Am 13.08.2013 fand auf dem Zürcher Friedhof Sihlfeld eine Kranzniederlegung zum 100. Todestag von August Bebel (1840-1913) statt. Die Sozialdemokratische Partei Schweiz und die SPD Deutschland mobilisierten zu diesem Anlass. Sie waren mit SP-Präsident Levrat, SPD-Vorsitzender Gabriel und der Zürcher Stadtpräsidentin Mauch von der SP hochkarätig vor Ort vertreten. Der Anlass ist auch vor dem Hintergrund der 125-Jahr Feier der SP Schweiz zu verstehen.
Zeitgleich findet in Deutschland eine grosse Mobilisierung der SPD zum 150-jährigen Parteijubiläum statt. „Höhepunkt“ ist ein Deutschlandfest am 17. und 18. August in Berlin. Auch dagegen regt sich Widerstand: Ein revolutionäres Bündnis lädt zur Versalzung der sozialdemokratischen Jubelsuppe.
Im Sinne der Aneignung und Verteidigung revolutionärer Geschichte sind wir nicht bereit, das Gedenken an August Bebel den ReformistInnen zu überlassen.
Bebel war 1869 zusammen mit Wilhelm Liebknecht Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Diese fusionierte 1875 auf dem Gothaer Parteitag zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, die sich ab 1890 SPD nannte. Im Zuge der Debatte um die Kriegskredite für den Ersten Weltkrieg spaltete sich die Zweite Internationale als Vertreterin der Arbeiterbewegung. Die Kommunisten organisierten sich in der Dritten Internationalen, da sie den Krieg ablehnten. Diese Auseinandersetzung führte auch zur Gründung der KPD, welche einen revolutionären Weg vorschlugen. In der SPD blieben die opportunistischen Reformisten zurück.
In allen seinen Funktionen kämpfte Bebel gegen den Opportunismus und die Tendenzen zur Klassenkollaboration innerhalb der ArbeiterInnenbewegung. „Entscheidend ist, dass die Massen der Parteigenossen die Augen offen hält, dass sie nie vergisst, dass, wie viel Personen immer aus bürgerlichen Kreisen der Partei sich anschliessen, die Partei eine proletarische Klassenpartei ist“ .
Zusammen mit Liebknecht weigerte er sich zu Beginn der Deutsch-Französichen Krieges 1871, den Kriegskrediten zuzustimmen, und zwar gegen die Haltung der damaligen Parteiführung.
Im Dezember 1884 wandte er sich gegen Vorschläge sozialdemokratischer Parlamentarier zur Klassenkollaboration. An Liebknecht schrieb er: „Die Führerschaft hat ihren proletarischen Ursprung vergessen, das Reichstagsmandat befriedigt ihren Ehrgeiz und ihre Eitelkeit. Sie sehen sich mit grosser Selbstbefriedigung unter den ‚Auserwählten der Nation’ und finden an der Parlamentskommödie Geschmack und nehmen sie sehr ernst.“ Trifft diese Charakterisierung nicht genau auf diejenigen zu, welche sich heute das Gedenken an Bebel unter den Nagel reissen?
Aus diesen Gründen haben wir das Kranzband der SPS und SPD behändigt. Wir leiten es mit revolutionärem Gruss an die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (als Teil des Bündnisses gegen das sozialdemokratische Deutschlandfest) weiter.
Um es mit Bebel zu sagen:
„Ich will der Todfeind dieser bürgerlichen Gesellschaft und dieser Staatsordnung bleiben, um sie in ihren Existenzbedingungen zu untergraben und sie, wenn ich kann, beseitigen“
Für den Kommunismus!
Revolutionärer Aufbau Schweiz
Tagesanzeiger vom 18. August 2013
Schwarzer Block stiehlt Kranzband von Bebels Grab
Von Stefan Hohler.
Am Dienstag hatten Christian Levrat und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am Grab von August Bebel einen Kranz niedergelegt. Mitglieder des Revolutionären Aufbaus schnitten ein Band am Kranz ab.
