Flugblatt: Giu Le Mani dalla INNSE

Dieses Flugblatt (PDF) haben wir am 5. August 09 an der Solikundgebung vor dem italienischen Konsulat in Basel verteilt:

Hände weg von der INNSE!

Generalstabsmässig überfielen am frühen Sonntagmorgen über 500 italienische Bullen die besetzte Fabrik INNSE am Stadtrand Mailands. Waren die Streikposten auch überrascht vom Zeitpunkt des Räumungsversuches – erst wenige Tage zuvor wurde ihnen von Seite der Stadt zugesagt, dass die Fabrik weiter bestehen würde – so traf er sie dennoch nicht gänzlich unvorbereitet: Immer wieder während des Kampfes um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, versuchte der Chef unter Bullengeleit in die Fabrik einzudringen,  um die wertvollen Maschinen zu demontieren. Immer wieder wurden die Diebe von den wachsamen ArbeiterInnen vertrieben. Auch diesen Sonntag standen schon Stunden nach der Ankunft der Bullen hunderte solidarische Arbeiterinnen und Studenten vor der Fabrik und versuchten der staatlichen Übermacht zu trotzen. Sie besetzten die benachbarte Autobahn und Zuglinie und konnten von dort nur durch die Prügel der uniformierten Schlägertrupps des Kapitals vertrieben werden. Seither versammeln sie sich jeden Morgen vor der Fabrik und machen es dem Chef, seinen Bullen und seinen Streikbrechern so schwer wie möglich, die Maschinen abzutransportieren. 

Kapitalistischer Ausverkauf…
Eigentlich stellte sich der Chef Silvano Genta und seine Gehilfen im Mailänder Senat eine ganz normale kapitalistische Bereicherungsaktion vor: Unter Versprechungen zum Erhalt von industriellen Arbeitsplätzen übernahm Genta 2006 die Fabrik zu einem Schnäppchenpreis und mit Steuererleichterungen. Solche „Standortversprechen“ gehen den Chefs dort wie überall leicht von der Zunge, wissen sie ja, dass sie auf Seiten der Regierung niemand wirklich ernst nimmt. Und so verkündete Genta folgerichtig schon zwei Jahre nach der Übernahme die Aufgabe der Fabrik. Die Einzel-Maschinenwerte sind nämlich grösser sind als der Preis, den er seinerzeit für die ganze Fabrik bezahlt hatte.  Für solche Spekulationsgeschäfte stören ArbeiterInnen mehr als dass sie einbringen, und so war Genta nie daran interessiert die Fabrik als Ganzes zu verkaufen, obwohl ein Käufer da war. Nein, er will nun die Fabrik zerschlagen und die Maschinen einzeln weiterverkaufen. So weit so schlecht und nichts Besonderes. 

…und proletarischer Widerstand
Allerdings hat Genta die Rechnung ohne die ArbeiterInnen gemacht. Die Maschinenfabrik war schon während der Resistenza gegen den Faschismus und in der revolutionären Phase der 70er Jahre eine wichtige Stütze der norditalienischen Klassenkämpfe. Und in diesem kämpferischen Bewusstsein führen die INNSE-ArbeiterInnen seit 14 Monaten einen mutigen und entschlossenen Arbeitskampf. Nichts werde man den Padroni-ladroni („Banditenchefs“) schenken! Ohne gewerkschaftliche Unterstützung besetzte die Belegschaft bereits am Tag der Kündigung ihre Fabrik, um selbstverwaltet weiter zu produzieren. 4 Monate später wurde das Gelände geräumt und seitdem verteidigt sie die Fabrik – noch immer im alten Schichtplan – vor deren Toren. Während diesem erbitterten Kampf hat sich auch eine heisse Freundschaft zur kämpfenden Belegschaft der SBB-Officine entwickelt. Ein Ausdruck dieser Landesgrenzen sprengenden Klassensolidaridät ist der gemeinsame Kampfslogan Giù le mani!. 

Die Räumung wird noch einige Tage dauern, und wer weiss, vielleicht gelingt es den Arbeitern und Studentinnen noch, den Spiess zu drehen. Doch auch wenn wir diesen Kampf verlieren, die letzte Schlacht gewinnen wir! Die wertvollen Erfahrungen dieses beispielhaften Kampfes werden der internationalen ArbeiterInnen-Bewegung noch lange fruchtbare Dienste erweisen. 

Internationale Klassensolidaridät aufbauen! 
Für den Kommunismus!