Frauen Räume subito!
Dies ist die Parole des Frauenbündnisses in Zürich zum Internationalen Frauenkampftag und zur Frauendemonstration am Samstag, dem 9. März.
RTS 8. März: Basel
Demo 9. März: 1000 Frauen in ZH
– Abends Lady Space in der ABS
Selbstbestimmte Räume werden uns nicht geschenkt. Weder im Kopf, noch in unserem Körper, noch in unserer Stadt. Die Räume und Rollen, in denen wir uns zu bewegen haben, sind klar vorgegeben. Und sie sind eng. Eigenes Denken und Handeln will erkämpft sein und ist nur kollektiv möglich. Deshalb nehmen wir den 8. März zum Anlass, gemeinsam vorgegebene Grenzen zu sprengen, uns die Strassen unserer Stadt zu nehmen und unsere eigenen Inhalte hinaus zu tragen.
Gemeinsam für selbstbestimmte Räume, gegen Kapital und patriarchale Strukturen!
Material: Plakat I Wandzeitung I Pflegestreik I Pflegestreik-Interview I Frauenbündnis I Faltblatt Bündnis
Faltblatt des Frauenbündnisses
mit Beiträg von verschiedenen Frauenstrukturen (PDF)
Frauen Räume, subito! Gemeinsam für selbstbestimmte Räume
Wer wir sind
Das 8. März Frauenbündnis ist ein revolutionäres Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Gruppen und Einzelfrauen. Als Kommunistinnen, Feministinnen, Autonome und Anarchistinnen setzen wir uns inhaltlich mit verschiedensten Themen rund um den Frauenkampf auseinander und organisieren seit rund 25 Jahren jedes Jahr eine Demo zum internationalen Frauenkampftag.
Frauenräume, eine Notwendigkeit
Entgegen dem Zeitgeist, der behauptet, dass der Frauenkampf nicht mehr nötig sei, weil Frauen auch in Politik und Wirtschaft ihren Platz einnehmen können – entgegen diesem Mainstream und dem damit verbundenen konservativen Backlash fordern wir Frauenräume, subito! Es reicht nicht aus, dass in den Unternehmen der «Gender Mainstream» zum guten Ton gehört, dass Frauen auch Kanzlerinnen werden und in Wirtschaft und Politik mitreden können. Gleichberechtigung und Gleichstellung sind zu einem Allgemeinplatz geworden, der darüber hinwegtäuscht, dass Sexismus und Diskriminierung sowie die mit viel Unfreiheit verbundene geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Doppelbelastung immer noch zum Alltag von Frauen gehören.
In einer Zeit, in der Angriffe auf selbstbestimmte Frauenräume stattfinden, ist der Kampf um solche elementar. Wenn Frauenhäuser von AntifeministInnen öffentlich denunziert werden, und das Recht auf Abtreibung von rechter und religiöser Seite her in Frage gestellt wird, gilt es diese «Räume» zu verteidigen. Wenn frauenfeindliche Sprüche im Alltag und sexistische Plakatwände an jeder Hausecke uns Frauen eine ganz bestimmte Rolle in der Gesellschaft zuweisen; wenn der Hauptteil an (Gratis-)Reproduktionsarbeit in Familien noch immer von Frauen geleistet wird und Frauen immer noch viel weniger verdienen; wenn geschlechtsspezifische Fluchtgründe von Migrantinnen nicht anerkannt werden, wenn Mädchen- und Frauenförderungen gestrichen werden und wenn heteronormative Zwänge unsere kreativen Lebens- und Liebesentwürfe erschweren…, dann brauchen wir andere Orte, andere Denkweisen und eine andere Politik: Kreative, antipatriarchale, revolutionäre, herrschaftsfreie Räume!
