Sechseläutenplatz eingefärbt!

Wir haben gestern Nacht im Vorfeld des revolutionären 1. Mai einen Teil des Sechseläutenplatz am Bellevue rot eingefärbt. Die Aktion ist ein Zeichen gegen die Tatsache, dass die bewilligte Demonstration am Morgen des 1. Mai auf dem Platz der Zünfter im Quartier der Bonzen endet, statt dass man den 1. Mai dorthin trägt, wo historisch die ArbeiterInnenbewegung in Zürich ihre Wurzeln hat, in den Kreis Vier nämlich.

Wir bieten damit denjenigen die Stirn, welche die Demonstration am Morgen als „Publicity-Stunt“ sehen, an welchem man sich symbolträchtig und in Pose fotografieren lässt, während man zugleich Sozialpartnerschaft und Arbeitsfrieden predigt. Als politisch symbolträchtiger Tag ist es klar, dass der 1. Mai Begehrlichkeiten bei denen weckt, die sich auf die Geschichte der Arbeitskämpfe beziehen, zugleich aber kämpfende ArbeiterInnen blossstellt. So geschehen bei verschiedenen Streiks, wo die Gewerkschaftsspitzen der Unia oder des VPOD hinter dem Rücken der Streikenden am Tisch mit den Bossen einen Deal aushandeln, der ohne reale Konsultation der Betroffenen abgeschlossen wird. Sie verwalten damit die Krise in ihren Konsequenzen gegen unten, eine Art neue Form der Sozialpartnerschaft.

Darum verwehren wir uns dagegen, dass die Gewerkschaftsspitzen den 1. Mai für sich alleine beanspruchen und dabei alles daran setzen, jede mögliche Provokation der KapitalistInnen zu vermeiden. Wie sonst lässt sich erklären, dass die Demonstration seit Jahren am Morgen den Paradeplatz meidet, den Platz, der sinnbildlich für den Finanzplatz Schweiz steht? Wie sonst lässt sich erklären, dass die Demonstration die Quartiere links liegen lässt, wo die leben, welche mitdemonstrieren? Wie sonst lässt sich das Denunziantentum und Anbiedern der Gewerkschaftsspitzen bei der Stadtpolizei Zürich erklären (indem man stets die „gute Zusammenarbeit“ mit den Bullen lobt)?
Wir kämpfen für einen lebendigen und kämpferischen 1. Mai, der sich nicht an Auflagen von oben hält. Einen 1. Mai, der dort stattfindet, wo sich Widersprüche zuspitzen (wie im Zuge der Stadtaufwertung im Kreis Vier – siehe Europaallee oder Verdrängung der Sexarbeiterinnen). Einen 1. Mai, der authentischer Ausdruck der Kämpfe von unten ist, bei dem auf der Strasse (und nicht in Parlamenten oder Hörsäälen) verschiedene Kampffelder zusammen kommen und damit die Vielfalt der linken Bewegung zum Ausdruck bringt. Kommt am 1. Mai in den Kreis Vier, tragen wir den 1. Mai in unser Quartier, nicht in ihres!

Heraus zum revolutionären 1. Mai – im Quartier statt bei den Zünftern!

Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2015/04/94959.shtml