Gefunden auf: https://barrikade.info/article/5580
Als Willkommensgruss für das WEF und seine Gäste haben wir innerhalb der roten Zone in Davos im Hotel Seehof eine Attrappe einer Sprengvorrichtung deponiert. Ein Ausdruck des Bruchs zwischen ihnen und uns – Aufruhr in ihrer „heilen Welt“!
Nach längerem Unterbruch findet der WEF-Tross anlässlich seines Jahrestreffens 2023 zurück an seinen Stammsitz in Graubünden. Jahr für Jahr (pandemische Ausnahmen ausgenommen) trifft sich im Januar in Davos die Crème de la Crème der internationalen Bourgeoisie und der Staatsspitzen. Über die Jahrzehnte hat sich das Forum den Ruf als Place To Be für alle Freund:innen von Ausbeutung und Unterdrückung weltweit erarbeitet. Natürlich findet all das nicht in einem Vakuum statt; was ausserhalb des Bergtals geschieht definiert Agenda und Gästeliste des WEF. Aber so gut es eben geht, wenn individuelle und gemeinsame Interessen der herrschenden Klasse verhandelt werden sollen, kommen alle vorbei zum Klassentreffen, um ihre jeweils eigene und gemeinsame Agenda voranzutreiben. Die Idylle des ruhigen Hinterlands für Herrscher und Bosse aller Länder mit Sonnenschein, Bergluft und ausbleibendem Schnee wurde durch die Attrappe nun kurzzeitig durchbrochen – welcome back!
Als Melting Pot der Bonzen kommen in Davos die Verbrecher:innen der Vergangenheit und Gegenwart zusammen, um Verbrechen der Zukunft zu planen. In den Hinterzimmern werden Deals geschmiedet, von denen grundsätzlich wenig gesprochen wird. Wenn aber doch, dann meist auf eine derart technokratisierte oder schönfärberische Art und Weise, dass deren wirkliche gesellschaftliche Wirkung bestmöglich kaschiert wird (wozu die bürgerlichen Medien als integrierte Partner des Forum ihr Übriges beitragen). Reden wir Klartext statt PR-Sprech: Am WEF wird Naturzerstörung, Arbeiter:innen-Ausbeutung und Krieg – kurz: das ganze Sammelsurium kapitalisticher Barbarei – verhandelt und aufgegleist. Glaubt jemand wirklich, dass die Wölfe in Anwesenheit Klaus Schwabs plötzlich zu friedfertigen und gutmütigen Schafen mutieren, denen die Anliegen unser aller (Anliegen wie etwa menschenwürdige Lebensbedingungen für alle auf einem nicht zerbombten Planeten mit funktionierendem Ökosystem) ganz fürchterlich am Herzen liegen?
Ihre Propaganda-Märchen sind verlogen und durchschaubar. Jeder Klasseninstinkt unsererseits schreit es förmlich, dass denen dort oben ganz sicher nicht zu trauen ist, wenn sie „unser Bestes“ wollen. Wobei auch ihr Sein und Wollen – wir haben es oben angeschnitten – nicht einfach aus dem Nichts entspringt, sondern ein systemisch bestimmtes Sein und Wollen ist, welches letztlich Konsequenz aus der auf Ausbeutung von Mensch und Natur basierenden kapitalistischen Wirtschaftsordnung ist. So schön es auch wäre, wenn nun zum Beispiel dieser spezielle Jahrgang des Klassentreffens hopps ginge, so sicher ist auch, dass an seine Stelle schnell andere Figuren mit ähnlich gelagerten Interessen treten würden, solange der Kern des kapitalistischen Systems, welches sie hervorbringt, nicht angetastet wird.
Es braucht (wie es am WEF wohl genannt würde) eine gesamtgesellschaftliche „Disruption“, eine Revolution eben, die das System stürzt, welches die Figuren hervorbringt, die sich am WEF tummeln. Wenn wir unseren Blick über die Erde schweifen lassen, sehen wir Elemente solcher revolutionärer Realitäten und Prozesse, die erfolgreich mit kapitalistischer Basis und Überbau zu brechen versuchen: In den „Grenzgebieten“ von Asien über den Mittleren Osten bis nach Lateinamerika, wie es der anarchistische Gefangene Dimitris Chatzivasileiadis im Rahmen seiner internationalistischen Prozesserklärung in Griechenland nennt. Überall dort, wo eine demokratische Moderne der kapitalistischen Moderne widersteht, wie es die kurdische Befreiungsbewegung umschreiben würde. Das sind Fragmente des konsequenten Bruchs, wie sie (in anderer Erscheinung aber im selben Wesen) auch hier in den Zentren möglich sind. Fragmente, die sich verbinden und verbünden müssen, um eine Alternative zu dieser alten Ordnung denkbar und wirksam werden zu lassen.
Unsere Aktion zeigt die Möglichkeit, ihre Ordnung selbst in ihrer polizeilich und militärisch gesicherten roten Zone (kurzzeitig) in’s Wanken zu bringen, zeigt Bruch statt Konsilianz mit den herrschenden Verhältnissen, zeigt Angriff statt Resignation.
Für eine revolutionäre Perspektive!