Mitglieder des Revolutionären Aufbaus Zürich haben ein Band am Kranz abgeschnitten, den SPS-Parteipräsident Christian Levrat und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am Dienstag am Grab des «Arbeiterkaisers» August Bebel auf dem Friedhof Sihlfeld hingelegt haben. Die Schweizer und Deutschen Sozialdemokraten hatten mit der Kranzniederlegung den 100. Geburtstag des deutschen Arbeiterführers gewürdigt. An der Feier war auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch.
Der Revolutionäre Aufbau schreibt, dass man nicht bereit sei, das Gedenken an August Bebel den «ReformistInnen» zu überlassen. Für sie war Bebel einer der Wegbereiter der Kommunistischen Partei Deutschlands, der einen revolutionären Weg vorschlug. In der SPD seien die opportunistischen Reformisten zurückgeblieben.
«Ein Wegbereiter der Sozialdemokratie»
Für Daniel Frei, Präsident der kantonalen SP, und ebenfalls an der Gedenkfeier anwesend, ist diese Argumentation gesucht: «Wir wollten mit der Kranzniederlegung die historische Leistung von Bebel würdigen.» Es sei müssig über eine historische Person zu werweisen, wo sie heute politisch stehen würde. Bebel sei Wegbereiter der Sozialdemokratie gewesen und habe die Arbeiterschaft politisch emanzipiert. Bebel sei für die Sozialdemokratie eine prägende Figur und habe punkto Frauenemanzipation visionäre Gedanken gehabt.
Der Aufbau schickt das Kranzband, auf dem die SPS und die SPD den Verstorbenen würdigen, mit «revolutionärem Gruss an die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin», wie er schreibt. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
NZZ vom 17. August 2013
Kranzband von August Bebels Grab gestohlen
Zürcher Streit um revolutionäre Geschichte
zac. · Der Kampf um die Deutungshoheit der wahren Linken dürfte Hintergrund bei einem Diebstahl am Grab des bekannten deutschen linken Politikers August Bebel gewesen sein. Aktivisten des Revolutionären Aufbaus Schweiz haben ein Kranzband gestohlen, das der SP-Parteipräsident Christian Levrat und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am Dienstag an seinem Grab ablegten. Anlass dazu war eine Gedenkfeier für den am 13. August 1913 verstorbenen Bebel. Die Sozialdemokraten sehen ihn als politischen Vorgänger, weil er 1869 zusammen mit Wilhelm Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands gegründet hatte. Deshalb zelebrierten sie seinen Todestag im Rahmen der Jubiläen der SP (125 Jahre) und der SPD (150 Jahre).
August Bebel verkörpere die Sozialdemokratie als internationale Bewegung, sagt Daniel Frei, Präsident der SP Zürich. Er habe als Visionär in Bezug auf die demokratische Partizipation und Themen wie Frauenrechte eine wichtige Rolle für die sozialdemokratischen Parteien gespielt. Diese «Aneignung von Bebel» möchte der Revolutionäre Aufbau nicht den «Reformisten» überlassen, wie er in einem Communiqué schreibt. Er setzt Bebel seinerseits historisch in eine Linie mit der Kommunistischen Partei Deutschlands, welche sich von der SPD abspaltete, weil sie den Ersten Weltkrieg nicht unterstützen wollte. «In allen seinen Funktionen kämpfte Bebel gegen den Opportunismus und die Tendenzen zur Klassenkollaboration innerhalb der ArbeiterInnenbewegung», heisst es in dem Schreiben weiter.
Frei findet es «müssig, 100 Jahre später zu diskutieren, was jemand dann gemacht hätte oder nicht». Es sei bloss darum gegangen, die historische Leistung einer Person zu würdigen. Dem Diebstahl des Kranzbands kann er nichts abgewinnen: «Offenbar hat es diese Gruppe nötig, mit solchen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen; es wäre besser, sie würde sich am demokratischen Prozess beteiligen.»