Frauenbefreiung heisst das System zerschlagen – organisiert kämpfen

Es war ein sehr frauenkämpferisches Wochenende zum diesjährigen 8.März! Die Frauenbewegung hat gezeigt, dass wir unsere Parole durchaus ernst meinen: Wir fragen nicht, wir kommen! Wir fragen nicht, wir bleiben… wir bleiben kämpferisch und wir bleiben auf der Strasse. Genau das haben wir an diesem Wochenende gemacht und damit zentrale Plätze, Strassen und den Verkehr über Stunden lahmgelegt. Ganz im Sinne von: Wenn Frau will, steht alles still.

Wir liessen uns nicht beeindrucken davon, dass in den letzten Wochen das mediale Süppchen hoch gekocht wurde. Im Gegenteil zeigten die ganzen Verhinderungsversuche deutlich wie nötig ein starker und selbstbestimmter Frauenkampftag ist. Das massive Bullenaufgebot am Samstag und auch am Sonntag zeigt deutlich, dass genau diese Selbstbestimmung ungemütlich ist für die Herrschenden.

Allen Zähmungs- oder Einschüchterungsversuchen trotzten wir: Polizeivorsteherin Rykart (GP) schickte vor einigen Wochen ein SMS, indem sie versuchte die Bewilligung für die Demo am 07. März einer Aktivistin anzudrehen – kein Antwort. Schon immer war die 08. März Demo unbewilligt und das soll auch so bleiben! Für den Revolutionären Aufbau ist klar, wir demonstrieren am Frauenkampftag – und auch sonst – wie wir das wollen. Nur ein klarer Bruch mit dem Staat greift das herrschende System an und eröffnet uns eine revolutionäre Perspektive. Lief dieser Bewilligungs-Versuch von Rykart also ins Leere, zog der Repressionsapparat einen weiteren Pfeil aus dem Köcher: Der Coronavirus geht um, die Demonstration sei abgesagt. Die Frauenbewegung reagierte gemeinsam und entschlossen: In einer Mitteilung, welche vom 8. März Frauen*bündnis und vom Frauen*streikkollektiv/feministisches Streikkollektiv verfasst wurde, machten wir klar, dass wir an all unseren Aktivitäten zum 8.März festhalten aber auch die Gefahr des Corona-Virus ernst nehmen (siehe https://www.frauenbuendnis-zueri.ch)

 

Samstag 07.März

Am Samstag besammelten sich um 13.30 Uhr über tausend Frauen* auf dem Hechtplatz zur traditionellen Frauen*Demo. Schon zu Beginn standen die Bullen – fast alles Männer – auf dem Platz, neben den Robocops auch das aus Bern eingeführte Dialogbullen-Team. Ein Eskalationsteam unsererseits war glücklicherweise zur Stelle und machte mit wunderbarer Aufsässigkeit den Bullen klar, dass wir nicht mit denen sprechen, die sich uns mit Wasserwerfern und Gitterwägen in den Weg stellen. Die Demonstration dieses Jahr bot ein wunderbares Bild: Mit über tausend Masken waren wir nicht nur vor Repression geschützt, sondern zeigten uns auch solidarisch mit dem Aufstand in Chile. Dieser nahm seinen Anfang am 8.März 2019 und die Frauenbewegung spielt bis heute eine zentrale Rolle darin.

Mit einem Grossaufgebot der Polizei konfrontiert, war unsere einzige Möglichkeit ihnen nicht einfach nachwatscheln zu müssen, auf dem Central zu bleiben. Auch wenn unsere Bewegungsfreiheit mittels Gitterwägen komplett verhindert wird, finden wir trotzdem Wege unseren Widerstand sichtbar zu machen. Unser Internationalismus fand seinen Ausdruck auf dem Central: Die kurdischen Frauen tanzten Dîlan vor dem Wasserwerfer und verschiedene türkisch und kurdische Organisationen riefen zu internationaler Solidarität, Kampf gegen den Faschismus, Imperialismus und den Auslöschungskrieg in Rojava auf. Die Performance el Vialodor eres tu wurde passenderweise Richtung Wasserwerfer und Bullenblockade gehalten.

Die Kampagne des Revolutionären Aufbaus lief dieses Jahr unter der Parole Frauenbefreiung heisst das System zerschlagen – organisiert kämpfen! Die Vielzahl der Themen, welche im Zuge des 14. Juni in der Bewegung bearbeitet werden – Lohnungleichheit, unbezahlte Reproduktionsarbeit, sexualisierte Gewalt, Rollendruck, die Prekarisierung der Arbeit von Migrantinnen usw. – zeigen auf, wie der patriarchale Kapitalismus unlösbare Widersprüche produziert. Es braucht eine grundlegenden Umwälzung der Verhältnisse. Dabei wird uns nichts geschenkt, denn das zu verhindern ist genuines Interesse der Herrschenden. Will die erstarkende Frauenbewegung eine Gefahr für die Herrschenden bleiben, ist es wichtig, dass sie weder integriert, noch legalisiert und auch nicht gespalten wird. Dementsprechend thematisierte die Rede des revolutionären Aufbaus die notwendige Solidarität über verschiedene Positionen hinweg, um einen starken antipatriarchalen bzw. Frauenkampf mit klarem Klassenstandpunkt zu führen. Militanz ist dabei eins der notwendigen Mitteln des Widerstands. Es erfüllt uns also mit Freude, dass der Wasserwerfer schlussendlich noch mit roter Farbe markiert wurde. Nach zwei Stunden beschlossen wir, die Blockade selbstbestimmt aufzulösen, denn:

