Flugblatt zu den Aktionstagen gegen die Stadt der Reichen

Die Wohnungsnot hat System !

Mit der Wohnungsnot wird fassbar, was «Stadtaufwertung» im Kapitalismus für den Grossteil der Bevölkerung bedeutet: Verdrängung, höhere Mieten und damit zunehmend unsichere Lebensumstände. Die Stadtregierungen bereiten mit ihrer «Stadtentwicklungspolitik» den Boden für die privaten Immobilieninvestoren. Das bedeutet vor allem, ein «gutes Investitionsklima» zu schaffen, also mittels Überwachung für saubere, «sichere» Orte ohne herumlungernde Jugendliche und Obdachlose zu sorgen.

Das tut sie durch Polizei und privates Sicherheitspersonal, aber auch durch bauliche Massnahmen. Abgeschrägte Mülleimer sorgen dafür, dass Jugendliche nicht ihre Getränke auf einem Mülleimer abstellen und darum herumstehen und quatschen. Ein anderes Beispiel sind Bänkli, die zunehmend mit Lehnen versehen werden, so dass man nur auf ihnen sitzen und nicht mehr liegen kann. Ziel ist bei all diesen Massnahmen gewisse Menschengruppen zu vertreiben. Zudem bemüht sich die Politik darum, den Bauplänen der Immobilienkonzerne möglichst wenig Hürden in den Weg zu legen und die Bauten so zu planen, dass gut kontrollierbare Quartiere entstehen.

Die Immobilieninvestoren hingegen verstehen unter «Stadtaufwertung» schicke, teure Wohnungen für Leute mit hohen Einkommen, an zentraler Lage und in ruhiger Nachbarschaft. Hohe Mieten versprechen den Investoren überdurchschnittlich hohe Renditen. Und diese Profite machen den Immobilienmarkt für Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Bauriesen wie Implenia so attraktiv.

Denn in der Krise wird es für die Kapitalist_innen immer schwieriger, profitable Anlagemöglichkeiten zu finden. Gleichzeitig führen verschiedene Entwicklungen dazu, dass immer mehr Leute in den Städten wohnen. Der knappe Raum wird deshalb begehrter und teurer und damit attraktiv für Investitionen, weil hohe Profite locken.

Von der Stadtaufwertung profitieren also nur ein paar Wenige. Doch für die meisten von uns bedeutet die sogenannte Aufwertung ein ständiger Abwehrkampf gegen immer höhere Kosten und Verdrängung. Der Angriff auf unsere Wohnräume ist die Fortsetzung der Angriffe von oben auf unsere Arbeitsbedingungen, unsere Löhne, die Sozialversicherungen und unsere Renten. Das kapitalistische Wirtschaftssystem macht das Wohnen zur Krise. Und kann es auch nicht lösen, indem jeweils zur sozialverträglichen Umsetzung der Stadtentwicklungspolitik ein paar wenige günstige Wohnungen gebaut werden.

Deshalb sollten wir uns zur Lösung der Wohnungsnot nicht auf Staat und Immobilienfirmen verlassen. Sie sind Teil des Problems und kein Teil der Lösung. Sie sind es, die mit ihrer Standortpolitik und ihrem Profitstreben das Wohnen unbezahlbar machen. Stattdessen sollten wir uns organisieren und den Kampf ums Wohnen in einen Kampf ums Ganze einbinden. Reden wir mit unseren Nachbar_innen, denen es oft ähnlich geht. Schliessen wir uns zusammen und vernetzen wir uns mit anderen Kämpfen. Denn wir sind viele und wir haben allen Grund wütend auf die Herrschenden zu sein! Heizen wir der Stadt und den Immohaien kräftig ein! Setzen wir der Stadtaufwertung von oben die Stadtaufwertung von unten entgegen – mit solidarischen Quartieren, in denen die Verdrängung nicht einfach hingenommen wird, sondern die Miet-Abzocker_innen aus der Stadt geschmissen werden.

Gemeinsam holen wir uns die Häuser, die Strassen und die Stadt zurück!

Damit alle wohnen können! Für den Kommunismus!