Aktion gegen Trägerschaft des «Marsch fürs Läbe»

Nach Rekursen und juristischen Streitereien darf der «Marsch fürs Läbe (MfL)» diese Jahr wieder in Zürich stattfinden. Das Stadthalteramt erteilte hierfür die Marscherlaubnis. Zeigen wir ihnen auch dieses Jahr, dass sie mit ihrer reaktionären Politik nicht willkommen sind! Als erster Schritt hierzu haben wir gestern (15. September 21) das Büro der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) an der Josefstrasse in Zürich besucht und die Fassade mit Farbe eingedeckt.

Auf barrikade.info gefunden.

Bereits zum 11. Mal treffen sich diesen Samstag rechte FundamentalistInnen, AbtreibungsgegnerInnen und AntifeministInnen zu ihrem «Marsch fürs Läbe». Seit Jahren dreht sich dieser Event vor allem um die Frage der Abtreibung. Wo sie früher versuchten Frauen* für diese Entscheidung zu kriminalisieren, sie als Mörder*innen, Egoist*innen und so weiter zu brandmarken, propagieren sie in diesem Jahr eine andere, nicht weniger konservative und frauenverachtende Masche. Unter dem Motto «Zäme fürs Läbe – jung, schwanger, hilflos» wollen sie uns sagen, dass sie sich für schwangere Teenager*innen einsetzen. So soll ihre Kampagne Frauen* «für die Möglichkeit zur Weiterführung der Schwangerschaft sensibilisieren». Konkrete Unterstützungsmöglichkeit für Frauen*, die sich für eine Fortführung der Schwangerschaft entscheiden, nennen sie nicht und bieten diese vermutlich auch nicht an. Kaum verwunderlich, da es den Veranstaltern nicht wirklich ein Anliegen ist, Unterstützung zu bieten.
In Wirklichkeit geht es ihnen ja darum, Frauen* in dieser Frage die Entscheidungsfreiheit zu nehmen. So beschreiben sie auf ihrer Website lieber, was für Folgen eine Abtreibung mit sich ziehen kann. Genannt werden etwa schwerwiegende Traumata, Unfruchtbarkeit oder Selbstmordgedanken als häufige Folgen. Nur zu gerne verteufeln sie mit diesen Worten Abtreibungen. Dabei lassen gekonnt aussen vor, dass sie selbst diejenigen sind, welche durch ihre Ideologie und die Versuche, Frauen* in eine Opferrolle zu zwängen, die Stigmatisierung und Tabuisierung von Frauen* fördern, die sich für eine Abtreibung entschieden haben. Psychische Folgen reduzieren sie auf rein biologische Ursprünge, um die gesellschaftlichen Ursachen – geprägt durch die herrschenden Verhältnisse – ausklammern zu können. Sie bedienen sich also dem üblichen Kniff der Herrschenden, mit den psychischen Folgen von Zwängen, Ausbeutung und Unterdrückung umzugehen.

Zum Organisationskomitee (und somit Träger dieser Politik) gehört unter anderem Wilf Gasser. War er bis 2015 noch für die EVP im Grossen Rat des Kanton Bern, ist er seit 2008 und bis heute Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Die SEA ist ein evangelischer Verband aus Landes- und Freikirchen. Ein Ziel von ihnen ist die Öffentlichkeitsarbeit und die Unterstützung von ChristInnen bei der Verkündung des Evangeliums. Als Teil der Trägerschaft unterstützen und befürworten sie die patriarchale, frauenfeindliche und homophobe Politik des MfL. Dementsprechend ist unser Besuch bei ihnen umso angemessener.

Weltweit lässt sich ein Erstarken reaktionärer Kräfte beobachten, sei dies etwa in Polen mit dem verschärften Abtreibungsgesetz (das faktisch ein Abtreibungsverbot bedeutet) oder in der Türkei, in der das faschistische MHP-AKP-Regime unter anderem zu Beginn dieses Jahr ein Gesetz durchsetzte, das Vergewaltigungen unter Straffreiheit stellen, wenn die Täter später die Betroffenen heiraten. Von den tagtäglichen Femiziden weltweit (und dem gesellschaftlichen Umgang damit) ganz zu schweigen. Doch auch in Europa hat die aktuelle Corona-Pandemie gezeigt, wie schnell sich reaktionäre Ideen – wenn auch in abgeschwächter Form – Verbreitung finden, beispielsweise bei den Corona-LeugnerInnen und deren faschistischen FreundInnen. Ein Vetreter hiervon ist Daniel Regli, bis März 2021 langjähriger Präsident vom MfL. Zwar gab er diesen Frühling, kurz bevor er sein Buch über seine Massnahmenkritik rausbrachte, seinen Rücktritt bekannt. Dennoch erstaunen solche Verbindungen nicht. Ob rechte VeschwörungstheoretikerInnen oder christliche FundamentalistInnen, beide eint ihre menschenverachtende Ideologie und Hetze gegen Frauen*, homosexuelle Menschen und gegen all jene, die sich gegen ihr patriarchales Weltbild stellen.

Auch dieses Jahr werden wir nicht tatenlos zusehen. Mit der Erinnerung und Stärke im Rücken, etwa an die zwei feministischen Streike 2019 und 21 oder jene an den letzten Marsch 2019 im Kreis 5, mit der Verbundenheit und Ermutigung aller feministischen Kämpfe international, werden wir ihnen zeigen, dass der MFL und andere reaktionäre Aufmärsche unerwünscht sind und auch in Zukunft bekämpft werden!

Treffpunkt: 15:00 Tramstation Salersteig Zürich Oerlikon!

Ob friedlich oder militant, sie lernens nur durch Widerstand!

Für ein selbstbestimmtes Leben – Gegen reaktionäre Hetze und religiöse FundamentalistInnenen (jeglicher Couleur!)!