Frauenräume sind das, was wir aus ihnen machen
Frauenräume sind für uns Orte, an denen wir ungestört diskutieren können, wo wir die Möglichkeit haben, mit feministischem Blick die Gegenwart zu analysieren und uns eine selbstbestimmte Perspektive zu schaffen. Hier bleibt der homophobe und sexistische Alltag draussen und es gibt Luft und Mut für Neues.
Frauenräume sind nicht ohne weiters widerspruchsfrei oder revolutionär. Sie entstehen in einer widersprüchlichen gesellschaftlichen Situation und spiegeln diese teilweise wieder. Wir wollen Frauenräume – aber wer sind wir? Und wen schliessen wir damit aus? Trotz dieser wiederkehrenden Fragen finden wir es notwendig, dass wir Frauen uns unsere Räume erhalten und erkämpfen. Frauenräume ermöglichen es uns, uns zu organisieren und gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie laut zu werden.
Kämpfen wir gemeinsam!
Das Selbstverständnis, dass es richtig ist, Frauenräume einzufordern, darf ruhig wieder einen festen Platz in unseren Köpfen und Herzen einnehmen. Wo sind die unzähligen erkämpften Räume hin, die sich Frauen seit den 60er Jahren zu eigen gemacht haben? Wo sind die Frauen hin, die diese Räume besetzt, betrieben und genutzt haben? Die Geschichte zeigt, dass viele Frauenräume verschwunden sind. Einige wurden institutionalisiert, wie zum Beispiel das Fraueninformationszentrum, die Frauenhäuser oder das Meitlihuus und einige konnten sich halten, wie der Partyraum TanzLeila oder die jährliche Demo zum internationalen Frauenkampftag in Zürich.
8. März Frauenbündnis Zürich, frauenbuendnis(aet)immerda.ch
Gegen den Sozialabbau, die Arbeitslosigkeit, Armut und die sexistischen Gesetze auf die Strasse!
Bei dem Streik der Textilarbeiterinnen am 8. März 1857 in New York, den sie für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen organisierten, wurden 129 Frauen ermordet. Auf der zweiten Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahre 1910 schlug Clara Zetkin vor, dass ein Tag im Jahr als internationaler Einheits-, Kampf- und Solidaritätstag der Frauen eingeführt werden solle. Festgelegt wurde der 8. März dann zu Ehren des Kampfes der New Yorker Textilarbeiterinnen.
Am 8. März 1917 hoben die Arbeiterinnen von St. Petersburg die Fahne des Kampfes in die Höhe. Dieser Streik war der Beginn der Oktoberrevolution und richtete sich gegen den Zarismus und die Armut. Der 8. März ist auch zu ihren Ehren der internationale Kampf- und Solidaritätstag der Frauen. Somit entwickelte sich der 8. März zu einem Tag, den internationale Arbeiterinnen mit ihrem Leben bezahlten, an dem der Gleichheits- und Befreiungskampf gemeinsam gefeiert wird und an dem die aktuellen Forderungen der Frauen formuliert werden.
Seit dem ersten organisierten Streik der Frauen am 8. März 1857 sind 155 Jahre vergangenen. In diesen 155 Jahren haben Frauen einige Rechte gewonnen und einen langen Weg zurückgelegt. Doch die Profitgier der Kapitalherrscher, die eine tödliche Kriegspolitik betreiben, die zu Krisen führt, die Arbeitslosigkeit produziert und die Armut wie eine Lawine wachsen lässt, führt auch Stück für Stück zu der Rücknahme der ArbeiterInnenrechte, die jahrelang erkämpft wurden.
