Reden zum 100. Frauenkampftag (2011)

Diese Reden wurden an der Frauendemo zum internationalen Frauenkampftag am 12. März 2011 gehalten:

Rede zur 100jährigen Geschichte des Frauenkampftags (Begrüssungsrede)

8. März Internationaler Frauenkampftag

Die Wurzeln des 8. Märzes liegen in den Frauenkämpfen am Anfang des letzten Jahrhunderts. Am 8. März 1908 traten die Arbeiterinnen der Textilfabrik Cotton in New York in den Streik, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen. Um eine Solidarisierung anderer Belegschaften zu verhindern, schlossen der Fabrikbesitzer und die Aufseher die streikenden Frauen ein. Ein Brand brach aus und zerstörte die Fabrik. Nur wenigen Frauen gelang die Flucht; 129 Arbeiterinnen starben in den Flammen.

Im selben Jahr fanden unzählige Demonstrationen und Streiks statt.

Nachdem der Frauenkampftag national durchgeführt wurde, wurde an der II. Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz auf Initiative von Clara Zetkin die alljährliche Durchführung eines internationalen Frauenkampftages beschlossen. Am 19. März 1911 gingen zum ersten Mal Millionen von Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA auf die Strasse. Ihre zentrale Forderungen waren: für ein Frauen-Wahl- und Stimmrecht; gegen den imperialistischen Krieg; Arbeitsschutzgesetze; der 8 Stundentag; Minimallöhne, gleicher Lohn für gleiche Arbeit; ausreichender Mutter- und Kinderschutz.

Ein weiterer Ausgangspunkt zur Festlegung des internationalen Frauenkampftages, war der Streik von 90’000 Textilarbeiterinnen in Petersburg. Am 8. März 1917, lösten die Frauen, durch ihren entschlossenen Kampf die grossen Demonstrationen im Vorfeld der russischen Februarrevolution 1917 aus.

So bekam der 8. März seine Bedeutung als internationaler Kampftag für die Interessen aller ausgebeuteten und unterdrückten Frauen weltweit.

Mit der neuen Frauenbewegung in den 70er und 80er Jahren gewann der 8. März einen neuen Aufschwung. Weitere Themen wurden ins Zentrum der Frauenkämpfe gerückt; das Recht auf freie Abtreibung, Kampf gegen Sexismus, gegen Gewalt an Frauen, Gleichberechtigung von lesbischer Liebe, gegen den Schönheitswahn, für eine gleichberechtigte Verteilung von Haus- und Erwerbsarbeit, Solidarität mit den Frauenkämpfen weltweit.

Und auch heute gibt es genügend Gründe, auf die Strasse zu gehen. Der Kapitalismus macht es möglich, dass wir heute zum Teil immer noch für die gleichen Forderungen wie unsere Grossmütter kämpfen müssen!*

Wir gehen heute auf die Strasse, für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Nur gemeinsam können wir etwas erreichen.

Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit!

Weg mit sexistischer Gewalt! Weg mit der schlechten Arbeit und dem miesen Lohn!

Die Hausarbeit muss von allen geleistet werden, wir haben die Nase voll von der Vereinbarung Job und Familie. Denn diese bedeutet für uns nur Stress und wenig Geld.

Aktuell verschärfen sich die Angriffe auf die erkämpften Rechte wieder.

Das sogenannte Rollback versucht mit rechter hetze und konservativen Ideen das Rad der Geschichte rückwärts zu drehen.

Aktuelle Beispiele sind der Angriff auf den Schwangerschaftsabbruch, der ständige Sozialabbau auf kosten der Frauen, aber auch die traditionellen Geschlechterrollen, die wieder vermehrt propagiert und durch biologistischen Ansätze gerechtfertig werden.

Die 8. März Demonstration in Zürich ist ein politischer Raum nur für Frauen. Heute bringen wir Frauen gemeinsam und solidarisch unsere Forderungen zum Ausdruck. Die Benachteiligung der Frauen in vielen Bereichen existiert noch. Die von Frauen eigenständig getragene Demonstration ist ein Ausdruck kompromissloser Forderungen für ein gleichberechtigtes Leben. Männer solidarisieren sich, indem sie diesen frauenkämpferischen Raum respektieren und zurück bleiben.

Frauen zusammen auf die Strasse gegen Krise, Armut und Krieg!

Wir grüssen alle solidarisch die heute den 8.März feiern, weltweit.

Wir wollen ein schönes Leben ohne Kapitalismus!

Hoch die internationale Solidarität !


