Anti-WEF-Winterquartier 2020

Bruch – Solidarität – Aufstand: Veranstaltungen und Workshops zu laufenden Kämpfen in Lateinamerika, Rojava, Griechenland und hier. Anti-WEF-Winterquartier Zürich 10.-12. Januar 2020. Alle Veranstaltungen im Streikhaus, Sihlquai 115, Zürich.

Freitag, 10. Januar

 

20:00 Brennende Barrikaden, besetzte Bahnhöfe, militante Demos: Wie die Anti-WEF Bewegung das ruhige Hinterland der Weltwirtschaft angriff.

Das Bonzentreffen WEF sorgt seit ungefähr 20 Jahren jedes Jahr für ganz unterschiedliche und heftige Proteste. In dieser Zeit wurde der Widerstand gegen das WEF in fast alle Ecken der Schweiz getragen. Mehrere Tausend Menschen nahmen sich die Strassen, griffen WEF-Partner militant an, besetzten Autobahnen und noch viel mehr. Die Bewegung wehrte sich gegen staatliche Befriedungsversuche und Repression. Das Motto bliebt stets „Smash WEF“ und der Bruch mit der kapitalistischen und staatlichen Logik steht weiterhin im Zentrum. Zusammen mit GenossInnen aus Bern und einem kurzen Filmbeitrag wollen wir auf die bewegte und militante Geschichte des antikapitalistischen Anti-WEF Widerstands zurück aber natürlich vor allem in die Zukunft schauen.

 

Samstag, 11. Januar

 

14.00: Bruch und Kontinuität: Der Anti-NATO Widerstand auf Sardinien.

Seit die NATO in den 50ern Jahren grosse Teile Sardiniens in eine ihrer global wichtigsten Kriegsbasen verwandelt hat, ist sie mit immer wieder mit dem Widerstand der lokalen Bevölkerung konfrontiert . Mit GenossInnen von „A foras“, die sardische antimilitaristische Bewegung, die in Cagliari entstanden ist, werfen wir einen Blick auf dieses hier wenig bekannte Kapitel des Widerstandes gegen den kolonialistischen Krieg.

16.00: Ein Blick auf die türkische Kriegsindustrie und ihre Verstrickungen.

Die türkische Kriegsindustrie wächst rasant. Ihre Produkte werden unter anderem im Krieg gegen die kommunistischen und apoistischen Bewegungen eingesetzt. Zeit, um einen genaueren Blick auf diese Industrie zu werfen. Dabei wollen wir uns auch anschauen, welche Rolle die Schweiz, das WEF und ihre Partner spielen.

18.00: Der NATO-Krieg gegen Rojava: Low-Intensity-Warfare, Strategien des Widerstandes und Infos zum aktuellen Stand.

Ist der Angriffskrieg nach den massiven Bombardierungen und Bodenoffensiven nun vorbei? Statt des offenen Eroberungskrieges verwendet der türkische Faschismus in Rojava derzeit ein Konzept der niedrigen Kriegsintensität, welches Elemente des offenen Krieges, inklusive Barbarei, mit solchen der Aufstandsbekämpfung verbindet. Es zielt auf eine längerfristige Zermürbung und Vertreibung der Bevölkerung, um letztendlich den revolutionären Prozess in Rojava zu zerstören. Gemeinsam mit einem revolutionären Kriegstheoretiker wollen wir uns vertieft mit dieser spezifischen Kriegsform beschäftigen, Fragen stellen nach ihrem allgemeinen Gehalt und ihrer besonderen Umsetzung in Rojava, sowie natürlich auch nach den Strategien, die sich daraus für den Widerstand vor Ort und für die internationale Solidaritätsbewegung ergeben.

20.00: Film: Qamischlo Mittendrin (27min/dt).

Der dokumentarische Propagandafilm entstand 2017 in Qamischlo. Er gibt Einblick in die widersprüchlichen Realitäten des revolutionären Alltags in Rojava und macht Mut, weiter zu kämpfen.

