Seit Ende September bis zum 15. Oktober lief in der Stadt Zürich wieder einmal eine Kampagne gegen Jugendgewalt, diesmal unter dem Motto ‚Fertig Puff‘ (www.fertigpuff.ch).
Dabei wurde mit grossem Aufwand Werbung gemacht, die Trams & Busse wurden mit Fähnchen verziert, grosse Fahnen wurden aufgehängt und die ‚Taskforce Jugendgewalt‘ ging in die Schulen, um zu quatschen.
Wir haben uns auch unsere Gedanken zum Puff gemacht und dazu eine eigene Kampagne lanciert:
s’git Puff!
Die ganze Aktion ist für uns eine ziemlich heuchlerische Sache: Uns wird von den Regierenden gesagt, wir sollen mit dem Puff aufhören, das etztlich nichts anderes als eine Konsequenz des Kapitalismus ist? Wer bläut uns denn in der Schule ein, dass wir immer in Konkurrenz zueinander stehen & nur der Stärkste gewinnt? Wer kultiviert die Unterhaltungsindustrie, die brutale Gewalt feiert? Wer sorgt mit einer
immer stärkeren und aggressiveren Bullenpräsenz dafür, dass der öffentliche Raum immer mehr militarisiert wird?
Es sind sicher nicht diejenigen, die ‚Jugendgewalt‘ ausüben. Es sind diejenigen, für die die Reproduktion der kapitalistischen Ideale und Machtverhältnisse essentiell sind, um an der Macht zu bleiben. Es gibt also nicht einfach Puff, weil die Leute gelangweilt, wildgewordene Chaoten oder abenteuersuchende Kiddies sind. Puff ist letztendlich nur die Spitze des Konkurrenz-Gedankens und des Aufhetzens gegeneinander, das der Kapitalismus alltäglich bewirkt.
Wo auf der Homepage unter den Ursachen der Jugendgewalt unter anderem (neben ‚Alkohol, Drogen und gewaltverherrlichende Games‘, die höchstens Auslöser, wohl aber kaum Ursache von Jugendgewalt sind) noch auf ’schwierige Lebensverhältnisse‘ und ’soziale Benachteiligung‘ eingegangen wird, sind die Massnahmen gegen Jugendgewalt wenig überzeugend. Die Taskforce Jugendgewalt setzt auf ein ‚Zusammenspiel von Prävention, Konfliktbewältigung und Repression‘. Es darf angenommen werden, dass sich die Prävention nicht auf die fundamentale Ursache von Jugendgewalt, nämlich den Kapitalismus, sondern auf Alkohol, Drogen und gewaltverherrlichende Games konzentriert. Auch die anderen zwei Massnahmen greifen nicht an die Ursache der Jugendgewalt. Aber es wäre ja auch paradox, wenn eine bürgerliche, staatliche Stelle an der eigenen Abschaffung mitarbeitet…
Es ist klar, dass sich die Konkurrenz in der Klasse in der Krise weiter verschärfen wird. Die Angriffe von oben kommen immer schärfer (z.B. die AVIG-Revision, die anstehende Ausschaffungsinitiative), die Perspektivlosigkeit nimmt zu und das soziale Klima wird härter. Daher ist es klar, dass ‚Puff‘ nicht einfach verschwindet, sondern eher zunimmt.
Wir sagen: Es gibt Puff und es soll auch Puff geben! Gewalt ist nicht einfach schlecht, sondern die Wertung der Gewalt hängt davon ab wer sie gegen wen und mit welchen Zielen ausübt. Natürlich gibt es sinnlose Gewalt, die wir auch nicht befürworten. Wir wollen nicht, dass sich Jugendliche gegenseitig die Köpfe einschlagen. Wir wollen nicht, dass sich das härtere Klima in reaktionären Tendenzen in der Klasse oder durch Angriffe aus der Klasse gegen die eigene Klasse manifestiert (die Neuentdeckung faschistischer Ideale, die Schlägereien im Ausgang). Wir wollen aber sehr wohl, dass sich die Gewalt gegen diejenigen richtet, die den Kapitalismus mitaufrechterhalten: Die Bullen, Chefs und Bonzen. Und wenn Heinz Buttauer, Präsident des Polizistenverbandes, in 20 Minuten sagt, dass wer einen Polizist angreift den Staat angreift, dann hat er damit für einmal auch Recht.
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Kleber können im Vertrieb des Revolutionären Aufbau Zürich an der Kanonengasse 35 im Hinterhof (offen jeden Samstag von 11 – 16 Uhr) geholt werden. Es hät solang’s hät!