Velokarawane gegen Gentech

Am 09.05.09 startete in Zürich eine Velokarawane gegen Gentechnologie und für eine zukunftsträchtige und sichere Landwirtschaft. In Winterthur wurde die Karawane mit einem Beitrag des Revolutionären Aufbaus empfangen.

Beitrag des Revolutionären Aufbau Winterthur zur Velokarawane gegen Gentechnologie am 09.05.09

Als KommunistInnen kämpfen wir für eine andere Gesellschaftsform – und die lässt sich nur auf einem einigermassen intakten Planeten verwirklichen. Deshal ist es uns auch ein Anliegen, ökologischer Kritik eine antikapitalistische Stossrichtung zu geben und die wirtschaftlichen Hintergründe und Interessen der Versuche mit Mensch und Natur aufzuzeigen.

Was hat also Gentechnik mit dem Kapitalismus im allgemeinen und was mit der Krise im speziellen zu tun? Warum muss ein Gesamtzusammenhang hergestellt werden und warum können nicht nur einzelne Elemente analysiert werden? Warum kann beispielsweise die Sicherheit bei Genprodukten oder AKW’s nicht für sich, lösgelöst vom Wesen des Kapitalismus analysiert werden?

Was bedeutet überhaupt Sicherheit?

Wenn wir das Licht einschalten und auf Nummer sicher gehen wollen, dass auch sicher nichts schief läuft, prüfen wir zuerst die Kontakte am Schalter, messen die Drähte zwischen Schalter und Glühbirnenfassung und danach messen wir noch die Glühbirne selbst aus. Dann kommt die Zuleitung zum Schalter an die Reihe, bis zur Sicherung. Erst wenn dies alles dem Standard entspricht drehen wir die Glühbirne wieder in die Fassung, setzen die Sicherung ein und betätigen den Schalter. Dazu brauchen wir ein Messgerät, Schraubenzieher, Fachwissen und viel Zeit. Was wenn wir das nicht tun?

Vielleicht geht die Glühbirne kaputt, eventuell die Sicherung, im dümmsten Fall müssen wir uns das eine oder das andere erst noch besorgen, bevor wir es ersetzen können. Mühsam, mehr auch nicht! Im allerschlimmsten Fall gibt es einen Kabelbrand und dann kommt (hoffentlich) die Feuerwehr.

Was sich hier übertrieben anhört und wohl auch wäre – ausserdem lebensgefährlich für Laien – wäre an anderen Orten angebracht. Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark-1 hat wieder einmal vor Augen geführt, was teilweise fehlende Sicherheit bei dieser Technik bedeutet. Wir wollen uns hier nicht auf die Frage „AKW’s – ja oder nein?“ konzentrieren sondern auf den Punkt der Sicherheit und was diese in der heutigen Produktionsweise bedeutet.

Wegen eines Kurzschlusses ausserhalb des Kernkraftwerkes wurde dieses vom Netz getrennt. Bei einem solchen Szenario sollten vier Notstromaggregate einschalten, von denen aber nur zwei ansprangen. Nach verschiedenen Medienberichten auch dies erst nachdem ein Arbeiter zu den Aggregaten spurtete und diese zwei von Hand starten konnte. Nicht mehr passiert ist, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems nach Plan liefen. Ein Teil der Sicherheitstechnik hat also glücklicherweise doch gegriffen.

Sicherheit versus Profit – für die Bonzen eine einfache Entscheidung

Warum aber konnten nur zwei Notstromaggregate gestartet werden? Defekte Teile, Fehler und dumme Zufälle gibt es immer und sind sicher nie ganz auszuschliessen. Ein anderer Teil dieser Fehler hätte bei besserer Prüfung und mehr Tests sicher verhindert werden können. Wenn man das etwas weiter spinnt müsste ein Arbeiter ununterbrochen die Aggregate überprüfen, ein zweiter die Leitungen und andere müssten für Ablösung sorgen, Schlaf brauchen schliesslich alle. Jedoch heisst dies noch mehr Arbeitskräfte für die Sicherheit, heisst noch mehr variables Kapital, damit Kosten und das schlägt auf den Profit. Damit sind wir beim springenden Punkt, profitabel zu wirtschaften heisst für die KapitalistInnen auch bei der Sicherheit zu sparen. Und da im kapitalistischen Wirtschaftssystem alles auf den Profit ausgelegt ist, wird die Sicherheit der AKWs vernachlässigt. Und da haben wir erst von den AKWs an sich und noch nicht von der „profitablen“ Endlagerung der Abfälle gesprochen.

Dies betrifft aber nicht nur die Kernkraftwerke, es betrifft praktisch alle Sektoren der Produktion. Zum Beispiel kommen Feinstaubpartikelfilter längst nicht überall zum Einsatz, da sie zu teuer sind.

Gentechnik – eine sichere Anlage fürs Kapital

Ein spezielleres Gebiet ist die Gentechnik. Einerseits ermöglichen gentechnisch veränderte Pflanzen eine Patentierung, was den Profit für die Bonzen sichern soll und zum anderen eine Abhängigkeit von einem Konzern durch das Aufbauen eines Monopols.

