We’re going to fight racism not with racism, but we’re going to fight with solidarity. We say we’re not going to fight capitalism with black capitalism, but we’re going to fight it with socialism.
(Fred Hampton, Black Panther Party)
Die Krise heisst Kapitalismus
Als die ersten Bilder der massenhaften Proteste in Minneapolis gegen die Ermordung von George Floyd um die Welt gingen, wurden die meisten Menschen aus ihrer Covid19-Lockdown-Lethargie gerissen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Empörung über diesen rassistischen Polizeimord. Aus Wut und Empörung wurde rasend schnell Protest und Widerstand gegen etwas das weit mehr war als ein tragischer Einzelfall. George Floyds Name reihte sich ein in eine lange Liste von „Einzelfällen“. Die Proteste richteten sich gegen Rassismus, Polizeigewalt, Unterdrückung und gegen ein System, in dem all diese Dinge ihren festen Platz und ihre Funktion haben.
Dass sich die Proteste genau jetzt in dieser Intensität und Bestimmtheit zeigen ist kein Zufall: Die USA waren schon vor der Corona-Pandemie und dem Mord an George Floyd ein Pulverfass. Während der Pandemie wurde die arbeitende Bevölkerung entweder ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit zum Arbeiten gezwungen oder von einem Tag auf den anderen auf die Strasse gestellt.
Hoch die internationale Solidarität
Dass der Zusammenhang von Rassismus und Kapitalismus nicht nur in den USA augenscheinlich ist zeigt auch die Tatsache wie schnell sich die Proteste auf der ganzen Welt ausbreiteten. In Belgien und Grossbritannien werden Statuen von kolonialen Königen und Sklavenhändlern vom Sockel gerissen. Der Zusammenhang von Rassismus und Kapitalismus könnte nicht offensichtlicher sein. In Frankreich, das seine ganz eigene Geschichte mit Kolonialismus und Polizeigewalt hat, wird auf den riesigen Demonstrationen unter anderem Gerechtigkeit für den 2016 durch Gendarmen ermordeten Adama Traoré und weitere Opfer der Polizei gefordert. In Paris protestierten mindestens 20‘000 und die verhassten Polizeikräfte wurden massiv angegriffen.
Auch die Schweiz mischt mit
Selbst in der ruhigen Schweiz gab und gibt es in zahlreichen Städten selbstbestimmte Demonstrationen mit mehreren tausend Teilnehmenden. Ungleichheit, struktureller Rassismus und Polizeigewalt gibt es auch hier, denn auch hier ist die kapitalistische Ordnung kein neutraler Faktor, sondern fest damit verbunden. Wer dafür Beispiele braucht: Am letzten Samstag gab es eine BlackLivesMatter Demo in Zürich an der Bahnhofstrasse.
Am Kopf dieser Strasse, beim Hauptbahnhof, steht eine Statue von Alfred Escher: Namhafter Politiker und Wirtschaftsführer aus dem 19. Jahrhundert. Berühmt ist er als Eisenbahnunternehmer und Bankengründer. Weniger bekannt aber für seinen Reichtum relevanter ist die Tatsache, dass seine Familie in Kuba Kaffeeplantagen besass, wo Sklaven das Vermögen der Familie Escher vermehrten. Am anderen Ende der Bahnhofstrasse liegt der Paradeplatz, wo die zwei grössten Schweizer Banken UBS und Credit Suisse ihren Sitz haben. Beide Banken gelten als treueste und wichtigste Kapitalgeber des damaligen Apartheidregimes in Südafrika.
Der einzige Weg hier raus führt nach vorne
Die aktuellen Proteste haben weltweit Menschen auf die Strasse gebracht. Sie alle nehmen den Kampf gegen Ungerechtigkeit selbst in die Hand und sind als Teil einer Bewegung miteinander verbunden. Den Demonstrierenden ist klar: gewählte Repräsentanten des Systems können keine Gerechtigkeit bringen und Reformen oder weniger Rechte für die Polizei können nur Zwischenschritte sein. Gerechtigkeit für George Floyd bedeutete das System dahinter zu benennen und anzugreifen. Die beste Solidarität ist, wenn sie praktisch wird und auch hier den Kampf gegen Rassismus und Kapitalismus auf die Strasse trägt.