Lindt&Sprüngli mit Tränengas gegen ArbeiterInnen

Solidarität mit den ArbeiterInnen von Lindt in Oloron

Tränengas gegen streikende ArbeiterInnen in Frankreich 

Flugblatt, Hintergründe und Zeitungsartikel zu einer Protestaktion des Solikomitees Zürich vor Lindt&Sprüngli in Kilchberg am 5. November 2008

Das Solikomitee Zürich versteht sich als Teil des gesamtschweizerischen Vernetzungsinitiative „für einen neuen Syndikalismus“ und unterstützt Arbeitskämpfe, wo es geht. Mach mit und melde dich unter www.solikomitee.ch oder mail@solikomitee.ch.

Flugblatt vom Solikomitee Zürich: Solidarität mit den ArbeiterInnen von Lindt-Oloron (F)!

Wenn Schokolade bitter schmeckt…

Bei einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 10 % (2003-2007) und einer erwarteten Gewinnsteigerung von 8-10 % für 2008 sollte ein Unternehmen wie Lindt & Sprüngli eigentlich in der Lage sein, seinen MitarbeiterInnen eine anständige Lohnerhöhung zu gewähren. 60 € pro Monat hatten die Beschäftigten von Lindt-Oloron im Südwesten Frankreichs ursprünglich gefordert. Die Verhandlungen darüber waren nach zehn Minuten beendet: Der Direktor des Werkes hatte klargemacht, dass die Löhne für 2008 nicht über 10 € erhöht werden.Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Oloron sind empört: „Die Bosse von Lindt kommen in den Genuss von phantastischen Profiten, und die ArbeiterInnen sollen nur das Recht auf Brosamen haben. Wofür halten sie uns?“  Sie treten in den Streik und blockieren sämtliche Ein- und Ausgänge, um so die Anlieferung von Rohmaterial und den Abtransport von Endprodukten zu verhindern. Gleichzeitig nehmen sie mit dem Hauptsitz von Lindt-Frankreich Kontakt auf und verlangen die Intervention eines Schlichters. Doch die Antwort aus Paris, die am Nachmittag eintrifft, fällt vernichtend aus: Die Generaldirektion steht voll und ganz hinter dem Direktor von Oloron, der hart bleibt. Obwohl die Gewerkschaft inzwischen die Forderung zuerst auf 25 €, dann auf 20 € gesenkt hat, ist keine Einigung möglich. Die Direktion bietet höchstens 15.

Am Abend des 22. Oktober 2008, kurz nach 19 Uhr, fährt die Gendarmerie beim dem Fabriktor vor. Rund dreissig Uniformierte stürmen die Besetzung. „Ich wurde brutal gegen das Portal gedrückt. Mir hat es den Atem verschlagen. Sie haben mich am Bein verletzt“, berichtet eine Arbeiterin. Unter Pfeifen, Buhrufen und Schimpftiraden bilden die Uniformierten einen sicheren Korridor, um zwei Lastwagen die Zufahrt zur Fabrik zu ermög­lichen. Dennoch räumen die Streikenden das Feld nicht: „Wir sind entschlos­se­ner denn je. Wir bleiben vor Ort und werden versuchen, die Blockade auf irgend eine Weise aufrecht zu erhalten.“ Um 20.30 Uhr greift die Polizei erneut an, um mit Gewalt die Durchfahrt eines LKW zu erzwingen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter werden diesmal mit Tränengas vertrieben. Die Leute sind fassungslos: „Lindt verhandelt nicht, sondern schickt uns lieber die Bullen. … Nun sind wir wegen einer Differenz von fünf Euro pro Monat gestürmt worden.“

Wir protestieren gegen das Verhalten des Lindt-Konzerns, der hier in Kilchbrg seinen Hauptsitz hat und für das Vorgehen seines französischen Werkes verantwortlich ist! Offenbar regiert die traditionsreiche Schweizer Firma mit Zuckerbrot und Peitsche: Während in Kilchberg Wert auf „Sozialpartnerschaft“ gelegt wird, werden in Frankreich berechtigte Arbeitnehmerforderungen mit brutaler Polizeigewalt unterdrückt. Der Kampf der Kolleginnen und Kollegen von Oleron ist auch unser Kampf: Wenn an anderen Standorten die Löhne gedrückt werden, hat das zur Folge, dass irgendwann Arbeitsplätze von Kilchberg beispielsweise nach Oloron verlagert werden, weil dort günstiger produziert werden könne… Wir verlangen von der Konzernleitung eine öffentliche Erklärung zu den gravierenden Vorfällen in Oloron. Ist das die „Sozialpartnerschaft“ der Zukunft? Wenn wir das nächste Mal ein Stück Lindt-Schokolade essen, werden wir uns daran erinnern, wie die ArbeiterInnen behandelt werden, die sie hergestellt haben! 

Einige aktive GewerkschafterInnen