Veröffentlichung: Mailverkehr der Unia-Führung

Aufgrund der aktuellen Geschehnisse rund um den Streik der UNIA-Sektionen Bern und Oberaargau-Emmental und der innergewerkschatlichen Debatte um eine „Unia von unten“ veröffentlicht der Revolutionäre Aufbau Schweiz hier ausnahmsweise ein Mail der UNIA-Führungsriege, welches uns anonym erreicht hat. Auf diese Mail nimmt auch die Streikversammlung vom 11.03.2011 in einer Stellungnahme Bezug.

Im Sinne einer Stärkung der kämpfenden Teile innerhalb der UNIA und der Unterstützung einer klassenkämpferischen Gewerkschafts- und ArbeiterInnenbewegung wollen wir die Machtkämpfe um die neuen Führungsposten der UNIA transparent machen.

Unten angehängt ein Mail von Roman Burger an verschiedene Führungspersonen innerhalb der UNIA. Das Mail scheint die Analyse von Giuseppe Sergizu bestätigen, wonach Roman Burger und Udo Michel versuchten, möglichst viele Sektionen unter ihre Kontrolle zu bringen, um die nächsten internen Wahlen zu gewinnen.

Mail von Roman Burger (Geschäftsleiter Sektion Zürich) an weitere UNIA-Führungsleute: 

Von: Burger Roman 

Gesendet: Montag, 7. März 2011 XX:XX

An: XXX

Cc: XXX

Betreff: Interner Aufruf ans Präsidium zum Konflikt in Bern

Wichtigkeit: Hoch

Liebe KollegInnen 

Wir stecken in einer schwierigen Situation. In dieser Woche werden Entscheidungen fallen, die für alle Mitarbeitenden, welche in der Unia eine Führungsverantwortung haben, weitreichende Auswirkungen hat. Untenstehender interner Aufruf richtet sich ausschliesslich ans Präsidium und ist nicht zur weiteren Veröffentlichung gedacht. Das Ziel: 20-30 Führungspersonen aus der Zentrale oder aus den Regionen geben damit gegenüber dem Präsidium ihrer Besorgnis Ausdruck und fordern eine klare Linie. 

Bist Du bereit, diesen internen Aufruf mitzutragen? 

Herzlichen Dank für eine rasche Rückmeldung an XXX.

Dieses Mail bitte an weitere interessierte Leute weiterleiten.

Enrico Borelli, Kurt Emmenegger, Roman Burger

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Interner Aufruf an die Unia-Präsidenten

Es braucht eine klare Linie und Entschlossenheit!

Die Unia ist derzeit in einer gravierenden Krise. Der Streik der Mitarbeitenden in der Region Bern hat Auswirkungen auf die gesamte Unia. Der Ausgang des Konfliktes wird für die Zukunft unserer Gewerkschaft entscheidend sein. Wenn es nicht mehr möglich ist elementare Spielregeln durchzusetzen weil Teile der Mitarbeitenden und der Vorstände sich dagegen sträuben, wird diese Organisation, für die wir uns tagtäglich einsetzen, nicht mehr steuerbar sein. 

Wir sind daher entschieden der Meinung:  

* Eine Sektionsleitung, die nicht bereit ist, mit der Regionsleitung konstruktiv zusammen zu arbeiten, ist in der Unia nicht tragbar. Der letzte Unia-Kongress hat es deutlich abgelehnt, die Sektionen gegenüber den Regionen zu stärken. Auch die Sektionen Bern und Oberaargau Emmental müssen diese Beschlüsse der Basis akzeptieren. 

* Die Unia-Basis hat am letzten Kongress klare Vorgaben auch im Bezug auf die Mitgliederentwicklung gemacht. Es ist nicht tolerierbar, dass die Leitung der Sektionen Bern und Oberaargau Emmental sich über die Beschlüsse der gesamten Unia hinweg setzen. 

* Es darf nicht sein, dass eine der wenigen Frauen, die in den Unia-Regionen eine Leitungsaufgabe wahrnehmen, von mehrheitlich männlichen Führungspersonen ausgebremst wird.

* Das Projekt „Unia forte“ und die eingeleiteten Massnahmen zur Stärkung der Mitbestimmung der Mitglieder sind für die Zukunft der Unia von zentraler Bedeutung. Es muss sichergestellt werden, dass diese Anliegen nicht als Instrumente für den internen Machtkampf und die Vertretung von persönlichen Interessen missbraucht werden.

Die Sektionen Bern und Oberaargau Emmental behaupten, mit ihrem Kampf die Unia-Basis zu vertreten. Wir haben andere Rückmeldungen von den Basisdelegierten. 

Wir appellieren an die Geschäftsleitung: 

* eine ausserordentliche Delegiertenversammlung einzuberufen, welche der Unia-Basis ermöglicht, klare Antworten auf die im Streik in Bern aufgeworfenen Fragen zu geben. 

* Die Regionsleitung in Bern im aktuellen Konflikt zu stützen.

* Die zahlreichen Mitarbeitenden, die sich nicht mit dem Streik solidarisiert haben und daher unter Druck gesetzt werden, wirksam zu schützen. 

* Sicherzustellen, dass die Unia den Protest des Personals nicht weiterhin durch das Zurverfügungstellen von Infrastruktur und Arbeitszeit unterstützt.