Die Frauen, die die Sklaven der Sklaven sind, werden nur aufgrund der Tatsache, dass sie Frauen sind, dies wissend geprägt und so gebildet. Ebenso wird zu Gewalt gegriffen, um ihnen gewisse Verhaltensweisen zu lehren. Sie werden zweifach unterdrückt und im Namen der Ehre ermordet. Ihre Sexualität wird vermarktet, wird gekauft und verkauft. Sie werden vergewaltigt und sexuell belästigt. In Kriegen sind sie die zu erobernden Schätze. Obwohl die Frau jeden Tag aufs Neue diejenige ist, die das Leben reproduziert, hat sie in keinem Bereich des Lebens ein Mitspracherecht, nicht einmal über ihren eigenen Körper und ihr Leben. Frauen sind diejenigen, die als billige Ersatzarbeitskraft eingestellt werden, und in Krisenzeiten als erste entlassen werden. Wenn innerhalb der Familie die Arbeitslosigkeit steigt, wird die gesellschaftliche Rolle der Frau immer wichtiger. Denn trotz der Armut ist es weiterhin die Aufgabe der Frau, die Familienmitglieder satt und glücklich zu stimmen. Sobald Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit keine Rechte mehr sind, sondern privatisiert und als Ware verkauft werden, sind auch hier die Frauen die ersten, die diese Rechte verlieren. Doch damit nicht genug! Auch übernehmen Frauen – als sei es ein ungeschriebenes Gesetz – die Pflege von Hilfsbedürftigen. Arbeitslosigkeit und Armut führen dazu, dass Frauen weltweit zur Zielgruppe des Sexsektors werden; dass die psychischen Probleme innerhalb der Gesellschaft und die häusliche Gewalt zunehmen; und dass Frauenmorde und Gewalt an Frauen in grausamer Art und Weise steigen.
Die Zahlen der Streikenden auf Straßen, in Fabriken und Schulen weltweit gegen diese Ungerechtigkeiten, die Ausbeutung und Grausamkeiten nehmen zu und Frauen scheuen sich nicht, ihren Platz an den Fronten einzunehmen. Die Fackel, die 1857 durch die streikenden Frauen entflammte, lodert heute in den Händen der Arbeiterinnen.
Arbeiterinnen, liebe Frauen, liebe Freunde,
lasst uns gemeinsam gegen dieses Leben als Sklaven, das uns aufgezwungen wird, auf die Straßen gehen! Lasst uns gemeinsam gegen den Sozialabbau, die Arbeitslosigkeit, Armut und sexistische Gesetze kämpfen! Lasst uns am 8. März solidarisch unsere gemeinsamen Parolen rufen!
Es lebe der 8. März, der internationale Frauenkampftag!
Ruhm denjenigen, die den 8. März erschaffen haben und heute am Leben halten!
Yeni kadin, yenikadindergisi(aet)yahoo.de
Den häuslichen Raum aus dem Privaten zerren
Die Frage, wer die private Sorgearbeit in Zeiten allseits geforderter Erwerbsarbeit übernehmen soll, ist tatsächlich keine Frage. Sie wird noch immer und selbstverständlich den Frauen abverlangt. Die herrschende Klasse versucht, die tiefe ökonomische und kulturelle Krise unter anderem durch die wieder erhöhte Verpflichtung der Frauen im privaten Raum zu lösen. Denn durch die Sparprogramme der öffentlichen Hand werden bezahlte Sorgearbeiten in den privaten unbezahlten Bereich verlagert.
Durch die Abkehr einer Absicherung bei Krankheit, Erwerbslosigkeit und im Alter wird auch die Familienarbeit immer weiter prekarisiert. Kranke erhalten nicht mehr die umfassende Versorgungim Gesundheitssystem, die Lücken sollen von pflegenden Familienmitgliedern ausgefüllt werden. Lernprozesse von Kindern sind in überfüllten Klassenzimmern mit überforderten Lehrpersonen nicht mehr zu realisieren und Familien werden zu Nachhilfebetrieben. Sorgearbeitende benötigen ein ausgeklügeltes System des Zeitmanagements, um die vielfältigen Aufgaben überhaupt realisieren zu können. Die Zementierung der Verantwortlichkeitder proletarischen Frauen an die Haus- und Sorgearbeit verstärkt wieder unsere Mehrfachbelastung – sofern wir es uns nicht leisten können, eine Haushaltshilfe, oft eine schlechtbezahlte Migrantin, zu beschäftigen.
