Sonderzeitung gegen Budgetkürzung (März11)

aufbau Sonderausgabe zur „Budgetkürzung“ von und für städtische Angestellte

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Weitere Informationen zur Kampagne: hier

Wie sich wehren – in den verschiedenen Bereichen?

Wie ist die Situation in den verschiedenen Bereichen? Wie können wir uns heute und morgen gegen Sparmassnahmen wehren? Wir haben aktive GewerkschafterInnen oder Basisorganisationen des städtischen Personals gefragt, wie es in ihrem Bereich aussieht.

«Nicht rumwursteln» 

SOZIALBEREICH Sara arbeitet in der Soziokultur und will sich zusammen mit der Kriso – dem Forum für kritische Soziale Arbeit – auch in Zukunft wehren können.

«Sparen führt zu einem Qualitätsverlust bei unserer Arbeit und zu weniger Leistungen und Angeboten. Viele Leute im Sozialbereich erkennen aber noch gar nicht, was auf sie zukommt. Weil unklar von oben kommu-niziert wird, kann man sehr schlecht Stellung beziehen. Dadurch ergibt sich eine Machtlosigkeit, eine Resignation bei den Leuten.

Aber eine angemessene Versorgung und Infrastruktur auch bezüglich der Soziokultur ist für die Bevölkerung ein Muss. Nicht das Geld, sondern die Profession und die Bedürfnisse der Bevölkerung sollten ausschlaggebend dafür sein, wie unser Angebot aussieht. Natürlich ist der Sozialbereich umstritten und in der Defensive. Es ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass es uns braucht. Aber wir dürfen jetzt nicht damit beginnen irgendwie rumzuwursteln mit dem mageren Budget, sondern sollten wenn möglich das Angebot klar einschränken. So können wir Öffentlichkeit darüber schaffen, welche Angebote und Leis-tungen aufgrund der Sparmassnahmen bei uns verloren gehen.

Deshalb: Informiert euch über die Sparpläne und organisiert euch! Eine Form der Organisation ist die Kriso (Forum für kritische Soziale Arbeit), bei der ich auch aktiv bin. Besonders langfristig ist so etwas wichtig. Je besser man die Strukturen vorher aufbaut, umso besser werden wir uns in Zukunft wehren können. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass dies das letzte Mal war.»

«Diese Generation muss kämpfen» 

VERKEHRSBETRIEBE ZÜRICH Eva vom VBZ-Kundendienst meint, dass sich die Kolleginnen und Kollegen organisieren müssen, anstatt immer nur zu motzen.

«Überall wird gespart. Der Druck bei der Arbeit steigt und wir werden dabei alleine gelassen mit immer mehr Arbeit. Dazu kommt noch, dass auch bei der Wartung von Geräten gespart wird. Wenn etwas kaputt geht, wartest du heute zu lange, früher war das anders. Und wenn die Umsatzzahlen nicht stimmen, folgt eine schlechte Beurteilung, die sich direkt auf den Lohn auswirkt. Alles muss sich in Zahlen ausdrücken. Wir sind der Kostenfaktor. Das ist ganz klar demotivierend. Die Bereitschaft zusätzliche Arbeit zu übernehmen und sich als Angestellte einzusetzen, nimmt deshalb ab.

Leider gibt es allgemein weniger Unterstützung unter uns Kollegen, da wir zu wenige sind, keine Zeit haben und wegen der hohen Fluktuation. Um das zu ändern, müssen wir wieder mehr über den Lohn sprechen, sonst machen die oben mit uns, was sie wollen. Ich sage den Kollegen immer: „Ihr seid wieder eine Generation, die kämpfen muss.“ Die AHV und alle Sozialleistungen die wir haben, wurden erkämpft. Das muss jetzt wieder geschehen, denn es findet Sozialabbau statt.

Und so setzen wir Druck auf, indem wir die Kollegen zusammenbringen. Dann könnten wir zum Beispiel die Schalter geschlossen lassen. Die Leute würden dann Schwarz fahren. Das würden sie sofort merken.

Wir sind jetzt noch zu wenige um richtig Druck aufzusetzen. Aber wir sind da und wir sind immer noch nicht einverstanden! Das muss man sagen, und das müssen viele sagen. Solidarisiert euch, organisiert euch. Stärkt die Gewerkschaft. Steht zusammen! Das Wichtigste ist der Mensch. Das Menschliche ist zu pflegen. Da sollte niemals gespart werden.»


«Angst im Dunkeln?» 

ELEKTRIZITÄTSWERKE ZÜRICH Peter von der EWZ sieht keine Verhandlungsbasis für faule Kompromisse.