Eine der wohl bekanntesten Firmen, wenn nicht die bekannteste, ist Monsanto. Bekannt geworden vorallem durch ihren gentechnisch manipulierten Mais, der jetzt in Deutschland nicht mehr angebaut werden darf. Sie ist aber auch Herstellerin des Entlaubungsmittels Agent Orange, bekannt aus dem imperialistischen Krieg in Vietnam, oder des Kunststoffes PCB, bei dessen Erzeugung jahrelang eine ganze Ortschaft in den USA den gesundheitsschädlichen Nebenprodukten ausgesetzt wurde. Diese Liste liesse sich noch lange fortsetzen…

In der Gentechnik stellt sich die Frage der Sicherheit noch einmal etwas anders. Würde man sicher sein wollen, dass bei der Freisetzung einer gentechnisch veränderten Pflanze, kein Risiko für Mensch und Natur besteht, müsste man jahzehntelange – und nicht nur 10 oder 20 Jahre dauernde – Tests durchführen, die nur Kosten verursachen aber keinen Gewinn bringen. Allerdings würde wohl niemand in diese Technik investieren, wenn klar ist, dass die nächsten hundert Jahre nur geforscht wird. Also müssen diese manipulierten Pflanzen möglichst schnell in die „Produktion“. Geforscht wird nicht um des forschens willen und auch nicht in erster Linie um die ganze Menschheit zu ernähren, sondern nur um Profit einzustreichen.

Da sich Pflanzen von selbst auch weiter verbreiten, werden mehr und mehr Felder mit dem „Monsanto-Saatgut“ kontaminiert. In den USA gibt es nach Medienberichten kaum mehr „Bio“-Felder, da grosse Flächen mit Monsanto-Saatgut verunreinigt sind. Dies fördert die Monopolstellung des Konzerns und ermöglicht zusätzliche Einnahmen, da dies ja patentiert ist. Von Sicherheit kann da keine Rede sein, aber wieder von schön viel Profit. Weil zum Beispiel der Monsanto-Weizen nicht nur resistenter sein soll, sondern genetisch bewusst auch so verändert wurde, dass er einjährig ist, also aus dem Ertrag der Pflanzen im nächsten Jahr nicht wieder neu angesät werden kann, haben die Bonzen erst noch einen Zusatzprofit.

Wir sind hier nicht auf die sogenannten Vorteile von genveränderten Pflanzen eingegangen, da uns der Mechanismus im Hintergrund interessiert und nicht, was sich die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe davon versprechen.

Gerade in der Krise, wenn brachliegendes Kapital Investitionsmöglichkeiten sucht – und das tut es nach dem Zusammenbruch der IT- und der Immobilienblase – sind Konzerne, die praktisch eine Monopolstellung haben eine beliebte Möglichkeit Kapital zu investieren. Sie sind eine relativ sichere Anlage.

Die Monopolstellung, die sich Monsanto aufzubauen versucht verspricht auch gleich noch einen schönen Extraprofit, da sich andere Firmen nicht an dem Geschäft beteiligen können und ebendieses Saatgut „selbstständig“ verbreitet. Dafür wird auch gerne mal von Seite dieser Firma einiges an Saatgut verschenkt, wie es zur Zeit z.B. in Teilen von Afrika geschieht, selbstverständlich nur solange bis es sich durchgesetzt hat, um dann wieder die Lizenzkosten einzutreiben.

An einer sicheren, zukunftsträchtigen Technologie haben also weder die KapitalistInnen der Monsanto noch diejenigen der AKWs ein Interesse, was für sie zählt, ist möglichst viel Profit aus ihrem Geschäft herauszuholen. Die einzige Sicherheit, in die sie zu investieren bereit sind, ist der Schutz vor Angriffen auf ihre Einrichtungen. Das Nationale Forschungs Programm 59 (NFP 59)ist zwar staatlich finanziert, aber dennoch exemplarisch: Nach dem militanten Angriff und der Zerstörung weiter Teile eines Freilandversuchs mit Gentech-Weizen im letzten Jahr, wurden sogleich 2 Millionen zusätzlich in die Sicherung der Freisetzungsversuche gepumpt. Geld, das wohl zugunsten einer sichereren Forschung lange hätte erbettelt werden müssen.

Wir wollen aber nicht nur beim Kritisieren der einen oder anderen Auswirkung bleiben, das Problem ist die kapitalistische Produktionsweise, in der es das oberste Ziel jedes Kapitalisten ist, noch mehr Profit zu machen. Da bleibt kein grosser Spielraum, um Sicherheit grosszuschreiben. In einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das nur auf Profit ausgerichtet ist, kann es keine zukunftsträchtige und sichere Landwirtschaft geben. Wir müssen die Zukunft in die eigenen Hände nehmen.

Revolutionärer Aufbau Winterthur