Die Zurückbindung der Frauen an den häuslichen Raum soll unsere Ansprüche auf den öffentlichen Raum zurückdrängen und unseren Widerstand bändigen. Diese Tendenzen zeigen sich ideologisch durch die Reaktionären, wie auch durch die ökonomischen Zwänge. Dazu kommt die Weigerung vieler Männer, im Haus- und Sorgebereich mehr Verantwortung zu übernehmen, trotz des Verlusts der „Ernährerfunktion“ und trotz vermehrter weiblicher Lohnarbeit. Heute findet zur Sorgearbeit im Privaten längst, aber zu lange, ein mühsamer Aushandlungsprozess statt.
Der Fokus der Geschlechterverhältnisse muss heute weniger auf der Gleichberechtigung, sondern mehr auf der Gleichverpflichtung liegen. Auf der Verpflichtung der Männer, Familienarbeit zu übernehmen, v.a. heute, wowir uns wieder mehr von der Vergesellschaftung der Sorgearbeit entfernen. Nicht nur Mädchen, sondern auch Buben soll die moralische Verpflichtung der Fürsorglichkeit und Verantwortlichkeit vermittelt werden. Männer sollen genauso zur notwendigen Subsistenz- und Lebensarbeit von klein auf erzogen werden. Dringlich ist eine gesellschaftliche Transformation, welche statt der Profitmaximierung die Erfüllung menschlicher Lebensbedürfnisse zum Ziel hat. Eine radikale Neuaufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeitszeit bei gleichzeitiger Sicherung der Existenzgrundlage, der Ausbau öffentlicher Bereiche zur Unterstützung familiärer Reproduktionsarbeit, der Ausbau staatlicher oder vergesellschafteter Dienstleistungen in Bildung, Gesundheit, Sozialdiensten und Pflege und die Aufwertung personenbezogener Dienstleistungen.
Klar ist, dass kapitalistische Profitgesetze diese Forderungen verhindern. Ebenso ist die Gleichverpflichtung eine politische Forderung, die die Grenzen des Kapitalismus sprengt. Sie stellt gesellschaftliche Arbeitsstrukturen und Geschlechterrollen in Frage, die in allen Bereichen reproduziert werden. Gleichverpflichtung ist keine private Forderung, sondern muss auf politischer Ebene erkämpft werden.
Erst kollektive frauenkämpferische Praxen ermöglichen uns, kritisch Hegemonien und Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und anzugreifen. Ermöglichen uns, die momentanen gesellschaftlichen Zustände als Konstruktionen der Profitmächtigen zu entlarven und Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnissen die Stirn zu bieten, Widerstand zu leisten, unser eigenes Denken und Handeln entgegen zu setzen. Tun wir uns zusammen, können emanzipatorische Praxen, kollektive Formen und frauenkämpferische Perspektiven sichtbar gemacht werden, kann das Einverständnis der eigenen Unterwerfung hinterfragt werden. Verweigern wir uns den bürgerlichen Wertmassstäben und Erwartungen und begeben wir uns auf kreative Zwischenstationen im Hier und Jetzt.
Den häuslichen Raum aus dem Privaten zerren, Redomestizierung verweigern!
Bürgerlich-patriarchale Geschlechterordnungen demontieren!
Das kapitalistische System entwurzeln! Für den Kommunismus!
Frauenstruktur des Revolutionären Aufbaus
Selbstbestimmung von Frauen und Kindern verteidigen
Konservative Christ/innen haben vor drei Jahren die Initiative „Abtreibung ist Privatsache – Entlastung der Krankenversicherung durch Streichung der Kosten des Schwangerschaftsabbruchs aus der obligatorischen Grundversicherung“ lanciert. 2011 wurde die Initiative eingereicht. Sie ist derzeit im Parlament hängig; bis 2014 muss sie behandelt werden, um zur Abstimmung zu gelangen.