Damit war der Tag für uns noch nicht gelaufen. Am Abend zogen wir FLINTs (Frauen, Lesben, Inter, Nonbinäre und Trans*) die Langstrasse runter unter der Parole „Take back the night“. Es wurde die gesamte Langstrasse mit einer Rede behallt, die auf sexualisierte Gewalt gegen FLINTs, die Ausbeutung von Frauenarbeit, ob nun bezahlt oder unbezahlt und die Vertreibung der proletarischen Quartierbevölkerung durch die Aufwertung aufmerksam machte. In mitten des Partyvolks zeigten wir laut und bunt, welche Kraft und Schönheit der antipatriarchale Kampf entfaltet.

Sonntag 8.März

Der Sonntag stand im Zeichen des Streikes und zwar vor allem im Bereich der Sorgearbeit und aller sonstigen Sonntagsarbeit, ob bezahlt oder unbezahlt. So rief die AG Care vom feministischen / Frauen*- Streikkollektiv und die Trotzphase zusammen zu einem Streikzmorgen auf einem Spielplatz auf und zog danach als Demo ins Streikhaus wo es einen Workshop zu Streik in der Sorgearbeit gab. Das Gastra-Kollektiv zog mit einer Performance, welches die prekären und sexistischen Arbeitsbedingungen im Service thematisierte, von Kaffeelokal zu Kaffeelokal.

Um 15Uhr besammelten sich rund 2000 FLINTs auf dem Sechsiläutenplatz und wir besetzten kurzerhand die Quaibrücke. Mit einem grossen Transparent „Wir fragen nicht, wir bleiben“ sperrten wir die Brücke. Auf einer mobilen Bühne wurden Reden gehalten. Von uns wurden die Streikenden mit einem „Wer wird Revolutionär_in“ unterhalten. Da gab es keine Millionen, dafür aber einen Austausch zum Frauenkampf inklusive Zubehör zu gewinnen. Die Stimmung war so gut und die Wut über die Auflösungsversuche der Bullen so hoch, dass wir uns nochmals die Strassen nahmen. In einer weiteren Demo zogen wir das Limmatquai runter und nahmen uns die Bahnhofhofstrasse, was uns gestern verwehrt blieb! Kämpferisch und selbstbestimmt beendeten wir dieses Wochenende gemeinsam im Streikhaus: „8.März ist aller Tage – wir kommen wieder, keine Frage!“

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Aus dem Kommuniqué zur kämpferischen 8. März Demo in Basel:

Rund 700 FLINT-Menschen haben sich an diesem 8. März selbstbestimmt Basels Strassen genommen um ein entschlossenes Zeichen für Gleichberechtigung, für Solidarität, für Widerstand und für Selbstbestimmung zu setzen. In den aktuellen Zeiten der voranschreitenden Faschisierung auf der ganzen Welt, erachten wir dies als extrem wichtig! Wir können uns nicht erlauben ruhig zu bleiben. Deshalb waren wir heute auf der Strasse, trotz Coronavirus!

In Zeiten, in denen im globalen Norden vor einer Ansteckung mit dem Virus gewarnt wird, während im globalen Süden Tausende von Menschen an der Europa-Aussengrenze brutal ermordet werden und unter unmenschlichen Bedingungen in überfüllten Lagern untergebracht werden, müssen wir unsere Stimmen erheben! 

Die Demo zog vom Theaterplatz zum Waaghof, durch die Steinenvorstadt, über die Freie Strasse und zum Marktplatz. Auf der Route wurden Parolen gerufen, gesungen und getanzt. Die Stimmung war gut, solidarisch, laut und kämpferisch. Vorm Spiegelhof konnte einer unnötigen und provokativen Blockade der Polizei deeskalativ begegnet werden. Der Demozug drehte sich und zog stattdessen über die Schifflände auf die Mittlere Brücke. Damit konnten wir diesen Versuch der Staatsgewalt, zu eskalieren und uns zu spalten, abwehren. Auf der Mittleren Brücke beendeten wir die Demonstration selbstbestimmt und ausgelassen mit einer Tanzperformance und dem Aufführen des Tanzes «el violador eres tú», Bezug nehmend auf die feministischen Kämpfe in Chile und in Solidarität mit allen Menschen, die den heutigen 8. März kämpfend begangen haben.

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