Aufruf zur Soli-Kundgebung für die Streikbewegung in Peru

Liebe FreundInnen und GenossInnen
Am Freitag, 29.06.2012 protestieren wir, ein Ad-Hoc-Bündnis, vor dem peruanischen Generalkonsulat in Zürich gegen die gewaltsame, staatliche Niederschlagung der aktuellen Streikbewegungen in der Region Espinar und Cajamarca. Alle interessierten Leute sind dazu willkommen. Lasst uns den Protestierenden in Peru zeigen, dass auch in der Schweiz, dem Firmensitz des Minen-Konzerns Xstrata, Menschen mit ihren Anliegen solidarisch sind.

Vier Tote Demonstranten
Seit Mitte Mai protestieren in der Provinz Espinar in der Nähe des Touristenzieles Cusco mehrere Tausend Kumpel und Dorfbewohner gegen die ignorante Haltung des Schweizer Bergbau-Konzerns gegenüber den Umweltschäden im Umfeld seiner Minen. Xstrata weigert sich auf Vorwürfe einzugehen, wonach der Kupferabbau für die Verschmutzung lokaler Gewässer verantwortlich sei. Zudem verlangen die Demonstranten, dass das Unternehmen 30 % statt aktuell 3% seines Gewinns in die Entwicklung Espinars, eine der ärmsten Regionen Perus, investieren müsse.

Der Konflikt in Espinar eskalierte am 22. Mai, als ein Aufgebot von rund 2000 Polizisten versuchte, die Demonstranten davon abzuhalten, das Gelände der Mine zu betreten. In den darauffolgenden Strassenkämpfen starben 4 Zivilisten und mindestens 60 Weitere wurden verletzt. Seither hat die Zentralregierung unter Präsident Ollanta Humala den Notstand über die Provinz Espinar verhängt. Damit ist das Ausüben von Freiheitsrechten, wie Protestaktionen oder öffentliche Versammlungen verboten.

Polizei schiesst auf Studierende
Zu einem weiteren offenen Konflikt zwischen der peruanischen Bevölkerung und einem Bergbaukonzern kam es am 31. Mai in der nördlich gelegenen Region Cajamarca. Dort ist seither ein unbefristeter Streik gegen das geplante Gold- und Kupferabbauprojekt „Minas Conga“ der „Newmont Mining Corporation“ ausgerufen worden. Das Amerikanische Unternehmen betreibt in der Region bereits die grösste Goldmine Lateinamerikas „Yanacocha“. Deren giftige Abwasser landen im Fluss „Rio Grande“, welcher die Stadt Cajamarca einst mit Trinkwasser versorgte. Jedoch sind auch heute noch viele Bewohner mangels alternativer Wasserversorgung gezwungen, das verseuchte Flusswasser zu trinken. Die Demonstrierenden befürchten nun, das Projekt „Minas conga“ würde auch die restlichen Wasserreserven in der Region verschmutzen.

Auch in Cajamarca wurde die Stadt militarisiert, nachdem mehrere Strassen und Universitäten von den Demonstrierenden besetzt wurden. Am 7. Juni stürmte die Polizei unter Missachtung der Hochschul-Autonomie die staatliche Universität von Cajamarca, und schoss dabei auf Professoren und Studenten. Dabei wurden etwa 30 Personen schwer verletzt.

Peru will wichtige Position auf dem Kupfermarkt einnehmen
Das unzimperliche Vorgehen der peruanischen Regierung gegen die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung kommt nicht unerwartet. Die Regierung hat es sich zum Ziel gesetzt, dass Peru der wichtigste Kupferlieferant nach Chile wird. Der peruanische Minen- und Energieminister Jorge Tafur sagte kürzlich, dass es angesichts der Wirtschaftskrise mehr als je zuvor nötig sei, in die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Minenproduktion zu investieren. Ansonsten würden potentielle Investoren in Nachbarländer, wie Kolumbien abwandern, die bessere Ausbeutungsbedingungen geschaffen haben. Folgerichtig stellt sich der Staat auch auf die Seite Xstratas und erklärt, der Konzern habe alle Umweltschutzbedingungen eingehalten.
Die Schweiz ist ein wichtiger Abnehmer peruanischen Goldes
Auf dieses Statement beruft sich auch Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, um die Zurückhaltung der Schweiz gegenüber dem Konflikt zu rechtfertigen. Brisant dabei ist, dass die Schweiz nach der Volksrepublik China der wichtigste Exportpartner Perus ist. Im vergangenen Jahr wurden Güter im Wert von mehr als 5.8 Mrd. US-Dollar in die Schweiz ausgeführt. Dabei geht rund 97% des Exporterlöses auf Gold zurück. Fast 190 Tonnen Rohgold wurde nach Angaben der peruanischen Behörden in die Schweiz exportiert, rund 55 Tonnen davon stammen aus der umstrittenen Mine „Yanacocha“.

Videomaterial:
Berichterstattung im peruanischen Fernsehen über die Auseinandersetzungen in Espinar
 http://www.youtube.com/watch?v=MzoHv2z2aVw

Beginn des unbefristeten Streiks in Cajamarca am 31. Mai 2012
 http://www.youtube.com/watch?v=whSiHnhIlu8&feature=related

Aufnahmen der Erstürmung der Universität in Cajamarca durch die Polizei am 7. Juni 2012
 http://www.youtube.com/watch?v=OLGJKhe8I1c

Aufnahmen der Protestversammlung vom 14. Juni der Studierenden gegen das Minenprojekt Conga, die von der Polizei gewaltsam auseinandergetrieben werden.
 http://www.youtube.com/watch?v=Ppxox0NfZfI&feature=relmfu

Aufnahmen des Vorgehens der Polizei in Cajamarca am 31. Mai 2012 und das Räumen einer Volksküche.
 http://www.youtube.com/watch?v=zwvit_sCMw8&feature=related

Aufnahmen der Polizeibrutalität in Cajamarca
 http://www.youtube.com/watch?v=k2PVhLqaY1o&feature=related

Quellen:
 http://www.labournet.de/internationales/pe/index.html

 http://www.multiwatch.ch/de/p97000292.html

 http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Peru/bergbau6.html