Rede zu Sexarbeiterinnen

Die Stigmatisierung, die Migrantinnen in der Prostitution erleben, wirkt sich auf ihr Leben aus. Für eine Frau, von der bekannt ist, dass sie als Prostituierte arbeitet, ist es z.b. kaum möglich, eine Wohnung zu finden. Ein weiteres Problem sind die Strichpläne. So zum Beispiel in Zürich, wo gemäss Strichplan Sexarbeiterinnen nur auf kleinen Strassenabschnitten arbeiten dürfen. Diese Strassen sind meist sehr abgelegen, was die Sicherheit der Prostituierten gefährdet. Für Migrantinnen und illegalisierte Frauen sind die Verhältnisse verschärft, sie befinden sich in einem völlig ungeschützten Ausbeutungsverhältnis.

Wir meinen, Die Menschen die im Sexgewerbe arbeiten, müssen die gleichen Rechte geniessen wie andere, das heisst gleicher Zugang zum Recht, zur Gesundheit und zur Sicherheit.

Das Sexgewerbe ist ein Teil des Systems und dieser Gesellschaft. Es ist inzwischen zu einer globalen Industrie geworden, welche die Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten möglichst effizient zu befriedigen versucht und Frauen auf massivste Weise ausbeutet. Damit werden Profite optimiert.

Schluss mit der Profitmacherei mit Menschenleben und auf Kosten unserer Menschenwürde.

Keine Frau ist illegal!

Weg mit dem menschenverachtenden Asyl- und Ausländergesetz.

Keine Frau ist illegal

Feuer und Flamme den Ausländerbehörden!


Rede zu Migrantinnen

Für Migrantinnen, die nicht aus dem EU-Raum stammen, gibt es de facto nur als Cabaret-Tänzerinnen, Ehefrauen und Touristinnen die Möglichkeit, legal in die Schweiz einzureisen. Im Haushalts- und Pflegebereich, im Sexgewerbe, im Gastgewerbe, aber auch in der Landwirtschaft existiert jedoch eine grosse Nachfrage nach weiblichen Arbeitskräften. Aufgrund fehlender Zulassungsmöglichkeiten werden die Frauen in die Illegalität getrieben, in der sie sich in grosser Abhängigkeit von Zuhältern, Ehemännern, HausbesitzerInnen und ArbeitgeberInnen befinden und ständig von der Ausschaffung bedroht sind. Sie können sich kaum gegen ausbeuterische Arbeits- und Mietverhältnisse oder gegen Gewalt wehren, da sie durch ihren prekären Status sehr verletzbar sind.

Illegalisierte Frauen haben zudem kaum Zugang zu Schul- und Berufsausbildung sowie den Leistungen der Sozialversicherungen, der Krankenversicherung und der beruflichen Vorsorge, was ihre Situation zusätzlich prekär macht.

Weg mit dem menschenverachtenden Asyl- und Ausländergesetz.

Keine Frau ist illegal

Hier , jetzt und überall!!


Kurzrede zur Frage der Männerbeteiligung an der Demo

Heute sind nur Frauen auf der Strasse. Dies ist nicht ein Zeichen dafür, dass wir Männer hassen, sondern ein Zeichen dafür, dass wir als Frauen immer noch in vielen Bereichen benachteiligt werden. Diese Benachteiligungen müssen wir zusammen öffentlich machen und auf die Strasse tragen. Und wir müssen als Frauen selbstbestimmt unsere Forderungen stellen und uns diesen Raum nehmen. Wir kämpfen gegen die Ungleichheit, für ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben für Männer und Frauen. Deshalb kämpfen wir gegen den Kapitalismus, denn nur in einer Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung ist ein gleichberechtigtes Leben und ein partnerschaftliches und befreites Verhältnis zwischen Frauen und Männern möglich.

Wir haben die Schnauze voll von miesen Teilzeitjobs; von den kleinen Renten; von den hohen Krankenkassenprämien; vom Hin- und Herrasen zwischen Kindern und Erwerbsarbeit, um dann als „Rabenmutter“ betitelt zu werden; von den zu knappen und teuren Kinderkrippen; von den 1000 kleinen ?Jobs? und Verantwortungen im Alltag und von Erwartungen nach individueller flexibler Lebensgestaltung, die für uns nur Stress bedeutet und die Kassen der Bosse füllt. Und dann sollen wir auch noch Tag und Nacht schön, sexy, fit und gut drauf sein.

Schluss damit!! 

Frauen machen wir uns fit!!

Gegen ihren fetten Profit.


