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Zur Eröffnung des World Economic Forum in Davos sind wir zum Wohnsitz von Philipp Hildebrand (Goldhaldenstrasse 46, Zollikon) und haben Feuer an seiner Gartenhecke gelegt. Wir greifen Hildebrand aus zweierlei hauptsächlichen Gründen auf: Erstens ist er ein hochrangiges Mitglied der Führung von Blackrock, dem weltgrössten privaten Vermögensverwalter und langjährigen strategischen Partner des WEF. Blackrock verwaltet mehr als 6 Billionen US-Dollar – das sind 6 Tausend Milliarden oder 6 Millionen Millionen US-Dollar, welche Blackrock profitträchtig zu investieren sucht. Zweitens ist Hildebrand ein Beispiel für die enge Verflechtung zwischen Politik und Kapital, die den Kapitalismus kennzeichnet und als eine Art Schmiermittel die Rädchen des Profits schneller drehen lässt.
Beginnen wir mit Hildebrand, der im Gegensatz zu den Figuren, welche in den kommenden Tagen die Schlagzeilen über das WEF beherrschen werden, wohl eher ein Schattendasein fristet und fristen wird. Seine Geschichte ist aber beispielhaft für die personelle Verzahnung von Politik und Kapital und die Bedeutung seiner Person ist nicht zu unterschätzen. Deshalb zerren wir ihn mit unserer Aktion ans Licht! Seine Karriere lancierte er ursprünglich vor 25 Jahren beim Hauptsitz des World Economic Forum in Genf. Danach kletterte er über verschiedene Grossbanken die Karriereleiter empor, bis er schliesslich zum Präsidenten der Schweizer Nationalbank erkoren wurde. Ein zwischenzeitlicher Höhenpunkt, der ein unrühmliches Ende nahm, seiner Karriere insgesamt allerdings keinen bleibenden Schaden zufügte. Sein Abgang bei der Nationalbank wird vielen noch präsent sein. Als die Nationalbank zur Überraschung der allermeistmeisten BeobachterInnen den Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro aufkündigte, hatte Hildebrand’s Ehefrau mittels Währungstransaktionen einen Gewinn von einigen zehntausend Franken als Folge dieser Aufkündigung erzielt. Niemand mag ihnen glauben, dass dieser Profit nicht durch das Vorwissen des Mannes, der der Nationalbank vorstand und die Auflösung des Mindestkurs bekanntgab, ermöglicht wurde. Diese grosskriminelle Episode in Hildebrand’s Karriere ist kein Problem für Blackrock, im Gegenteil. Sie binden gezielt Figuren wie Hildebrand an sich, welche prominente Kontakte und Einflussmöglichkeiten in Politik und Kapital versprechen. In Deutschland ist etwa Friedrich Merz (zwischenzeitlich im Gespräch als Nachfolger von Merkel an der Spitze der CDU) im Aufsichtsrat von Blackrock tätig, in Grossbritannien sicherten sie sich die Dienste von George Osborne, welcher zuvor Teil der Regierung von David Cameron war. Politik und Kapital, Hand in Hand in gemeinsamer Mission.
Kehren wir zurück zu Blackrock und versuchen wir, Licht in ihr Wirken zu bringen. Mit dem kaum vorstellbaren Volumen von Vermögen, welches Blackrock verwaltet, ist dieses Unternehmen immer an der vordersten Spitze mit dabei, wenn das Kapital neue Profitmöglichkeiten sucht und schafft. Es ist einer der zentralen imperialistischen Player, repräsentiert gewaltige Summen Finanzkapital verbunden mit massiven Einflussmöglichkeiten in der Industrie. Der Einfluss dieses Unternehmens mag nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sein, weil es nicht immer unmittelbar erkennbar eigenständig agiert, sondern oftmals vermittelt durch Investitionen in tausende andere Unternehmen. Es ist aber gerade durch die enge Verzahnung zwischen Blackrock und den Konzernen, in die sie investieren, und den entsprechenden gegenseitigen Abhängigkeiten, die so geschaffen werden, worüber Blackrock wirkt. Es ist in sehr, sehr vielen Fällen so, dass Blackrock mitprofitiert, wenn irgendwo ein Quäntchen mehr Mehrwert herausgepresst wird oder Extraprofit erbeutet werden kann, und zugleich hat Blackrock selbstredend jeweils ein eigenständiges Interesse daran, bessere Ausbeutungsbedingungen zu schaffen, unter welchen die Konzerne, in die Blackrock investiert hat, dann mehr Profit machen können. Ein wechselseitiges Tandem von gemeinsamen und eigenständigen Interessen auf der Suche nach Profit.
