Soligruss zum 8. März aus Berlin

Redebeitrag – Frauenstreik 2019

Liebe Genoss*innen, Freund*innen und Kolleg*innen in der Schweiz:

wir freuen uns unglaublich den gestrigen 8. März auf der ganzen Welt mit Millionen Menschen begangen zu haben!

Als Frauenstreik Komitee Berlin sind wir unglaublich Stolz auf die hunderten Streikaktionen bundesweit, an denen sich in Deutschland über Tausende beteiligt haben!

In Berlin haben wir um 5 vor 12 an vielen öffentlichen Plätzen einen Sitzstreik durchgeführt. Wir haben uns vor unsere Wohnhäuser, unseren Arbeits- und Lernorten hingesetzt und haben gesagt: Uns reichts! Wir streiken!

Am Robert-Koch-Platz vor dem größten Krankenhaus Berlins, der Charité, haben sich 340 Menschen trotz strömenden Regens hingesetzt um unsere Solidarität mit den Kämpfen der Beschäftigten in genau diesem Krankenhaus auszudrücken.

Unser Feminismus will mehr als die Verbesserung der Situation der Frauen: unser Feminismus hat den Kampf gegen jegliche patriarchale Strukturen zum Ziel! Dazu gehören sexistische Rollenbilder, Geschlechterbinarität, erzwungene Monogamie, Homo- und Transfeindlichkeit.

Wir kämpfen für ein Leben frei von Zwang und Moral!

Frauen und queere Menschen stemmen auch in Deutschland den Großteil nicht bezahlter Sorge-Arbeit: Putzen, Kochen, Aufräumen, Waschen, Kinder aufziehen, alte und kranke Menschen pflegen.

Wir leisten in heterosexuell-romantischen Beziehungen den Großteil von emotionaler Arbeit, sind Halt für unsere Partner und schaffen die Grundlage, dass diese jeden Morgen wieder pünktlich und gestärkt auf Arbeit erscheinen können.

Wenn wir in Sorge-Berufen lohnarbeiten – als Erzieherinnen, als Krankenpflegerinnen, als Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen oder als Altenpflegerinnen – werden wir schlecht bezahlt und haben unmögliche Arbeitsbedingungen!

Nicht umsonst sind die Kolleg*innen aus dem Pflegesektor in den letzten Jahren und Monaten immer wieder in den Arbeitskampf getreten und haben auf die Unmöglichkeit des Arbeitspensums durch Streiks hingewiesen. Die andauernden Kämpfen der outgesourcten Tochtergesellschaft CPPZ der Charité, sowie die Kämpfe der Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen sind unsere Kämpfe! Zusammen mit den Kolleg*innen fordern wir mehr Personal, eine menschenwürdige Absicherung im Alter sowie eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich!

Der Kapitalismus teilt uns durch unterschiedliche Löhne und den Zugang zu Ressourcen und Rechten. Der individuelle Aufstieg wird uns als persönliche Ermächtigung verkauft. Aber wir wissen: Solange wir nicht die Lebensqualität aller erhöhen, werden wir die Unterdrückung nicht überwinden.

Deswegen kämpfen wir Seite an Seite für die Befreiung aller gegenüber jeglicher menschengemachter Unterdrückung! Und wissen: der Kampf um Befreiung ist immer international!

Deswegen stellen wir uns gegen die Deutsche Rüstungsindustrie und fordern den sofortigen Stopp aller Rüstungslieferungen ins Ausland!

Wir kämpfen gegen geschlechtsspezifische Gewalt und staatliche Unterdrückung!

Wir kämpfen gegen Abschiebungen und sexistische Belästigung auf der Straße, am Arbeitsplatz und überall!

Wir kämpfen gegen die Illegalisierung und Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen und Immigrant*innen!

Wir grüßen und gedenken kämpferisch all diejenigen die heute nicht mit uns auf der Straße sein können:

… weil sie auch heute Angehörige pflegen müssen!

… weil sie sich aufgrund ihres Aufenthaltsstatus nicht auf Demos trauen!

… weil sie von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wurden!

… weil die Festung Europa sie auf dem Gewissen hat!

Ihr seit nicht allein! Unsere Stimmen sind eure Stimmen!

In diesem Sinne rufen wir: Frauen* kämpfen international, gegen Faschismus, Krieg und Kapital!

Wir grüßen hiermit auch unsere Genossinnen in der Schweiz und wünschen euch einen kämpferischen 8. März!