Rede gegen Gewalt an Frauen

in der scheinbar demokratischen Schweiz sind die Frauenrechte noch lange keine Selbstverständlichkeit. Die Gewalt geht von sexistischer Anmache auf der Strasse und am Arbeitsplatz über die ganzen Rollenklischees, die sexistische Werbung bis zu sexuellen Übergriffen.

Die Ursachen der Gewalt gegen Frauen sind gesellschaftlich bedingt. Die patriarchalen Rollenverhältnisse sind der Nährboden für Gewalt an Frauen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation ist häusliche Gewalt weltweit die grösste Menschenrechtsverletzung an Frauen und eine der häufigsten Todesursachen von Frauen. Häusliche Gewalt wird oft noch als eine Privatangelegenheit gesehen. Viele der Frauen empfinden die Gewalt gegen sie, als selbst verschuldet. Also ein ganz individuelles Problem, eine gerade erschienene Studie aus England zeigt, dass viele Frauen, die Gründe einer Vergewaltigung auf das Fehlverhalten der Frauen schieben.

Solange gesellschaftlich, die Gewalt an Frauen weltweit zum Alltag gehört, solange wird es Frauen geben, die wie wir heute hier am internationalen Frauenkampftag für bessere Lebensbedingungen kämpfen!

 


Rede gegen Sozialabbau

Sozialabbau am laufenden Meter: Sei das nun die Erhöhung des Rentenalters, der Abbau der Arbeitslosenkasse oder  die IV-Revisionen. Angriffe auf die sozialen Errungenschaften gehören zum Kapitalismus. Von diesen angriffen sind proletarische frauen besonders und sogar doppelt betroffen sind. Einerseits arbeiten im öffentlichen Sektor viele Frauen, sie sind also betroffen wenn es um Personalkosteneinsparungen geht. Entlassungen, steigender Druck, Lohndumping und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen sind Folge dieser Privatisierung. Andererseits sind es die Frauen, die dann als Mütter oder Ehefrauen die gestrichenen Sozialleistungen durch Gratisarbeit kompensieren. Alles was also nicht profitbringend privatisiert werden kann, soll unbezahlt zu Hause geleistet werden. Ein gutes Beispiel dafür sind die Fallkostenpauschalen, auch DRG genannt,  die ab 2012 in allen Spitälern eingeführt werden sollen. D.h. alle Spitäler erhalten für die gleiche Diagnose einen bestimmten fixen Geldbetrag. Diese Reform bedeutet eine Ökonomisierung des Gesundheitswesens, der Konkurrenzdruck unter den Spitälern wird sich verschärfen und die Zweiklassenmedizin geht in eine neue Runde. So werden grundversicherte und betagte PatientInnen ein finanzielles Risiko für das Spital, denn wenn die Pauschale nicht ausreicht, zum Beispiel weil es Komplikationen gibt, muss das Spital das Defizit aus eigener Tasche bezahlen. Die Jagd auf sogenannt rentable PatientInnen wird sich intensivieren, während die anderen abgeschoben werden. Die  Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt, dass dieses System auch den Druck auf das Pflegepersonal massiv erhöht. Eine weitere Folge dieser neuen Reform ist, dass versucht wird die PatientInnen möglichst früh zu entlassen. Das hat logischerweise zur Folge, dass eine private Nachbetreuung nötig ist, die dann klassischerweise von Frauen übernommen wird. 

Deshalb sagen wir: 

Nein zu dem DRG-System!

Nein zur Ökonomisierung auf Kosten der Frauen!

Ja zu guten Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen!

Doch der Sozialabbau beginnt nicht erst mit der Einführung der DRGs. Wir stehen heute hier, auch weil die Regierung mit ihren Sanierungsprogramm, genannt San10,  rund 3% der Stellen am Unispital abbauen will. Das heisst rund 200 Arbeitsplätze werden gestrichen. Die Folgen sind offensichtlich: die verbleibenden Angestellten müssen noch mehr leisten und für die Bevölkerung droht ein Qualitätsabbau bei der Gesundheitsversorgung. Das ist wieder mal ein typischer Schachzug: die PolitikerInnen klagen über die schlechten Zahlen verursacht durch die Finanzkrise und wollen nun die Kosten auf die ArbeiterInnen abwälzen. Das Sanierungsprogramm San10 will nämlich eine Lohn-Nullrunde durchsetzen. So soll es wieder keinen Teuerungsausgleich und auch die indivieduellen Lohnerhöhungen werden bis 2013 gestrichen.

Beim städtischen sind die Angriffe noch dreister, dort wird der Lohn zusätzlich noch durch Einsparungen bei den Essenszulagen, Reka Checks und Weiterbildung massiv gekürzt.

Das lassen wir uns nicht bieten, denn: 

Eure Krise zahlen wir nicht! 


