Flugblatt zur 8. März-Demo in Winti

Gesundheit dem Kapital entreissen – heraus zum 8. März!

Wir gehen am 8. März auf die Strasse, weil wir nicht akzeptieren, dass tagtäglich unzählige Menschen unter patriarchaler Gewalt leiden und kapitalistisch ausgebeutet werden. Die Nutzbarmachung und die Verwertung von Geschlechterunterschieden muss radikal angegriffen werden –nur so kann es uns gelingen, Sexismus und sexualisierte Gewalt abzuschaffen, Sorgearbeiten zu kollektivieren und Geschlechter zu befreien.

Die Krise der Corona-Pandemie hat die Verschärfung der bestehenden Missstände und die Probleme der kapitalistischen Gesellschaft und Produktionsweise einmal mehr verdeutlicht: Die Schere zwischen Arm und Reich spreizt sich immer gewaltiger, reaktionäre und faschistische Bewegungen haben weltweit Auftrieb erhalten und mehrheitlich Frauen, non-binäre, trans, inter, agender und genderqueere Personen tragen die Hauptlast der Krise. Dies hat allerdings nicht zur Folge, dass die sogenannte «systemrelevante» Arbeit, sei es in der Pflege, im Verkauf, beim Putzen oder an vielen anderen Orten aufgewertet wird und wertgeschätzt wird. Viel mehr werden emanzipatorische Errungenschaften wie Arbeits- und Lohnschutz oder auch das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in vielen Teilen der Welt ständig und wieder vermehrt Angriffen ausgesetzt.

Für eine materialistische Perspektive – Sorge-Arbeit kollektivieren

Die Corona-Pandemie hat jedoch auch klar gemacht, wie der Kapitalismus von der bestehenden Geschlechterordnung profitiert. Es ist wieder einmal klar geworden, dass sich der Kapitalismus unter anderem dadurch speist, dass Frauen, non-binäre, trans, inter, agender und genderqueere Personen eine grosse Menge an Gratisarbeit und schlecht bezahlter Lohnarbeit leisten, die eigentlich nicht gratis beziehungsweise schlecht bezahlt sein sollte. Indem gewisse Arbeiten als «Care-Arbeit» oder «Fürsorge-Arbeit» markiert werden, werden sie in den Raum des Privaten, der unbezahlten Arbeit verlegt. Wie stark diese die Gesellschaft am Funktionieren halten, zeigte die Corona-Pandemie: All jene Arbeiten, die in der Krise als «systemrelevant» gelabelt wurden, waren Arbeiten, die schon lange unbemerkt in vielen Stunden unbezahlter oder günstiger Arbeit geleistet wurden – bleiben sie unerledigt, wird es schnell problematisch. Trotzdem werden diese Arbeit keineswegs ernsthaft als systemrelevant gewürdigt, geschweige denn entlöhnt. Hier zeigt sich, dass es sich im Kampf für eine Befreiung der Geschlechter keineswegs nur um einen Kampf gegen kulturelle Konstrukte und gegen das Patriarchat handelt, sondern das Patriarchat und Kapital unauflöslich ineinander verschränkt sind. Dabei dient das Patriarchat dem Kapitalismus vor allem als Legitimation zur geschlechtsspezifischen Ausbeutung. Die permanente Abwertung von «weiblichen» Eigenschaften funktioniert nicht unabhängig von der ökonomischen Ausbeutung der Arbeiter_innenklasse, sondern hält diese aufrecht. Diese Strukturen müssen angegriffen werden und so wollen wir den 8. März als Kampftag gegen Patriarchat und Kapitalismus und die Verbrüderung dieser beiden, begehen.

Wir wollen die Verwertung von Geschlechtsunterschieden radikal angreifen! Es braucht eine Vergesellschaftung, also eine Kollektivierung von Sorge-Arbeit, denn Reproduktion ist keine Privatsache!

Gegen eine Vereinnahmung des Feminismus

Feminismus ist in gewissen Kreisen mittlerweile aber auch «en vogue». Grosse Firmen und geben sich seit neuem gerne feministisch oder präsentieren mit der Regenbogenfahne, weil sie fürchten die besten Arbeitskräfte zu verlieren. Aber auch andere grosse Organisation versuchen sich als besonders fortschrittlich dazustellen. So hinterlegte beispielsweise die mordende EU-Grenzschutzbehörde Frontex ihr Logo mit einer Regenbogenfahne oder die neue Grüne deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock versucht ihre Kriegstreiber_innenpolitik als «feministische Aussenpolitik» zu labeln. Dies ist nichts als zynisch und gegen diese Vereinnahmungsversuche müssen wir uns wehren. Den flüchtenden Familien an der EU-Aussengrenzen ist es egal, ob sie von einer queer-freundlichen oder queer-feindlichen Behörde in Lager gesteckt werden und den Menschen in den Kriegsgebieten ist es egal, ob ein Mann oder eine Frau zum Angriff auf ihr Zuhause drängt.

Die Befreiung der Geschlechter ist keine Aufgabe, die man durch Abstimmungen, Einführung von Quoten oder Self-Love bewältigen kann. Der Kampf um eine Emanzipation aller Geschlechter ist ein antikapitalistischer Kampf. So wie es keinen grünen Kapitalismus geben wird, wird es auch keine Überwindung des Patriarchats ohne eine radikale Veränderung der Verhältnisse von Produktion und Reproduktion geben. Dass Kapitalismus niemandem nichts Gutes bringt, zeigte international die herrschende Politik im Umgang mit der Pandemie.