Wandzeitung 91: Solidarisch Leben statt krank arbeiten

Die zweite Corona-Welle ist da. Wie lange sie anhalten wird, bleibt unklar. Wenig Wunder, dass man sich sorgt. Der Bundesrat sagt, was zu tun und was zu lassen sei. Wir haben einen Teil unserer Selbstbestimmung abzugeben, um einervermeintlichen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Doch die Sorgen jener oben gelten in erster Linie den Bedürfnissen jener oben. Wenig geht’s um das gesundheitliche Wohl von uns allen; viel geht’s um das wirtschaftliche Wohl des Kapitals. «Profit vor Gesundheit!», bleibt ihr Programm.

Regierung schützt Profit, nicht Gesundheit!
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue staatlich verordnete Verhaltensregeln präsentiert werden. Dazu wird viel geredet, doch man soll darauf achten, was getan, nicht was gesprochen wird. Die Massnahmen setzen auf Vereinzelung und Isolation statt kollektiven Umgang und Solidarität. Am feinsten handelt, wer dem sozialen Leben «Adieu!» und der Arbeitswelt «Hallo!» sagt. Warum sonst dieser Irrsinn, tagtäglich zu hunderten in vollen Bussen, Trams und S-Bahnen eingezwängt zur Arbeit zu fahren? War meine Arbeit beim ersten Mal denn «systemrelevant» und wenn nein, warum soll sie es jetzt – im Unterschied zu damals – sein? Ist nicht Reichtum genug da, der locker für die Versorgung aller reichen würde, man müsste ihn nur holen, wissen tut man ja, wo er ist?! Also weiter zur Arbeit, doch nach Feierabend ja keinen Schritt vor die Haustüre, ja keinen Kontakt mit Dritten. Und wenn doch, dann steht die Presse bereit, um genüsslich in bester Clickbait- und Denunziationsmanier jene zu tadeln, die sich nicht an die Massnahmen zum Schutze der Wirtschaft hielten und es wagten, sich halt doch irgendwo mit FreundInnen zu sehen in den so deformierten und patrouillierten öffentlichen Räumen. Mit dem Finger wird auf einzelne gezeigt und zugleich darüber geschwiegen, was die jahrelangen Sparprogramme im Gesundheitswesen angerichtet haben.

Weder Verschwörung noch Inkompetenz – Profitinteressen!
Denn alle wussten, dass die zweite Welle kommt. Es ist keine Frage des Nicht- Könnens oder des Nicht-Wissens, auch wenn der Bundesrat jetzt viel dafür tut, es so darzustellen. Es ist eine Frage des strukturellen Nicht-Wollens, wenn Milliarden von Franken in den vergangenen Monaten in marode Fluggesellschaften zwecks Boni-Befriedigung und in kommenden Monaten in Kampfjets zwecks Bomben-Befriedigung gepumpt werden, während die Pflegenden sich mit fünf Minuten Applaus zufrieden zu geben haben. Wer nicht will, dass es bleibt, wie es ist, muss sehen, weshalb es so ist, wie es ist, denn dann ist klar:

Menschen schützen, statt Profite!
Solidarisch gegen Virus und Kapital!
Spitäler ausbauen – Kapital zerschlagen!