WZ 75: Manifest zum 1. Mai 2010 in ZH

Wandzeitung 75 ist das Manifest zum 1. Mai 2010 in Zürich in gekürzter Version: hier klicken

Manifest zum 1. Mai 2010

Raum aneignen
Auf einer Demo werden politische Anliegen auf der Strasse sichtbar gemacht. Das geschieht mit Reden, Transparenten, Parolen. Aber die wohl wichtigste Botschaft einer Demo ist die Demonstration selbst: mit einer Demo eignen wir uns den öffentlichen Raum an. Die Strasse wird dabei zum Ort der Politik. Deshalb ist die Route etwas vom wichtigsten an einer Demo. Heute herrscht Krise – da gibt es in Zürich einen Ort, der am meisten politische Bedeutung hat: der Paradeplatz. Der Paradeplatz symbolisiert die Arroganz der Macht, er steht für die Arroganz der Banken, die diese Krise verschärft haben, deren Folgen nun auf die Schultern der ArbeiterInnen abgewälzt werden. 

Aber genau seit letztem Jahr, seit sich die Krise verschärft hat, seit der UBS die Milliarden hinterher geworfen wurden – seither steht der Paradeplatz nicht mehr auf der Route der 1. Mai-Demonstration, die von dem 1.Mai-Komitee und dem Gewerkschaftsbund organisiert wird.

Kämpfe verbinden
In letzter Zeit ist der Paradeplatz immer wieder das logische Ziel zahlreicher Demos gewesen, wie etwa der StudentInnen oder verschiedener Gewerkschaftsdemos. Und die Bedeutung des Paradeplatzes gilt ganz besonders am 1. Mai. Der 1. Mai ist der Tag, an dem auf der ganzen Welt ArbeiterInnen und Angestellte, Hausarbeiterinnen und Jugendliche, Arbeitslose und KleinbäuerInnen, auf die Strasse gehen. Der 1. Mai ist der internationale Kampf- und Festtag des globalen Proletariats. Dabei kann deutlich werden, wie die ArbeiterInnen auf der ganzen Welt gemeinsame Ziele und einen gemeinsamen Feind haben. Auch dafür steht der Paradeplatz. Denn heute gibt es mit der Globalisierung keinen Bereich, in dem das Finanzkapital nicht die Finger im Spiel hätte.

Perspektiven entwickeln
Gerade am 1. Mai ist es wichtig, an genau einen solchen Ort zu ziehen. Denn der 1. Mai ist der Tag, an dem wir nicht nur Missstände anprangern, sondern Stärke demonstrieren. Am 1. Mai wird selbstbewusst zum Ausdruck gebracht, dass es auch anders geht, als die Kapitalisten wollen. Da demonstrieren wir für eine andere Gesellschaft, eine Gesellschaft, die frei ist von Ausbeutung und Unterdrückung.
An der letztjährigen Schlusskundgebung nannte Paul Rechsteiner, der Präsident des Gewerkschaftsbunds, mit vielen Worten die Verhätschelung der UBS einen «Skandal». Aber offensichtlich finden die OrganisatorInnen der 1.Mai-Demo es nicht nötig, solchen Worten auch nur schon symbolisch Taten folgen zu lassen. Wenn wir Perspektiven entwickeln wollen, die über reine Abwehrkämpfe hinausgehen, dann geht es genau darum, nicht nur zu reden, sondern Forderungen mit einer konkreten Praxis zu verbinden. Einer Praxis, die ganz viele verschiedene Schauplätze hat, aber zuvorderst auf der Strasse stattfindet. Die Auslassung des Paradeplatzes am 1. Mai ist ein Skandal.


Hissen wir die Rote Fahne auf dem Paradeplatz!