ISS: 200 Leute demonstrieren (2.9.10)

Bereits seit 57 Tagen befinden sich ein Teil der ArbeiterInnen der Firma ISS am Genfer Flughafen im Streik. Diesen Donnerstag protestierten sie zusätzlich vor dem Genfer Stadtparlament und forderten die PolitikerInnen auf, sich gegen das Lohndumping einzusetzen. Ein Bericht (weitere Fotos hier):

Um 14:00 postierten sich die Streikenden mit improvisierten Spiegeln an den Zugängen zum Parlamentsgebäude. Auf den Spiegeln stand geschrieben: „Ist dieses Gesicht für oder Gegen das Lohndumping?“. Als die Streikenden sich später auf der Zuschauertribüne des Parlaments einfanden und von einem Sozialdemokratischen Parlamentarier begrüsst wurden, drohte der Parlamentspräsident mit der Räumung der Tribüne. Diese blieb jedoch aus und nachdem klar wurde, dass die von Sozialdemokraten und Grünen eingebrachte Motion zugunsten der Streikenden nicht verlesen würde, begab man sich nach draussen und setze dort den Protest fort.

Um 18:00 fanden sich dann ca. 200 Leute zu einer Kundgebung ein. Die Streikenden, beinahe ausschliesslich Frauen, erklärten was die Lohneinbusen von bis zu 1300 Franken für sie bedeuten: „Man kann nicht mehr leben von diesem Lohn, wenn man die Miete, die Versicherung und das Auto bezahlen muss“. Der Kern der Streikenden besteht aus Frauen, die über Jahre eine Temporärvertrag hatten, obwohl sie ständig zu 100% arbeiteten. Dadurch waren sie ihren MitarbeiterInnen gegenüber schlechter gestellt, erhielten weniger Lohn, sowie keinen 13. Monatslohn. Als sie gegen diesen Zustand vor dem Arbeitsgericht klagten, reagierte ISS mit der Kündigung des GAV und schloss mit den meisten Angestellten individuelle Verträge ab. Die Streikenden weigern sich bis heute erfolgreich dies zu tun und beharren auf der Einhaltung, des für den gesamten Flughafen Genf gültigen GAV für fest Angestellte.

Die Kundgebung verlief kämpferisch und zeigte, dass sich die Linke nun formiert um die Streikenden zu unterstützen. Neben den sozialdemokratischen Parteien, meldete sich auch ein „Comité de soutien“ zu Wort, dass aus Gewerkschaften und antikapitalistischen Linken besteht. Am Rande kam es noch zu einer Provokation: ParlamentarierInnen des rechtspopulistischen  Mouvement de Citoyens stellten sich mit Vpod-Buttons neben eine Rednerin. Dafür wurden sie dann aus dem Publikum mit Wasser „geduscht“.

Die Demonstration zeigte schon erste Wirkung: Die Stadt Genf stellt ISS nun ein Ultimatum: Wenn bis in 15 Tagen nicht wenigsten einer der zwei verschiedenen am FLughafen Genf gültigen GAV eingehalten wird, kündigt die Stadt ihren Vertrag mit ISS. Das würde ISS 500’000 SFr kosten. Die Streikenden sind entschlossen weiter zu kämpfen, bis das Lohndumping von ISS gestoppt ist.

Ein genauerer Bericht folgt diesen Sonntag um 18:00 in der Roten Welle auf Radio Lora: Raum Zürich 97,5 / www.lora.ch 

mehr Infos auf französisch: http://ssp-greve.ch/