 

Sonntag, 12. Januar

 

14.00: Lateinamerika brennt!

Keine Frage, unsere Blicke haben sich in den letzten Monaten oft nach Lateinamerika gerichtet. Es waren Blicke mit Freude ab der ungeheuren Massenmilitanz proletarischer, feministischer und indigener Aufstände, oder Blicke der Bedrückung ab dem offenen Putsch und rassistischen und faschistischen Banden in Bolivien. Eines ist sicher – in Lateinamerika wird gekämpft, gesellschaftliche Kräfteverhältnisse verändern und entwickeln sich. In Lateinamerika reduziert sich Politik nicht bloss auf ein demokratisches und repräsentatives Schauspiel an den Urnen, sondern Politik ist offener Klassenkampf.

Das Pendel zwischen Reform, Reaktion und Revolution schwingt zwar in den verschiedenen Ländern ungleichzeitig, aber wild. Wir wollen dabei über mögliche gemeinsame politische und ökonomische Hintergründe mit einem Genossen des Zentralamerika-Sekretariats (ZAS) sprechen. Ist die aktuelle Situation ein Resultat der Projekte der reformistischen Versuche eines „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“? Formiert sich der US-Imperialismus in Lateinamerika neu? Und wir sprechen live mit einem Genossen in Chile, welcher als Teil der Asamblea Coordinadora de Estudiantes Secundarios (ACES) seit dem ersten Tag aktiv im spontanen Aufstand war. Er wird über die Widerstandsdynamiken und mögliche Organisierungsprozesse in Chile berichten.

16:30: Gilets Jaunes und General-Streik: Kampf der Bourgeoisie!

Mit einer für Europa kaum für möglich gehaltenen Vehemenz und Kontinuität kämpfen die Gilets Jaunes seit über einem Jahr gegen die politischen und ökonomischen Zentren der Macht. Gemeinsam mit von Beginn weg involvierten GenossInnen aus Toulouse fragen wir nach den sozialen Ursprüngen und Bedingungen dieser Wucht und gehen der Frage nach, wie sich Taktiken und Strategien im Verlauf des letzten Jahres verändert hat sowie wo aktuelle Herausforderungen liegen.

18.30: Der Kampf um Frauenbefreiung befeuert revolutionäre Prozesse – wir schauen mit Arzu Demir in die Türkei.

Wir hören viel von der Situation in Rojava und dem faschistischen und imperialistischen Angriffskrieg auf die dortigen revolutionären Aufbauprozesse. Diese Geschehnisse sind eng mit denen in der Türkei verknüpft und auch dort befinden sich die kämpfenden Frauen an vorderster Front. Diese Auseinandersetzungen verschärfen sich in Zeiten der zunehmend faschistischen Politik des AKP-Regimes unter Erdogan immer mehr.

Wir werden mit Arzu Demir über die Frauenbewegung in der Türkei und über die Rolle der Frauen im revolutionären Kampf sprechen. Arzu Demir ist eine Journalistin und Schriftstellerin in der Türkei, deren Bücher über den Folterknast Diyarbakir, die Frauenguerilla in den kurdischen Bergen und die Rojava Revolution wichtige Beiträge darstellen. Augrund eines Prozesses musste sie die Türkei verlassenund lebt heute in Belgien. Wir werden mit ihr verschiedene Fragen besprechen: Wie sind die Frauen und die LGBTIQ von den faschistischen Entwicklungen betroffen? Wo steht die Frauenbewegung heute in der Türkei? Worauf konzentrieren sich ihre Kämpfe und in welchen Formen äussern sie sich? Wie organisieren sich die Frauen und welche Rolle haben sie im allgemeinen Klassenkampf? – Die ursprünglichen Veranstaltung mit der MLKP musste abgesagt werden. Als Ersatz findet die Veranstaltung mit Arzu Demir statt –