene Profit!Die „grüne Lunge“ der Erde
Heutzutage werden Urwälder weltweit brutal zerstört und rücksichtslos ausgebeutet. Sei es in Afrika, im Amazonas-Gebiet oder in Asien, die Vernichtung ist überall immens: Jede zweite Sekunde wird Urwald von der Fläche eines Fussballfeldes abgeholzt und somit zugunsten des wirtschaftlichen Profites kahlgeschlagen. Nicht nur eine enorme Vielzahl an Tieren und Pflanzen werden durch die Rodung der Urwälder bedroht, auch Menschen werden ihrer Lebensgrundlage erbarmungslos beraubt. Hinzu kommt, dass die Abholzung der Urwälder einen negativen Effekt auf unser Klima ausübt: Urwälder wirken – vereinfacht gesprochen – global betrachtet wie eine Art Klimaanlage, welche unsere Luft reinigt und unsere Temperaturen reguliert; so werden beispielsweise Unmengen von schädlichem CO2 von der Flora der Urwälder aufgenommen und als, für uns nützliches O2 wieder ausgestossen. Ausserdem filtrieren Urwälder den lebensnotwendigen Stoff Wasser und verhindern dank ihrem dichten Wurzelwerk Erosionen, welche Mensch und Tier bedrohen könnten.
Fehlen die Urwälder, gerät unser Klima noch mehr ins Wanken. Zudem ist zu bemerken, dass die Abholzung an sich nicht – wie so oft propagiert – klimafreundlich ist, sondern unserer Umwelt weiter schadet: Durch Brandrodung, die Aufbietung von schweren Fahrzeugen während der Rodung und dem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden nach der Rodung werden gewaltige Mengen von Treibhausgasen unserer Atmosphäre entladen. Es stellt sich unweigerlich die Frage, zu welchem Zweck bereits 80% der ursprünglichen Urwälder zerstört wurden und wieso dies immer noch stillschweigend geschieht.
Den Zweck, welcher die grossflächige Rodung der Urwälder dient, ist leicht zu erraten. Nebst industriellem Holzschlag sind Strassenbau, Landwirtschaft oder der Minenbau zur Förderung von Gold, Diamanten, Blausäure und anderen Rohstoffen als weitere Gründe für die Ausschlachtung der Urwälder zu nennen. Der Grund dafür, dass die Zerstörung des natürlichen und artenreichen Lebensraums Urwald akzeptiert und unterstützt wird, liegt offensichtlich an den charakteristischen Zügen des Systems, in dem wir leben: Dem wirtschaftlichen Profit wird mehr Wert zugesprochen als der Erhaltung von Natur und Leben. Wer daran glaubt, dass den Urwäldern samt ihren Bewohnern geholfen werden könne, solange der Kapitalismus existiert, liegt falsch!
Für das Leben! Widersetzen wir uns der kapitalistischen Zerstörungswut!Umwelt- oder Wirtschaftskrise?
Die Umweltproblematik wurde in den letzten Jahren ein breit diskutiertes und auch von weiten Teilen der Gesellschaft ernst genommenes Problem. Trotzdem scheint alles beim Alten zu bleiben. Will mensch denn gar nicht wirklich umweltfreundlich sein? Grundsätzlich müsste man wohl zugunsten der Nachhaltigkeit auf so mancherlei materiellen Reichtum verzichten. Dabei gibt es durchaus Leute, welche bewusst auf ein Auto verzichten oder auch sonst darauf achten, der Umwelt möglichst wenig zu schaden.
Nur ändern die paar Wenigen kaum etwas am Gesamtproblem, was aus ihrem Verzicht nicht gerade viel realen Gewinn entspringen lässt. Alleine ist man nicht mehr als ein Tropfen auf der kernreaktor-betriebenen heissen Platte der modernen Gesellschaft und verheizt sich schnell mal selbst. Die Produktion wird eben nicht durch bewusste politische Entscheide, sondern durch den Markt entschieden. Theoretisch wird uns das als etwas sehr Demokratisches verkauft, da schlussendlich die KonsumentInnen mit ihrer Entscheidung, was er/sie kaufen will, über die gesamte Produktion bestimmt.
Praktisch achtet er/sie bei seiner Shopping-Tour jedoch kaum auf ökologische Probleme oder sonstige Produktionsbedingungen, von denen er/sie als ArbeitnehmerIn sogar selbst betroffen ist. Es könnte natürlich verlangt werden, dass dies geändert werden soll, indem man zu jedem Produkt Angaben über Umweltverträglichkeit und Arbeitsbedingun-gen am Produktionsort macht. Die Realität sieht jedoch anders aus: Marketing tritt anstelle von Transparenz, denn jede/r ProduzentIn will ja verkaufen, was das Zeug hält, um seine/ihre Profite zu maximieren oder nur schon um nicht von der Konkurrenz verdrängt zu werden.
Auch die Politik ist stets darum bemüht, dass das Wirtschaftswachstum möglichst hoch ausfällt, um der drohenden Wirtschafts-krise zu entkommen. So schmettert mensch regelmässig verschiedenste Initiativen ab, welche den Umweltschutz auf staatlicher Ebene durchsetzen wollen. Die Standort-konkurrenz führ auch schon zu einem regelrechten Wettbewerb darum, wo man am sorglosesten die Natur (und den Menschen) ausbeuten kann, um die InvestorInnen mit günstigsten Bedingungen für fette Profite für sich zu gewinnen. So spielt sich auch auf internationaler Ebene das ab, mit dem jede/r Einzelne von uns tagtäglich zu kämpfen hat: Isoliert erreicht man real gar nichts und zusätzlich hat man schon genügend mit anderen Problemen zu kämpfen. Diese Mischung aus Wettbewerb und existentieller Bedrohung ist ideal, um jede Verantwortung total verwässern zu lassen.
Nur durch eine demokratische Einbeziehung in die Planung der Produktion jedes/jeder Einzelnen kann mensch die Bedingungen schaffen, welche überhaupt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und unseren Ressourcen führen kann. Erst wenn der Entscheid zwischen Auto und intakter Natur real wird, kann die Mehrheit der Menschen davon überzeugt werden, dass sich ein Verzicht auch lohnt. Erst wenn die Gesellschaft sich ihr Bestimmungsrecht über die Produktion erkämpft hat, ist sie imstande, die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden.
Dies steht jedoch in einem unversöhnlichen Widerspruch zum Kapitalismus, der grundlegend auf privater Produktion beruht. Auf technischer Ebene steht der durchaus komplexen Aufgabe der Planung einer Gesamtwirtschaft auch dank Computer- und Netzwerktechnologie nichts mehr im Wege. Ansonsten all diejenigen, welchen Profit wichtiger ist als unsere Zukunft!