Wer in der Pflege arbeitet, läuft aus zahllosen Gründen am Limit. Die Arbeitsbedingungen wurden noch unerträglicher. 13 Stunden-Schichten gehörten während der Pandemie dazu und die eigene Quarantäne wurde teilweise mit Überstunden verrechnet. Gespart wird bekanntlich nicht erst seit dem Ausbruch von Corona an allen Ecken und Enden.
Anderseits besteht der moralische Druck, für die Patient_innen das Beste zu wollen, was unter diesen Umständen nicht zu erfüllen ist. Der gut gemeinte Applaus der Bevölkerung ist dem Personal gewiss, nur reicht dieser nicht zum Leben. Das Gesundheitspersonal hat – und dies gerade in dieser Krisenzeit – einen anderen Status und vor allem einen deutlich besseren Lohn verdient. Und eigentlich ist das auch allen klar.
Klasse gegen Klasse!
Die Pandemie hat eine einzige gute Seite: Nämlich, dass sehr vielen Menschen in der Bevölkerung klar wird, dass Spitalprivatisierungen und Tendenzen zum Profitmaximieren in der Gesundheit nicht die besten Ideen sind. Denn jeder Rappen Profit für die Spitäler geht zu Lasten einer guten Infrastruktur für alle und zu Lasten der Arbeitsbedingungen des Personals. Es ist eine Frage der politischen Kräfteverhältnisse, ob sich daran etwas ändert oder nicht. Wenn wir organisiert sind, können wir etwas ändern.
Eine gute Gesundheitsversorgung, gerade während Zeiten der Pandemie, ist eine hochpolitische Angelegenheit. Sie betreffen uns am Arbeitsplatz oder als Patient_innen. Sie betreffen alle, denen die Krankenkassenprämien den Schlaf rauben. Die Frage, wie Gesundheit am besten organisiert würde, weiss niemand besser als das Personal selbst. Im Kapitalismus ist es aber der Profit, der «Sachzwang», der den Ton angibt.
Organisieren – kämpfen – enteignen!
Derzeit fehlt vielen die Kraft, sich gegen die Zumutungen zu wehren. Das ist verständlich. Es führt dennoch kein Weg darum herum: Organisieren wir uns am Arbeitsplatz und durchbrechen wir die Ohnmacht und die Vereinzelung. Es war in den letzten Jahren noch selten so offensichtlich, dass jene die bestimmen und Profit machen, andere Interessen verfolgen, als jene die arbeiten und die Folgen tragen müssen.
Wir stellen daher die grundsätzliche Systemfrage, wie wir leben und arbeiten wollen. Wir meinen, dass wir diese Aufgaben kollektiv bestimmen und bewältigen sollten. Das geht aber nicht, wenn sich die Produktionsmittel in der Verfügungsgewalt weniger Kapitalist_innen befinden und auch die Spitäler gleicher Logik unterliegen.