Die Initiative stellt das Kostenargument in den Mittelpunkt. Behauptet wird, Abtreibungen belasteten als „unnötige“ Leistungen das Gesundheitssystem und dürften deshalb nicht mehr von den Krankenkassen übernommen werden. Das kommt gut an, gerade bei denen, die gerne auf dem Buckel der Wenigerverdienden sparen. Ausserdem wird behauptet, Abtreibungen seien ein „Ausländerproblem“, denn Ausländerinnen würden sie als kostenlose Verhütungsmethode missbrauchen und so das „Schweizer“ Gesundheitssystem ausnehmen. Das ist billige rassistische Stimmungsmache.
In den Publikationen des Initiativkomites werden Frauen die Abtreiben als leichtsinnig und unmoralisch verunglimpft. Doch nicht nur Abtreibungsgegner/innen versuchen, mit ihrer Propaganda Frauen ihren Wertvorstellungen zu unterwerfen und ihre Körper für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Frauen, die sich ein Kind wünschen, sind einem ganz anderen moralischen Druck ausgesetzt: In den westlichen Ländern sehen sich schwangere Frauen immer mehr mit einem medizinisch-technischen Apparat konfrontiert. Die medizinische Begleitung von Frauen mit Kinderwunsch beinhaltet routinemässig eine Anzahl von Kontrollen und Untersuchungen, die dazu dienen Krankheiten und Behinderungen möglichst schon vor der Geburt festzustellen. Über die Risiken der Tests wird aber selten aufgeklärt. Die Schwangere und ihre zukünftigen Kinder werden kontrolliert und bewertet, mit dem Ziel, Menschen, die sich nicht gut genug in die
neoliberale Leistungsgesellschaft einfügen, zu verhindern.
Wohlgemerkt: dies gilt nur für einen kleinen privilegierten Teil der Welt. Anderswo wird mit ideologischer und finanzieller Unterstützung des Westens die mythologische Überbevölkerung bekämpft. Die Regulierungsmassnahmen reichen von der Koppelung lebenswichtiger Güter an Geburtenkontrolle bis hin zu Zwangssterilisationen. So wurden im Rahmen eines bevölkerungspolitischen Programms in Peru zwischen 1995 und 1998 über 300’000 Frauen sterilisiert.
Dies alles sind Facetten derselben Politik. Sie zielt darauf ab, Frauen ihre ökonomische Unabhängigkeit und ihre Entscheidungsfreiheit im Umgang mit ihrem Körper
abzusprechen.
Welches Argument sie auch gebrauchen: es geht den Initiant/innen schlicht darum, Abtreibungen wieder zu kriminalisieren. Via konservativer Sitten- und Morallehre wollen sie die Frauen wieder zurück an den Herd kommandieren. In Frauen sehen sie nichts weiter als untertänige Gebärmaschinen.
Dieselben Leute – darunter Exponent/innen der SVP, EDU, EVP, CVP und FDP – wähnen das „christliche Abendland“ durch Sexualaufklärung und Aids-Prävention bedroht. Das Initiativkomitee der Abtreibungsinitiative ist mehr oder weniger deckungsgleich jenem der Initiative „Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule“. Man findet sie auch unter den Gegner/innen des revidierten Epidemiegesetzes.
Die christliche Rechte will um jeden Preis jegliche Selbstbestimmung von Frauen und Kindern verhindern. Denn es könnte ihre Macht und Gewalt über die Familien schmälern.
Die Initiative „Abtreibung ist Privatsache“ ist rassistisch und frauenfeindlich. Wehren wir uns gegen alle Angriffe der (christlichen) Rechten.
Kinder oder keine entscheiden wir alleine!
