ZH: Sabotage-Aktion gegen Nestlé

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Am heutigen zweiten Tag des WEFs werden in der Region Zürich keine Nestlé-Kühl-Produkte ausgeliefert werden.

Gestern Nacht haben wir nämlich im grossen regionalen Logistikzentrum in Bülach die dort parkierten Kühl-LKWs effektiv sabotiert. Damit haben wir einem der global mächtigsten Konzerne und strategischem WEF-Partner einen mehr als symbolischen Nadelstich verpasst. Wenn es dadurch gar zu Lieferengpässen für den einen oder anderen Davoser Bonzen-Apéro (welche Nestlé stellen wird) kommen sollte, freuen wir uns umso mehr.

Gründe Nestlé anzugreifen und ihre Lieferkette zu sabotieren gibt es zu Hauf. Kinderarbeit in Mali, Urwaldabholzung in Indonesien, Wasserprivatisierungen überall im globalen Süden, Produktionsstandorte in der faschistischen Türkei, Zusammenarbeit mit Paramilitärs in Zentralamerika, etcetc: Es wäre ein leichtes gewesen jeden heute sabotierten LKW einem anderen Verbrechen des Schweizer Vorzeige-Parasiten zu widmen. Stattdessen fokussieren wir uns mit unserer heutigen Aktion auf das Dreier-Gespann WEF-Nestle-Chile.

Chile und Nestlé gehören in mehrfacher Hinsicht zusammen. Da ist zunächst das Bild, wie es sich heute in Chile präsentiert. Es ist dasselbe Bild, dass sich fast überall im globalen Süden präsentiert: Dass Nestlé den Flaschen-Wassermarkt dominiert, dass Nestlé mehrere grosse Produktionsstandorte besitzt (im Falle Chile mindestens deren acht), wo es von gewerkschaftsfeindlichen Sondergesetzen profitiert, dass Nestlé seine Rohstoffe zu Dumpingpreisen von besonders ausbeuterischen und umweltschädlichen Plantagen bezieht etc.

Ein aussagekräftigeres Bild ergibt sich unter Hinzunahme der historischen Dimension: Chile stand genauso wie Nestlé und das WEF an vorderster Front der neoliberalen Umgestaltung des globalen Kapitalismus ab Ende der 70er. Das verbindet. Nicht zufällig begann der Nestlé-Überboss der letzten zwei Jahrzehnte Peter Brabeck Lemanthe (der überdies Vize-Präsident des WEF-Verwaltungsrates ist) seine Karriere 1970 in Chile. Unter Federführung des US-Imperialismus putschte 1973 Pinochet den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende weg. Die folgende durch blutige Diktatur abgesicherte Privatisierung von Volkseigentum und Schleifung von Arbeitsrechten, diente als Versuchsfeld neoliberaler Strategen wie der Chicago-Boys und wurde zur Blaupause für den Angriff auf Aber-Millionen Werktätige weltweit.

Brabeck arrangierte sich nicht nur hervorragend mit der Militärdiktatur (er blieb bis 1980 dort und stieg stetig auf), er schien aus der engen Zusammenarbeit von Militär und Wirtschaft auch wichtige persönliche Schlüsse gezogen zu haben. Die Geschäftspraktiken von Nestlé können in vielen Aspekten als eine direkte Fortsetzung dieser für die Ausbeuter so fruchtbaren Perfektionierung von Militär und Kapital gesehen werden.

Da ist zunächst Nestlé’s offensives direktes Nutzen militärischer Aufstandsbekämpfungs-Kapazitäten: Gegen die weltweite Kampagne gegen Nestlés Baby-Ersatznahrungs-Vermarktung engagierte Nestlé den US-Army Berater Raphael Pagan. Dieser diente bereits als Berater und Geheimdienstoffizier für Reagan’s blutige Contra-Strategie in Lateinamerika (amgefangen bei eben jenem Pinochet-Putsch bis zum Contra-Terror gegen die Sandisistische Revolution in Nicaragua). Unter Pagan’s Führung schaffte es Nestlé die Boycott-Kampagne entscheidend zu schwächen indem es mit geheimdienstlichen Methoden gelang die Kampagne in ihre antikapitalistischen und ihre humanitär-kirchlichen, in ihre europäische und ihre lateinamerikanische Teile zu spalten. Die direkte militärisch-industrielle Zusammenarbeit wurde in der Person von John Hedley, einem ehemaligen MI6-Agenten fortgesetzt, der bekannt wurde durch seine aufgeflogene Spionagetätigkeit gegen das globalisierungskritische Netzwerk ATTAC angang der 2000er Jahre. Schliesslich ist (neben etwa der Spionage-Auftragsvergabe an Securitas oder den Kolumbianischen Geheimdienst) die direkte Partnerschaft von Nestlé mit dem NATO-Thinktank Atlantic Council zu nennen, die sich speziell mit den gemeinsamen Interessen von NATO und Nestlé gegenüber den linken Regierungen der 00er Jahre in Lateinamerika auseinandersetzte.

In der aus diesen und anderen Kollaborationen entwickelten generalstabsmässigen Planung von Nestlés PR-Kampagnen bzw Gegenkampagnen greifen viele Elemente wie Zahnräder ineinander und die Grenzen zwischen Werbung, Lobbyismus, Infiltration und anderen Kriegsmethoden verschmelzen ineinander. Es ist klar, dass auch Nestlés starkes Engegement am WEF in dieses Arsenal gehört. Kaum eine Organisation ist so geübt und unverfroren wenn es darum geht im Interesse der Herrschenden Ausbeutung als Wohlfahrt auszugeben, Privatisierungen als Modernisierung zu bewerben oder faschistische Konter-Guerillas als Demokratiehüter zu inszenieren.

Aber die Hegemonie der Davoser Bonzen wackelt, da können sie – in ihren Luxushotels abgeschirmt durch tausende Bullen – noch so sehr versuchen sich ihre Perspektiven schön zu reden. Chile, eben jenes Land, das dem WEF über Jahrzehnte als Musterschüler ungefährdeter privater Aneignung von kollektivem Reichtum galt, steuert seit Monaten auf eine revolutionäre Situation zu. Ungeachtet der immensen Repression haben die Menschen dort die Strassen und Plätze erkämpft. Ihr Aufstand – der neben militanten Massenmobilisierungen und Sabotageaktionen auch die Bildung lokaler Rätestrukturen beinhaltet – richtet sich längst nicht mehr nur gegen die Auswüchse einer kleptomanischen Elite, sondern gegen das Leben im Kapitalismus an sich.

Und sie sind damit nicht allein: Überall auf der Welt gibt es Bewegungen, die sich – meist in direkter Konfrontation mit dem Repressionsapparat – momentan ein neues Selbstbewusstsein erkämpfen. Das Selbstbewusstsein, dass wir viele sind, und dass wir stark sind. In diesen Kämpfen, egal in welcher Form sie sich äussern, leuchtet eine Botschaft klar und unmissverständlich für Freund und Feind: Dass die Zukunft nicht den Herrschenden gehört sondern uns!

Hoch lebe die internationale Solidarität!
El pueblo unido jamas sara vencido!
SMASH WEF!