Trotz dieser vermeintlichen Komplexität, mit der Blackrock wirkt, wird immer wieder dann ein Schlaglicht auf sie geworfen, wenn ihre Machenschaften zum Gegenstand einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung werden wie etwa in der Rüstungsindustrie oder in der Ausbeutung der Natur. Alleine unter der Sparte „Aerospace and Defense“ eines ihrer vielen Fonds hält Blackrock offen deklarierte Investitionen von fast 6 Milliarden Dollar in der Rüstungsindustrie. Viele weitere Investitionen, die angesichts der Summe des insgesamt verwalteten Vermögens beträchtlich höher liegen dürften, bleiben im Dickicht der Finanzinstrumente neugierigen Augen verborgen. Ihre Investionen in diesem Bereich sind stark konzentriert in Firmen der US-Rüstungsindustrie wie Boeing, Lockheed Martin, Northrop Grumman oder Raytheon. Jedes Mal, wenn in den USA die Kriegstrommeln geschlagen werden, steigen die Aktienkurse dieser Firmen an. Gerade jüngst etwa, als Trump den iranischen General Soleimani mittels Drohnenanschlag völkerrechtswidrig ermorden liess und sich zwischenzeitlich eine weitere kriegerische Eskalation im Mittleren Osten abzeichnete. Krieg ist für diese Unternehmen – und damit auch für Blackrock – nicht nur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern lukratives Geschäft. Die Kassen klingeln in den Hochglanzbüros, wenn anderorts Menschen für die Interessen und Profite der Herrschenden mit ihren hochtechnologisierten Waffen massakriert werden.
Es verhält sich mit der Natur ganz ähnlich. Die apokalyptischen Bilder aus dem Amazonas oder Australien schärfen das Bewusstsein dafür, dass Kapitalismus Ausbeutung der Natur bis zum Maximum – das heisst Zerstörung – heisst. Moralische Appelle nützen wenig, denn die zerstörerische Tendenz des Kapitalismus ist nicht unglückliches Nebenprodukt, sondern hauptsächliche Funktionslogik dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Selbstredend ist Blackrock in diesem profitträchtigen Business mit an Bord. Rund 87 Milliarden Dollar sind im Bereich der Energiegewinnung via Erdöl, Kohle oder Gas investiert, egal ob Exxon Mobil, Chevron, Total oder Shell, Blackrock ist mit dabei. Gerade erst haben sie verkündet, aus Firmen auszusteigen, deren Gewinn zu mehr als 25% durch Kohlenabbau erwirtschaftet wird. Sie tun so, als sei das ein Commitment zu einer grünen Zukunft – nichts dergleichen, viel gewichtiger dürfte sein, dass es gerade solche Firmen sind, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich Verluste gemacht haben und perspektivisch kaum wieder auf einen profitablen Weg kommen werden. Stattdessen will Blackrock nun mehr in die nachhaltige Green Economy investieren. Sie tun so, als folgten sie einem umweltbewussten Gewissen, dabei ist’s nur der erhoffte Profit, den sie in diesem Bereich vermuten und dem sie nachrennen.
Wir wollen diesem Treiben nicht stumm zuschauen, sondern den Möglichkeiten entsprechend intervenieren. Gerade jetzt, in einer Zeit der weltweiten Aufstände, die sich oftmals gegen eine neoliberale Politik des „puren Kapitalismus“ richten, für welches Blackrock und Hildebrand so exemplarisch stehen. Während sich in Davos die Mächtigen treffen und in intensiver Hinterzimmerdiplomatie ihrer gemeinsamen Interessen bewusst Pläne schmieden, die sich unweigerlich gegen die unteren Klassen richten werden (denn wären wir nicht arm, wären sie nicht reich), zeigt sich global die Perspektivlosigkeit dieses Systems und dieser Politik in wirtschaftlichem Elend, Krieg und Naturkatastrophen. Die Kämpfe gegen diese Barbarei sind unser aller Hoffnung, dass es keinesfalls so bleiben muss, wie es ist, sondern die Bedingungen veränderbar sind. Die Möglichkeit dieser Notwendigkeit zeigt sich etwa in Rojava, wo über Jahre ein revolutionärer Prozess vorangetrieben wurde, der heute zur Folge hat, dass Rojava als eigenständiger Machtfaktor in der Region handeln kann (dass dies trotz und während Angriffen von allen Seiten – an der vordersten Front der Türkei – gelungen ist, macht diese Realität umso beeindruckender). In diesem Sinne glauben wir ihrer Propaganda der Alternativlosigkeit zum Kapitalismus kein Wort, organisieren uns und kämpfen gemeinsam für ein besseres Morgen.
Den Bonzen kein ruhiges Hinterland – Smash WEF!