Rede gegen Sparmassnahmen

Unten nehmen, oben geben? Wir sagen Nein!

Zu erst haben sich die Banken bereichert und dann liessen sie sich vom Staat retten. Und jetzt, nach der Rettung, bereichern sie sich noch mehr. Keinen Rappen direkte Steuern bezahlen die bestverdienenden Unternehmen am Paradeplatz! 

Gespart wird bei uns, es wird kräftig Sozialabbau betrieben. Frauen sind dort besonders betroffen, denn sie leisten häufig die Mehrarbeit die sich daraus ergibt. Zum Beispiel wenn das Kind nicht genug Betreuungsplatz hat. Und gespart wird gerade auch beim städtischen Personal. Das bedeutet Kürzungen, Arbeitshetze und Verschlechterung der Infrastruktur in der Stadt Zürich. 

Da wird der UBS der Arsch gekrault und die Menschen im Altersheim dürfen Tag ein Tag aus, Cervala essen. Da wird eine Steuererleichterung für Konzerne und Banken nach der anderen verabschiedet und genug Kinderkrippenplätze hat es nicht. Und wenn die Ambulanz 20 statt 10 Minuten braucht, dann ist das wahrscheinlich gerade auch noch gut. Tote sind schliesslich billiger als KrankenhauspatientInnen. Und wenn der Lohn immer kleiner wird und die Arbeitszeit immer länger und stressiger dann verdienen sich die Bosse weiterhin eine goldene Nase. 

Also es wird höchste zeit, wir müssen den Bonzen ans Leder! Das Gold gehört denen, die es erarbeitet haben. 

Wir sagen: Kämpfen lohnt sich! Sei es gegen die Entlassungen und Verschärfungen der Arbeitsbedingungen oder gegen den Sozialabbau. Oder gegen die ideologischen Angriffe von reaktionären Kräften auf die Errungenschaften der Frauenbewegungen.

Von der Defensive heraus, wieder an Stärke gewinnen und gemeinsam für unsere Forderungen kämpfen. Wir wollen kostenlose Kinderkrippen, mehr Lohn und Ferien statt immer prekäre Arbeitsverhältnisse, wir wollen Selbstbestimmung über unseren Körper und eine gleichberechtigte Beteiligung aller an der Haus- und Erziehungsarbeit. Kämpfen wir für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Heute hier und auch am ersten Mai! Gemeinsam auf die Strasse.

Für eine starke Frauenbewegung!

Für den Kommunismus!


Rede gegen Budget-Kürzung

Unten nehmen, oben geben? Nein!

Es ist kein Geheimnis, weshalb der Stadt Zürich das Geld fehlt: Bis vor zwei Jahren haben sich die Banken bereichert, dann brachen sie ein und liessen sich vom Staat retten. Und jetzt, nach der Rettung, bereichern sie sich noch mehr. Keinen Rappen direkte Steuern bezahlen die bestverdienenden Unternehmen am Paradeplatz! Was die Banken als Kreditgeber niemals durchgehen lassen würden, nämlich den Kredit nicht zurückzahlen und noch nicht einmal die Zinsen, machen sie ganz selbstverständlich mit dem Staat. Und der Staat lässt das willfährig mit sich machen, denn der durch die leeren Kassen entstandene Sachzwang ist ein wunderbares Argument. So lassen sich Kürzungen, Arbeitshetze und Verschlechterung der Infrastruktur begründen. «Tut uns leid, wir können nicht anders.», heisst es da seitens der PolitikerInnen. Doch ihr könntet! Es ginge durchaus anders, wenn ihr wolltet!  

Wenn in der Stadt gespart wird, dann trifft es das städtische Personal zuerst. Zu Recht erhebt es sich gegen diese Zumutung, die jährlich grösser wird. Aber das Sparen trifft alle, die auf die städtischen Dienste angewiesen sind, also besonders jene, die kein Geld für eine Privatschule oder ein luxuriöses Altersheim haben. Es verändert aber auch das alltägliche Zusammenleben: Wenn z.B. die VBZ-Schalterfrau gerügt wird, weil sie sich Zeit nimmt einer alten Dame am Ticket-Automaten zu helfen, dann ist das unmenschlich und kalt. Wenn das Pflegepersonal in den Spitälern so gehetzt wird, dass es keine Zeit mehr für ein Gespräch mit PatientInnen hat, dann verliert die Arbeit die Qualität. Die Abwärtsspirale muss gestoppt werden.

Das alles muss nicht sein, es gibt Geld genug.

Keine Kürzungen im Service-Public! Den Bonzen ans Leder!