«Wasser, Strom, Abfall und Verkehr: Das muss beim Staat bleiben. Das ist Volkseigentum. Man sieht ja in England, was passiert, wenn man das in private Hände gibt. Die Bereiche werden ausgesaugt und dann darf sie der Staat wieder aufkaufen. Ein Service Public kostet halt etwas.

Zürich hat genug auf der hohen Kante, aber gespart wird ja nicht beim Opernhaus, sondern bei uns. So nehmen die Mitarbeiter bei der EWZ ihr Mittagessen schon von zu Hause mit. Die Streichung der Lunchchecks schmerzt natürlich nicht so die Direktoren, dafür aber die Stifte umso stärker. Vor allem aber trifft uns der Leistungslohn. Auch hier die Jungen am stärksten, aber auch den Älteren fehlt es dann in der Pensionskasse. Durch den Einstellungsstopp kommen die Kollegen auf dem Bau unter Druck. Sie hetzen vom einem zum anderen, gerade auch, weil Projekte jetzt einfach blockiert werden. Dafür muss es dann Ende Jahr noch schneller gehen.

Die Sparmassnahmen müssen wir kippen. Vielleicht hat der Gemeinderat ja Angst im Dunkeln, wenn auf einmal jemand den richtigen Stromschalter umdreht.

Natürlich werden die Politiker uns irgendetwas geben müssen, vielleicht die Lunchchecks. Sie werden versuchen, das eine gegen das andere auszuspielen. Aber es gibt für mich keine Verhandlungsbasis, wir dürfen uns nicht erpressen lassen. Das ganze Sparpacket muss weg. Was bringen uns einige Kompromisse, wenn dann ganze Abteilungen geschlossen werden, weil das Personal nicht aufgestockt werden kann? Wir müssen auch mit dem kantonalen Personal zusammehocken. Denn wenn bei uns gespart wird, zieht der Kanton nach.

Wenn der Gemeinderat im März gegen uns entscheidet, dann brauchen wir eine neue Strategie. Wenn die uns weh tun, dann muss es ihnen auch weh tun. Wir müssen zusammenhocken und weitere Aktionen planen: Die Müllwagen der ERZ blockieren oder die öffentliche Beleuchtung kurz abstellen. Das merken alle. Wir haben dann ja noch neun Monate Zeit, um die Politiker zu plagen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.»


«Räume finden, zum diskutieren» 

 

SPITAL PFLEGE Maria ist Pflegefachfrau im Universitätsspital. Sie will, dass kantonale und städtische Angestellte zusammen kämpfen, weil alle schon lange am Limit laufen.

«Heute altert man zwar gesund, aber dieses Privileg ist mit Kosten verbunden. Mit der Einführung der Fallkostenpauschale 2012 wird nicht nur die Zwei-Klassen-Medizin neu erfunden, sondern es soll auch heftig gespart werden. Ein Gesundheitssystem, welches das Recht auf Gesundheit nicht wahrnimmt und für die Profitmaxi-mierung Personal entlässt, ist krank.

In der Pflege gehört die Mittagspause schon lange nicht mehr zur Selbstverständlichkeit. Wir laufen schon lange am Limit. Wer ein 100%-Pensum bewältigt, wird schon bewundert. Und jetzt will das Universitätsspital nochmals 200 Stellen abbauen? Argumentiert wird mit dem Sparprogramm des Kantonsrats. Das, obwohl schon lange klar ist, dass die Defizitprognose von 685 Millionen Franken ein Flüchtigkeitsfehler von 1 Milliarde (!) war. Es wird gespart, obwohl der Kanton Gewinne einfährt, und das natürlich auf dem Rücken des Personals. In den Gängen des Spitals munkelt man sich zu, ob es sich bereits um eine Sparübung für die kommende Fallkostenpauschale handelt.

Eine Spitalleitung, welche sich dem künstlichen Spardruck beugt und nicht einmal die Courage besitzt, in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, dass die Pflegequalität unter dem Personalabbau massiv leidet, sollte offensiv vom Personal bekämpft werden. Man sollte sich abteilungsübergreifend austauschen und Räume finden, um die Missstände zu diskutieren, und zu handeln.

Am 5. März haben wir Plegende zusammen mit den Medizinstudenten für ein DRG-Moratorium gekämpft. Um genügend Druck von Unten aufzubauen, müssen wir uns auch mit den städtischen KollegInnen verbinden. Wir fordern Pflege aufbauen statt abbauen! Oder sonst gilt wie altbewährt: Ohne uns läuft nichts!»