FrauenLesbenKasama, frauenlesben(aet)kasama.ch
Frauen-Café Winterthur, rabia(aet)gmx.ch
Migrationsregime: Von Verwertung zu Ausgrenzung
Um die gegenwärtige Migrationspolitik in Europa zu verstehen, hilft es, sich klar zu machen, dass MigrantInnen danach beurteilt und behandelt werden, ob sie verwertbar sind oder nicht. Im Kontext der Krise, der gezielten Umstrukturierung ganzer Regionen, sowie den anzunehmenden Migrationsbewegungen aufgrund Klimaveränderung und globaler Kapitalisierung der Landwirtschaft, bedeutet dies, dass immer mehr Menschen in der Kapitallogik «unbrauchbar» werden, da sich ihre Arbeitskraft nur schlecht verkaufen lässt. Dieses ökonomische «Überflüssig-werden» spiegelt sich im europäischen Migrationsregime: Der Fokus verschiebt sich von Verwertung zu Ausgrenzung. Es findet eine massive Ausgrenzung nach Aussen statt: Europa verkommt zur vermeintlichen Festung, das Mittelmeer zum Massengrab, die Aussengrenzen verschieben sich nach Nordafrika. Die Ausgrenzung verschärft sich auch gegen Innen. In der Schweiz lässt sich das zum Beispiel an der Planung von geschlossenen Internierungslagern und an den anderen Verschärfungen des Asylrechts festmachen.
Die Rede von «der» Migration* geht von einem einheitlichen «migrierenden Subjekt» aus. Doch unterscheidet sich die Migration von Frauen von derjenigen von Männern in einigen Aspekten. Frauen fliehen oft aus anderen Gründen als Männer und sind sowohl von der Verwertung als auch von der Ausgrenzung anders betroffen. Erst seit 1998 sind frauenspezifische Fluchtgründe im Asylgesetz verankert (z.B. häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Zwangsverheiratung). Die Chancen auf Anerkennung sind jedoch gering. Generell werden die Aussagen von Frauen im Asylverfahren als nicht glaubwürdig eingestuft und die Gesuche in erster Instanz oft abgelehnt.
Eine grosse Zahl der migrierenden Frauen ist vor und während der Flucht körperlicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Die Befragungssituation, einem Verhör ähnlich, ist zusätzlich traumatisierend. Den Behörden geht es bei dieser Befragung vor allem darum, der Gesuchstellerin Lügen zu unterstellen, um ihr Gesuch abzulehnen. Die Aussagen werden als unlogisch beurteilt, das Denken der BefragerInnen ist von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Durch die geplante Einführung von Vorgesprächen, die an Dritte ausgelagert werden können, wird die diese Situation weiter verschärft. Ergibt die Befragung, dass es sich um ein nicht «rechtmässiges» Asylgesuch handelt, wird sofort die Rückschaffung eingeleitet. Das Bundesamt für Migration stützt sich dabei auf «Herkunftsländerinformationen», deren Quellen geheim sind. Asylgesuche aus sog. «safe countries» werden nicht behandelt. Mit der neusten Revision wird zudem die Möglichkeit abgeschafft, in einer Schweizer Botschaft ein Asylgesuch zu stellen. Diese Massnahme trifft Frauen besonders hart, da eine Flucht für sie besonders risikoreich ist.
MigrantInnen sind Zielscheiben für Rassismus. Seien es latente rassistische Vorurteile oder medial inszenierte Hetzjagden, Rassismus dient der Verschleierung struktureller Ausbeutung und soll ablenken von der Gemeinsamkeit des Verwertet-Werdens im Kapitalismus. Mittels Rassismus wird Migrantinnen verschiedene negative Stereotypen zugeschrieben: Sie gelten als Exotinnen oder als rückständig und unterdrückt, sie verschwinden so in einer passiven Opferrolle, ihre Realität bleibt unsichtbar. Dies dient der Entsolidarisierung durch die Verschleierung der verschiedenen Unterdrückungsmechanismen, die im Patriarchat alle Frauen betreffen.
