Reden zum 8. März 2012

Diese Reden wurden von der Frauenstruktur des Revolutionären Aufbaus an der FrauenDemo vom 10. März gehalten:

 

Rede zum Rechtsrutsch:

Die Angriffe von Rechts kommen ganz unterschiedlich daher: Die einen marschieren betend und mit Särgen durch die Zürcher Bahnhofstrasse und gedenken mit ernster Miene dem „Baby-Holocaust“…. Und die anderen hetzen mit Hasspropaganda gegen VertreterInnen der Frauenbewegung. Die Gruppe IG-Antifeminismus geht so weit, mit der Bekanntmachung der Adressen von Frauenhäusern zu drohen. Und so absichtlich Frauen zu gefährden, die sowieso schon von sexueller, physischer häuslicher Gewalt akut bedroht sind. Ja und auf parlamentarischer Ebene wurde am 4. Juli 2011 die Initiative „Abtreibung ist Privatsache“ mit der Forderung eingereicht, dass der Schwangerschaftsabbruch nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt werden soll. Das würde faktisch zu einem verbot auf abtreibung führen für diejenigen frauen, die es sich nicht leisten können.                                                                                                           

All dies ist ein frontaler Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren eigenen Körper, eine Errungenschaft, die von der Frauenbewegung erkämpft wurde. Und dabei ist es noch gar nicht so lange her: Noch 1971 wurden in der Schweiz 107 Frauen und 37 Drittpersonen wegen illegaler Abtreibung verurteilt (!), erst seit 2002 haben wir  die Fristenlösung. Begründet wird die Initiative mit der verlogenen und absurden Argumentation der Kosteneinsparung. In wirklichkeit wehren sich diese konservativen  kräfte gegen jegliche Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der Frau und verteidigen ein zutiefst frauenfeindliches Weltbild.                                                                                    

Als KommunistInnen kämpfen wir nicht nur für den legalen und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch, sondern für die Befreiung der Frau von allen Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnissen. Anstelle dieses profitorientierten Systems wollen wir eine klassenlose Gesellschaft aufbauen, in der die Bedürfnisse der Menschen im Zentrum stehen und auch patriarchales Denken und Handeln fundamental eliminiert werden kann.

 

Rede zu Sexarbeit und zur städtischen Vertreibungs- und Säuberungspolitik:

Prostitutionsgesetze oder wie in Zürich die kürzlich verabschiedete Prostitutionsgewerbeverordnung drücken neben dem Produktionsverhältnis, immer auch ein Verhältnis zwischen den Geschlechtern aus. Der Verkauf sexueller Dienste hat eine lange Geschichte. In ihm haben stets Kämpfe um ökonomische und soziale Verhältnisse um Ordnung und Moral und Auseinandersetzungen im Bereich der Migrations- und Asylpolitik stattgefunden.
Prostitutionsgesetze bieten für SexarbeiterInnen kaum Absicherung und haben keine Auswirkungen auf eine gesellschaftliche Anerkennung der Arbeit. Sie führen zu neuen Differenzierungen und Spaltungen unter den Sexarbeiter_innen. Die letztes Jahr verabschiedete neue Gewerbeverordnung ist deutlich eine Verschärfung. Durch repressivere Massnahmen soll versucht werden die Sexarbeit zu regulieren und einzugrenzen um besser kontrollieren zu können. Diese Tendenz zieht sich durch die gesamte Geschichte der Prostitution. Die Undurchsichtigkeit der Sexarbeit, sowie die Gefahr unkontrollierbarer Krankheiten spielten auch historisch für die Durchsetzung gesellschaftlicher Normen eine wichtige Rolle. Damals wurden Zwangsuntersuchungen, Meldeauflagen, zeitliche und räumliche Begrenzungen sowie kontrollierte Bordelle anstelle von Straßenprostitution eingeführt. Heute sind es Vorhaben wie die Sexboxen und die Einführung von Meldepflichten, schikanöse polizeiliche Kontrollen bei der Arbeit, Verdrängung auf kleine Abschnitte am Rande der Stadt. Allgemein führt dies dazu, dass die Prekarisierung der SexarbeiterInnen zunimmt, denn die Grundlage zur Lebensfinanzierung wird ihnen entzogen, der Konkurrenzdruck verschärft sich und die Basis für eine selbstbestimmte Wahl der Arbeit wird minimiert. Die Regulierung und gleichzeitige Repression – damals wie heute –  entziehen den Sexarbeitenden das Selbstbestimmungsrecht. Mehr Selbstbestimmung und Freiheit mussten die Sexarbeitenden und Frauen sich immer hart erkämpfen. Ein Beispiel aus vergangener Zeit: England 1883, die englische Frauenbewegung hat durch breiten Widerstand die sogenannten „Gesetze über ansteckende Krankheiten“ zu Fall gebracht. Die Gesetze sahen vor, Prostituierte Zwangsuntersuchungen zu unterziehen und sie zu internieren. 100 Jahre später, kämpften die Hurenbewegungen in den USA und Europa für mehr Rechte und Selbstbestimmung. Diese Errungenschaften der Frauen-und ArbeiterInnenbewegung der letzten 150 Jahre werden heute verschärft von Rechts angegriffen.
Im Rahmen von städtischen Aufwertungsprozessen wird der Straßenstrich nach wie vor als »Schmuddel-Ecke« betrachtet. Die Auflösung des Strassenstrichs am Shilquai, die Aufwertung rund um die Langstrasse und die Eingrenzung der Strassenprostitution überhaupt ist ganz klar eine staatliche Vertreibungs- und Säuberungsaktion. Die Verdrängung von allem was im Zürich der Banken und Bonzen stört. Drogenabhängige, Huren, Arbeitslose, Obdachlose und AusländerInnen sollen verräumt werden oder hinter 4 Meter hohen Wänden arbeiten.
Wenn die Vertreter von Staat und Stadt von Sicherheit und Schutz für die Frauen schwafeln, dann meinen sie Verdrängung an den Stadtrand, Regulierung und Kontrolle des Strassenstrichs auf dem viele Osteuropäische Frauen arbeiten. Nicht die Sexboxen schützen die Sexarbeiterinnen vor Uebergriffen- sondern die Selbstbestimmung und die Macht über ihre Arbeit.
Ihre Scheinheiligkeit und helfende Hand stinkt zum Himmel.

Schluss mit der Vertreibungspolitik. Die Stadt gehört denen, die darin leben!
Weg mit den Bonzen! Kampf der Frauenunterdrückung und Ausbeutung in der Sexarbeit und überall!
Den Kapitalismus bekämpfen, der die Grundlage dieser Unterdrückung ist, die Grundlage das Frauen Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution werden.
Gemeinsam gegen rechte Hetze und Sexismus-Frauen haut auf den Putz!