Flugblatt zum 14. Juni

Sorgearbeiten kollektivieren – Kapitalismus entsorgen!

Die Coronapandemie und die damit einhergehende Wirtschaftskrise trifft nicht alle Menschen gleich. Während einzelne an der Krise verdienen und ihre Profite maximieren, haben vor allem Arbeiter_innen und Frauen mit den Folgen zu kämpfen. Die Coronakrise legt kapitalistische, patriarchale und ausbeuterische Mechanismen offen und verdeutlicht einmal mehr, warum der Kampf gegen den Kapitalismus und das herrschende Klassensystem auch und in erster Linie ein Kampf um die Befreiung der Frauen sein muss. Anhand der Corona-Krise zeigte sich aber auch, dass im patriarchalen Kapitalismus Care-Arbeiten und das Füreinander-Sorgen systematisch abgewertet werden. Unter dem Stichwort «systemrelevant» wurde der breiten Öffentlichkeit deutlich gemacht, wie dringlich und notwendig die bezahlte und unbezahlte Fürsorgearbeit ist. Doch es sind genau diese Arbeiten, die immer wieder unter Beschuss stehen: Während der Pandemie arbeiteten und arbeiten sich gerade Spitalangestellte und Personen in Betreuung- und Pflegeberufen kaputt. Unzählige Überstunden, fehlender gesundheitlicher Schutz, Überbelastung und zum Dank eine Packung Pralinés – was wie ein schlechter Witz klingt, ist in diesem feminisierten Sektor Alltag – die Coronapandemie hat die verehrenden Arbeitsbedingungen offengelegt. Im grossen Stil wird seit Jahren gespart und privatisiert, wo es nur geht. Spitalschliessungen haben selbst im Pandemiejahr stattgefunden, Entlassungen und Kurzarbeit griffen während der Krise um sich. Die Bevölkerung klatschte auf den Balkons, der Staat reagierte nicht darauf. Wir finden, es ist gesellschaftlich notwendig, Care-Arbeit radikal aufzuwerten – was es braucht, sind strukturelle Veränderungen: Gute Löhne und genügend Personal, aber auch die gesellschaftliche Organisation von unbezahlter Fürsorgearbeit. Dafür müssen wir gemeinsam auf die Strasse und Druck aufbauen. Deshalb:

Heraus zur Demo «Gesundheit vor Profit» am 26.06.2021, 14:00 Uhr, Ni-una-menos-Platz (ehemals Helvetiaplatz), Zürich

Solidarität mit dem Streik am 23.06.2021 am Spital in Lausanne

Doch die Coronapandemie bringt nicht nur die Probleme des Kapitalismus stärker ans Licht, sondern auch diejenigen der patriarchalen Strukturen – die jetzige Krise ist vor allem auch eine Krise der Arbeits- und Lebensbedingungen proletarischer Frauen. Dies zeigt sich nicht nur im Care-Bereich, sondern auch in den eigenen vier Wänden: Als Expert_innen zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 noch vor einer Zunahme der Häuslichen Gewalt warnten und bessere Strategien von der Politik verlangten, wurden sie belächelt. Heute wissen wir: Während der Coronakrise hat die häusliche Gewalt gegen Frauen, aber auch die Gewalt gegenüber Kindern zugenommen. «Bleiben Sie Zuhause» wurde während der Corona-Krise zum Hohn für all jene, die kein sicheres Zuhause haben. Die Auswirkungen einer frauenfeindlichen Krisensicherung bekamen die prekarisiertesten und oftmals mehrheitlich feminsierten Berufsfelder besonders zu spüren. Kein Wunder also, wurden gerade im Bereich der Sexarbeit schnell Arbeitsverbote verhängt, während polizeiliche Kontrollen zunahmen und zahlreiche Beratungsstellen geschlossen bleiben mussten. Im Kanton Zürich etwa herrschte mit einer Ausnahme des vergangenen Sommers fast durchgängig ein Berufsverbot für Sexarbeitende, während sich der Zugang zu staatlicher Finanzhilfe durch Stigmatisierung gerade hier als schwierig erwies.

Die Corona-Krise hat die Widersprüche des Kapitalismus verschärft. Es ist eine ökonomische, politische und soziale Krise. Die Widersprüche lassen sich nicht innerhalb des herrschenden Systems auflösen. Umso deutlicher wird die Notwendigkeit einer revolutionären, frauenkämpferischen Perspektive! Für eine Welt ohne Rassismus und Homophobie, in der Geschlechter(verhältnisse) keine Rolle mehr spielen!

Frauenkollektiv, Revolutionärer Aufbau, 14. Juni 2021
Schreib uns auf: info@aufbau.org