Wir waren heute zahlreich auf der Strasse für den Stadtspaziergang zum Thema «Wir kriegen die Krise!». Etwa 250 Leute spazierten durch Winterthur und hörten Beiträge zu verschiedenen Aspekten der Krise.
Wir besammelten uns auf dem Kesselhausplatz beim Neuwiesen, wo die Begrüssungsrede durch das antikapitalistische Bündnis Winterthur einen groben Überblick über die Dynamiken der momentanen Krise verschaffte: Krise heisst vor allem, dass das Leben von uns Lohnabhängigen teurer wird. Den nächsten Stopp legten wir bei der Axa ein, deren Eingang mit einem Transparent verhängt wurde, das auf ihre Kriegstreiberei aufmerksam machte. Denn die Axa arbeitet eng mit dem faschistischen türkischen Staat zusammen, der derzeit einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Selbstverwaltung in Rojava und gegen die kurdischen Gebiete im heutigen Irak führt.
Wenige Meter von der Axa entfernt befindet sich die Helsana, welche sich unter den Krankenkassen noch besonders negativ hervorhebt, weil sie mit vertraglichen Vereinbarungen mit den Organisator:innen des Marsch fürs Läbe tiefere Prämien für Familien anbietet, die auf Abtreibungen verzichten. Im Zentrum des Beitrags vom revolutionären Aufbau Winterthur stand allerdings der seit Jahren laufende Umbau des Gesundheitssystems nach marktwirtschaftlichen Prinzipien.
Beim nächsten Posten auf dem Salzhausplatz lieferte uns die Soligruppe Kleisterprozess eine satirische Aufarbeitung des Kleisterprozesses. Bei diesem sind 6 Personen angeklagt, weil sie vor zwei Jahren Plakate aufgehängt hätten, die auf die staatliche Krisenverwaltung während der Coronapandemie aufmerksam gemacht haben. Dies ist ein Versuch, junge, politische Menschen einzuschüchtern.
Weiter ging es über den Bahnhofsplatz zur Stadthausstrasse, auf der das revolutionäre Jugendbündnis Winterthur (RJBW) eine Rede zur derzeitigen Energiekrise und der anhaltenden Klimakrise hielt: Während für viele die angehobenen Nebenkostenrechnungen eine grosse Belastung sind, fahren die Energie- und Rohstoffkonzerne Milliardengewinne mit der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ein.
Von da liefen wir Richtung Altstadt. Im Oberen Graben lieferte uns die Antifaschistische Koordination Winterthur (AKW) einen kurzen Lagebericht zum Schulterschluss rechter Kräfte. Dabei widersprachen sie den medialen Narrativen, die Winterthur als Stadt der Extremisten bezeichnen und rechte Kräfte ständig stärker reden, als sie tatsächlich sind.
Zum Abschluss des Stadtspaziergangs hörten wir von der Häuservernetzung und der IGBSSL (Interessensgemeinschaft der Bewohner:innen und Benutzer:innen von Stefanini-Liegenschaften) eine Rede, die kritisiert, dass die Stadt nur für die Reichen gebaut wird, während weniger wohlhabende Menschen aus der Stadt vertrieben werden. Um gegen diese Probleme anzukämpfen, müssen wir unsere Lage erkennen, uns zusammentun, organisieren und solidarisch miteinander kämpfen.
Insgesamt war dieser Stadtspaziergang ein starkes Zeichen gegen die Verteuerung unserer Lebenskosten. Doch die Kämpfe gehen weiter: Anfang Jahr findet wieder einmal das WEF statt, an welchem sich die Verantwortlichen für all diese Krisen abgeriegelt treffen. Am 8. März gehen wir auf die Strasse, weil Patriarchat und Kapital Hand in Hand gehen in ihrer Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen und genderqueeren Personen. Und am 1. Mai sind wir zum Kampftag der internationalen Arbeiter:innenklasse auf der Strasse. Gemeinsam zu demonstrieren und diese Kämpfe auf die Strasse zu tragen ist wichtig!
Wenn wir dieses System aber ernsthaft in Frage stellen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu organisieren und über diese Tage hinaus gemeinsam zu kämpfen!