Der Umgang mit Migration ist Ausdruck der kapitalistischen Ausbeutung. Hier leben darf nur, wer nützlich und verwertbar ist oder viel Vermögen mitbringt. Die anderen sollen bleiben, wo sie sind oder werden in Lagern verwaltet.
Ein gutes und würdiges Leben für alle ist nur jenseits des kapitalistischen Systems möglich! Wehren wir uns gegen patriarchale und kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung!
* Migration meint in diesm Text nicht die der oberen Klassen. Das Beschriebene gilt nur für die unten, die anderen erleben gerade das Gegenteil. Die Mobilität von ManagerInnen, Expats etc. ist erwünscht und wird politisch gefördert
Frauen-Café Winterthur, rabia(aet)gmx.ch
Es lebe der Internationale Kampftag der Frauen
Auf der sozialistischen Frauenkonferenz im August 1910 wurde beschlossen, „als einheitliche internationale Aktion einen alljährlichen Frauentag“, einen gemeinsamen Kampftag der Arbeiterinnenbewegung zu begehen. Unter dem Kampfruf „Heraus mit dem Frauenwahlrecht“ gingen am ersten Internationalen Frauentag, am 19. März 1911, alleine in Deutschland mehr als eine Million Frauen auf die Straße und forderten für alle Frauen soziale politische Gleichberechtigung.
Auch heute sind diese Forderungen aktuell: Weltweit leben Frauen in patriarchalen Herrschaftsverhältnissen und sind mit Unterdrückung und Ausbeutung konfrontiert. Mehrheitlich Frauen und Mädchen sind Opfer von Armut und Gewalt, wobei laut WHO Statistik 2001 global Gewalt die Haupttodesursache für Frauen ist, noch vor Krebs, HIV und Herzinfarkt. In Deutschland verdienen sie im Falle von geregelten Arbeitsverhältnissen durchschnittlich 23% weniger als ihre männlichen Kollegen und sind überproportional häufig im Niedriglohnsektor beschäftigt.
Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist eine gesellschaftlich akzeptierte Tatsache, die in patriarchalen und heteronormativen Systemen zu dessen Aufrechterhaltung immer weiter reproduziert wird. Deshalb ist die Frage der Geschlechterverhältnisse nicht losgelöst von der grundsätzlichen hierarchischen Beschaffenheit der Gesellschaft zu denken, die in ausgrenzenden Kategorien wie Geschlecht, sexueller Orientierung, Ethnizität, Nationalität, Behinderung, Klasse und anderen funktioniert.
Und trotz allem, bleibt es noch ein weiter Weg, bis die Gleichheit in allen Bereichen und Augenblicken des Alltags Realität wird. Es gibt noch zahlreiche Situationen in denen sich die Diskriminierung der Frau fortsetzt, in der sie ungleich behandelt wird, Respekt und Gerechtigkeit fehlen. Es reicht ein Blick hin zu unseren Nachbarinnen, zu den Familien in unserem Wohnviertel, zu unseren Arbeitskolleginnen, zu den arbeitenden Frauen in anderen Kontinenten um festzustellen, dass noch immer Unterschiede, Diskriminierung und Gewalt auf Grund des Geschlechtes existieren. Wir beobachten, dass sich diese Situation heute, wegen der aktuellen globalen Krise verschärft hat. Ohne Erbarmen trifft sie die Arbeiterklasse, aber auf eine viel brutalere Weise und sehr viel härter, die am leichtesten zu verletzenden und benachteiligten Gruppen, wie es, neben Anderen, die Frauen sind, insbesondere die armen und jungen Frauen, so wie die Migrantinnen.
Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der die kapitalistische Ordnung überwunden ist und nicht der Profit im Mittelpunkt steht. Für eine Welt, in der Patriarchat, Ausbeutung und Unterdrückung keinen Platz hat.
Demokratische Frauenbewegung in der Schweiz, 2013