Bald Schluss mit günstigem Wohnraum?

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In der Stadt Winterthur wird die Gentrifizierung weiter vorangetrieben. Besonders die Immobilien der Terresta AG sind begehrte Aufwertungsobjekte. Etliche Mietwohnungen und besetzte Häuser wie die „GISI“ sind aufgrund dieser Situation bedroht.

Die Stadt ist Lebensmittelpunkt von vielen Menschen, die den Ort mit verschiedenen Ideen lebendig halten. Ein lebendiger Ort soll Platz haben für die Bedürfnisse von Menschen verschiedenster Couleur, auch von solchen, die keine Karriere machen können oder wollen. Dem gegenüber steht die kapitalistische Logik, gemäss derer auch Grundbedürfnisse wie Wohn- und Lebensraum mess- und bewertbar sind. So wird die Stadt zum unermesslichen Spielplatz für die Meistbietenden. Das Phänomen, dass Menschen ihren Wohnraum wegen finanziellen Interessen verlassen müssen, ist nichts Neues und wird allgemein unter dem Begriff Gentrifizierung zusammengefasst. Wie so oft sind es dabei die ohnehin schon Marginalisierten, die von dieser Politik am stärksten betroffen sind. Wer nicht ins Hochglanz-Stadtbild der Marketingbüros passt stört und muss weg.

Viele Häuser, in denen bis anhin wenig luxuriös aber günstig gewohnt wurde, gehören zur Immobiliensammlung des mittlerweile an Demenz erkrankten Bruno Stefanini, der nur sehr spärlich Häuser renovieren liess. Zur Freude der Stadtregierung treibt nun die Verwaltung von Stefaninis Terresta AG die Aufwertung munter voran. Beispiele für Renovationen mit damit verbundener massiver Verteuerung der Miete gibt es genügend. Die Verwaltung lässt sich in den Medien dahingehend zitieren, dass der Fokus vorerst auf die Altstadt gerichtet sein wird.

Mittlerweile wurde bekannt, dass auch für die Liegenschaft an der General-Guisan-Strasse 31 am Rande der Altstadt konkrete Baupläne zur Sanierung existieren und jederzeit mit einer Räumungsankündigung gerechnet werden muss. Das als „Gisi“ oder „GGS31“ bekannte Haus ist das älteste besetzte Haus der Stadt und seit bald 20 Jahren ein zentraler Ort subversiver Kultur und radikaler linker Politik. Es ist ein Raum und Treffpunkt in dem versucht wird D.I.Y. (Do It Yourself) zu leben; für eine kollektive, selbstverwaltete Lebensweise und widerständig gegen die herrschenden, unterdrückerischen Verhältnisse. Im Keller finden jährlich um die dreissig Non-Profit- oder Soli-Konzerte statt, mit jungen wie alten Bands, von hier und aus aller Welt.
Ein Versuch diesen Raum zu nehmen und der gängigen Markt- und Gesellschaftslogik zu unterwerfen wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht zufällig, da die Gisi der Stadtverwaltung schon lange ein Dorn im Auge ist und mit einem Umbau die Rendite des Hauses auf ein Vielfaches gesteigert werden könnte.

Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass die General-Guisan-Str. 31 das letzte lukrative Objekt im Portfolio der Terresta AG darstellt. Betroffen sind nicht nur weitere politische und kulturelle Besetzungen, sondern auch eine grosse Zahl von Mietwohnungen/-häusern. Viele Mieter_Innen dieser Objekte sind existenziell auf tiefe Mietzinse angewiesen. Darum ist es absolut notwendig dieser Offensive von Oben unseren Widerstand von Unten entgegenzustellen.

Mit dieser Mitteilung wollen wir über die Vorgänge rund um die Gisi informieren, aber genauso wollen wir zum Widerstand gegen die Stadtexklusivierung und Vertreibung aufrufen. Es sind alle gefragt, die ihre Kreativität und ihre Energie aufwenden wollen, um diesen Angriff auf uns alle abzuwehren.

Ob Miethaus oder Squat
Wir bleiben die Stadt!