Kein „Marsch fürs Läbe“ in Winterthur!

Der «Marsch für’s Läbe» wurde abgesagt. Für uns steht somit fest, dass auch wir nicht mehr für unsere Kundgebung am 19. September in Winti mobilisieren und unsere Kräfte lieber anderweitig einsetzen.

Nachdem die Städte Bern und Zürich den Christenfundis bereits vor Monaten Platzkundgebenden oder Märsche untersagt hatten und sich auch Winterthur vor der Genehmigung einer öffentlichen Veranstaltung drückte, waren die Fundis in das der Evangelikalen Gemeinde Winterthur gehörende Gate27 ausgewichen. Und sogar dort lässt man sie jetzt fallen. Nachdem die Betreiber*innen des Gate27 in Winterthur aufgrund unserer Mobilisierung hinsichtlich des 19. September kalte Füsse bekamen, setzten sie die Veranstalter*innen des «Marsch fürs Läbe» am 04. September kurzfristig auf die Strasse.

Ein Grund zum Feiern?

Dass es in diesem Jahr allen Anscheins nach zu keinem MFL kommen wird, ist zwar nur ein Etappensieg, aber wir möchten uns diesen Sieg weder von der Presse noch von den Fundis oder erzürnten Politiker*innen nehmen lassen: Denn dass der «Marsch fürs Läbe» in diesem Jahr nicht stattfinden kann, ist unser aller Verdienst. Dank den grossen und lautstarken Mobilisierungen der letzten Jahre ist es uns gelungen ein politisches und gesellschaftliches Klima zu erschaffen, in welchem die Fundis sich nicht mehr sicher und unantastbar fühlen. Mehr noch: Es war uns immer wieder gelungen, unsere eigenen Inhalte auf die Strasse tragen, den Fundis ihr Deutungsrecht zu nehmen und zu enthüllen, wer und was sich hinter dem geflügelten Namen «Marsch für’s Läbe» wirklich verbirgt, nämlich ein menschenverachtender Idiot*innenhaufen mit Ansichten und Gesellschaftsbildern von vor-vor gestern.

Die Fundis toben

Auch wenn die Veranstalter*innen auf ihrer Website betonen, man prüfe unterschiedliche Kleinstaktionen und wolle sogar einen Film online streamen, so haben sie doch verloren und stehen in diesem Jahr vor einem Scherbenhaufen. Dass sie in dieser kurzen Zeit und während einer Pandemie noch irgendwas Nennenswertes auf die Beine stellen, scheint sehr unwahrscheinlich. Die Absage des Gate27 hat gesessen: Die Fundamentalist*innen beschwören seit Tagen das Ende der Meinungsfreiheit und das Ende der Demokratie. Sie sehen sich als die Opfer eines böswilligen, linksextremen Mobs. Diesen Narrativ können wir nicht so stehen lassen: Zu sagen, «Trans*personen seien krankt und gehören geheilt», Menschen die abgetrieben haben als Mörder*innen zu bezeichnen, queeren Menschen den Status als vollwertige Menschen abzusprechen: Das alles ist keine Meinung und als solche auch nicht schützenswert oder gar demokratisch legitimierbar – es ist purer Hass. Und diesem Hass gilt es ein Ende zu setzen.

Und Winti?

Auch wenn der «Marsch fürs Läbe» in diesem Jahr ins Wasser fällt, so bleib Winterthur ein Fundinest. Wenn ihr also trotz Marschabsage ein Zeichen gegen christlichen Fundamentalismus, rechte Hetze und Antifeminismus setzen wollt, dann werdet in Kleingruppen aktiv und kreativ. Setzt ein Gegenstatement, werdet laut! In Winti, Züri und überall. Denn auch wenn die Fundis dieses Jahr vermutlich zu Hause bleiben, so ist ihr reaktionäres Gedankengut leider nicht aus der Welt. Im Gegenteil: In Berlin zum Beispiel findet am 19. September trotz starker Gegenwehr ein «Lebensmarsch» auf über fünf Kilometern Strecke statt.
Ob Berlin, Brasilien, Polen oder die USA: Weltweit nehmen die Angriffe von christlich-fundamentalistischen Kreisen auf das Selbstbestimmungsrecht von FTIQ* zu. Das Recht auf Abtreibung, das recht auf körperliche und psychische Integrität und Autonomie, das Recht darauf zu lieben und zu leben, wie Mensch will: Diese Rechte fallen nicht vom Himmel, sie wurden und werden erkämpft. Es gilt sie deswegen immer wieder zu verteidigen, und zwar nicht nur am 19. September, sondern jeden Tag.
Den Fundis sei zum Schluss noch eines gesagt: Wenn ihr wiederkommt, kommen auch wir wieder. Wir kommen stärker, grösser und gewillter, euer menschenverachtendes Menschenbild so lange zu bekämpfen, bis ihr keinem Menschen mehr vorschreibt, wie er oder sie zu lieben und zu leben hat. Weltweit.

Es lebe der feministische Widerstand!

Quelle: https://barrikade.info/article/3859