Flugblatt zum 8. März 2009

Dieses Flugblatt (PDF) haben wir an den Mobilisierungen zum Internationalen Frauenkampftag 8. März 2009 verteilt:

 

Frau Soll hat die Nase voll – Frau einsam kämpft jetzt gemeinsam!
Internationaler FrauenkampftagFrau Soll hat die Nase voll… denn immer häufiger werden arbeitsrechtliche Sicherheiten unterlaufen, Stress und systematische Überwachung am Arbeitsplatz gehören zum Alltag, das Einkommen garantiert kein Auskommen mehr. So sehen prekäre Arbeitsverhältnisse aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein langer wirtschaftlicher Aufschwung. Der Mythos dieser Zeit war der Familien-Ernährer-Lohn, das sichere Arbeitsverhältnis ein Leben lang. Aber eben nur ein Mythos. Denn für die proletarische Mehrheit war oft der kleine Lohn der Frau nicht einfach nur ein Zuverdienst, sondern Notwendigkeit für viele Familien.
Nach diesem Aufschwung folgte eine Deregulierung des Arbeitsmarktes. Teilzeitjobs, befristete Anstellungen, Arbeit auf Abruf und im Stundenlohn wurden immer häufiger.
Flexible Teilzeitjobs wurden als optimale Lösung vor allem für Frauen angeboten, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Ein schönes Märchen, diese  „Freiheit der Vereinbarkeit“.
Fakt ist, dass  der Kapitalismus  einerseits Frauen als billige Arbeitskräfte in die Erwerbsarbeit  integrieren wollte. Anderseits soll die Frau weiterhin gratis Haus- und Familienarbeit verrichten. Noch heute tragen 80% der Mütter in der Schweiz die Hauptverantwortung im Haushalt! Deshalb wollen wir eine Vergesellschaftung und gleiche Verteilung der  Reproduktionsarbeit und Teilzeitarbeit für den ganzen Lohn.
Prekarisierung hat nichts mit der technologischen Entwicklung zu tun, sondern dient den KapitalistInnen nur dazu, unsere Arbeitsbedingungen zu verschlechtern damit sie mehr Profit machen können. Wir müssen uns gemeinsam organisieren und auf die Strasse gehen!
Frau Einsam kämpft jetzt gemeinsam für eine neue Perspektive!
Weg mit den prekären Jobs!
Verteidigen wir unsere Würde gegen Arbeithetze und Rationalisierung!
Solidarität ist unsere Waffe! Frauenkampf ist Klassenkampf!
Für den Kommunismus!


Weg mit prekären Jobs und miesem Lohn!

Beispiel Verkauf:
Ich arbeite seit 2 Jahren in einem Baumarkt an der Kasse.
Bei uns läuft viel über Arbeit auf Abruf und viele wissen ihre monatlichen Arbeitspensen nicht. Wir kommen wenn man uns braucht und bleiben daheim wenn es uns nicht braucht. Sehr kurzfristig oder sogar am selben Tag werden die Einsätze bekannt gegeben. Einmal 60 Stunden die Woche und dann wieder 20 Stunden. Dazu kommen dann noch die Überstunden, die oft nicht rechtmässig bezahlt werden. Ich weiss nie ob es reicht für die Miete und Krankenversicherung und wenn dann die Betreibungen folgen, ist es schwer da wieder raus zu kommen. Ich kann nichts mehr planen, meine Freunde habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Auch das Klima beim Arbeiten ist oft schlimm, wir haben einfach „Angst, den Job zu verlieren“, was sollen wir ohne machen. Man lässt sich auch mehr gefallen, wenn man das Geld braucht.

Beispiel Call-Center:
Ich arbeite in einem Call-Center, das von der Schweiz aus Werbetelefonate nach Deutschland macht. Ich arbeite in einem riesigen Raum mit bis zu 80 Personen, dementsprechend laut ist die Geräuschkulisse und im Sommer steigt die Temperatur manchmal bis auf 42°. Vom Platz aufzustehen ist verboten, wir dürfen uns nicht bewegen. Die ArbeiterInnen werden ständig überwacht, es gibt Kameras (obwohl das verboten ist) und die Gespräche werden abgehört. Dazu kommt, dass ein Gespräch nur 4 Minuten dauern soll, falls es länger dauert, wird diese Zeit nicht bezahlt. Dort arbeiten nur Leute, die aus irgendwelchen Gründen keinen Job finden: junge Frauen mit Kindern, Rentner, usw.
Zwar wird ein Arztzeugnis bei Krankheit gefordert, aber die gefehlte Zeit wird nicht bezahlt. Wir haben uns zusammen gewehrt, als der Chef die bezahlte Zeit pro Anruf auf 2 Minuten reduzieren wollte. Einigen wurde darauf gekündigt, doch wir lassen uns nicht einschüchtern und haben nun eine Call-Center-Gruppe gegründet!

Beispiel in der Gastrobranche:
Ich arbeite seit drei Jahren im Gastgewerbe. Ich bin mich gewohnt meine Arbeitszeiten sehr kurzfristig zu erhalten. Manchmal auch am Tag davor. Oft werde ich angerufen, um einzuspringen und absagen kann ich eigentlich nicht, weil es schlecht ist für meinen Ruf beim Chef und beim Team.
Der Laden ist bei uns immer bis auf den letzten Platz voll und ich arbeite daher meistens ohne Pause, sechs bis acht Stunden, durch. Körperlich und psychisch muss ich ein 100 % Leistung bringen in einem riesigen Stress. Mein Lohn wird im Stundenlohn berechnet, bei dem die Ferien- und Krankengelder schon mit eingerechnet sind. Ich arbeite meist am Wochenende und am Abend oder in der Nacht.