„Defend Afrin“-Demonstration in Bern von der Polizei angegriffen
Seit gut zwei Wochen wird Afrin von der türkischen Armee besetzt. Die Bevölkerung leistet weiter Widerstand und kämpft teilweise als organisierte Guerillia gegen die türkische Besatzungsmacht. Deshalb organisierten wir in Bern eine grosse Solidaritätsdemonstration.
Bunte, laute und selbstbestimmte Demonstration
Wir waren rund 700 Menschen und äusserten auf vielfältige Weise unsere Unterstützung für Afrin. Die Kundegbung startete auf dem Bahnhofsplatz mit einer spektakulären Aktion: Vom Baldachin wurden Transparente in Solidarität mit Rojava aufgehängt. Mit diesen wurde auf die blutigen Rüstungsdeals zwischen Schweizer Staatsunternehmen und der Türkei aufmerksam gemacht: Während der türkische Staat bombardiert, profitiert die Rüstungsindustrie und das Kapital. Anschliessend zogen wir Richtung Zytglogge, von da über den Weisenhausplatz und auf den Bundesplatz. Parolen wurden gerufen, Widerstandslieder gesungen, politische Botschaften an den Wänden der Stadt Bern hinterlassen. Beim Bundesplatz wurden wir von der Polizei blockiert, bevor sie uns um 17 Uhr in der Spitalgasse frontal massiv angriff. Von vorne, von hinten, sowie aus den angrenzenden Gassen drängte die Polizei uns sowie Unbeteiligte zusammen, um uns dann unmittelbar vor dem Baldachin einzukesseln. Dieses Vorgehen kritisieren wir scharf. Heute demonstrierten wir für die Befreiung von Unterdrückten im nordsyrischen Afrin. Die Kantonspolizei Bern gebärdete sich in der Manier des türkischen Diktators Erdogan: Menschen, die lautstark und solidarisch durch Bern zogen, wurden behandelt wie Schwerverbrecher*innen. Die Polizei setzte ohne Vorwarnung Gummischrot auf Kopfhöhe ein. Die von der Schweiz gerne betonten Grundrechte auf freie Meinungsäusserung und das der Versammlungsfreiheit wurden von den Stiefeln des Staates wie so oft aufs Ärgste verletzt. Im Polizeikessel beim Baldachin herrschte eine kämpferische und positive Stimmung. Es wurden weiterhin Parolen geschrien sowie gesungen und getanzt. Wir bleiben standhaft und erheben unsere Stimme weiter für die Freiheit der Menschen – ob in Afrin oder in Bern.
Rojava lebt!
Trotz der Einnahme von Afrin durch die Türkische Armee und ihrer djhadistischen Verbündeten lebt das politische Projekt in Rojava weiter. Während in der Türkei in den letzten Jahren rasant und mit eiserner Repression eine Diktatur aufgebaut wird, entwickelte sich in Afrin und dem Rest Rojavas ein emanzipatorisches Projekt, das weit über den Nahen Osten hinaus strahlt. Die Türkei will dieses Experiment um jeden Preis verhindern. Die aktuelle Situation hat eine enorme historische Bedeutung: Das faschistische Staatsprojekt Erdogans auf der einen Seite, die Hoffnung auf die Möglichkeit einer Alternative zur kapitalistischen Moderne auf der Anderen. Deshalb gilt es Position zu beziehen und sich klar mit diesem emanzipatorischen Projekt zu solidarisieren.
Heute ist nicht alle Tage – wir kommen wieder keine Frage!