Kommuniqué von S

Übersetzt von: https://lescamaradesdus.noblogs.org/post/2023/06/17/communique-du-s/

Hallo an alle,

Mein Name ist Serge und ich wurde, wie viele andere auch, bei der Demonstration gegen die Megabassine in Sainte Soline am 25. März 2023 schwer verletzt. Ich wurde von einer Granate am Kopf getroffen, die wahrscheinlich von einem Gendarmen mit einem Cougar-Granatenwerfer abgefeuert wurde. Ich erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, das mich in eine absolute Notfallsituation versetzte, eine Situation, die durch die Blockade meiner Versorgung durch die Rettungskräfte während der Demonstration noch verschlimmert wurde. Nach einem Monat im künstlichen Koma und sechs Wochen auf der Intensivstation wurde ich in eine neurochirurgische Abteilung und später in ein Rehabilitationszentrum verlegt. Derzeit spüre ich enorme Fortschritte in meiner Fähigkeit, mich zu bewegen, zu essen und einfach nur zu reden und zu denken. Der Weg wird extrem lang sein, aber ich bin entschlossen, alles zu geben und zu kämpfen, um das wiederzuerlangen, was mich körperlich und geistig ausgemacht hat. Ich tue dies natürlich für mich, aber auch, weil ich glaube, dass es eine politische Notwendigkeit ist, sich zu weigern, aufzugeben und sich nicht von der Repressionsmaschinerie überrollen zu lassen, in einer Zeit, in der die Staaten auf den Terror und unsere Passivität setzen.

Zunächst möchte ich all jenen danken, die mich in diesem Minenfeld getragen, meine Hand gehalten, mich beschützt, Erste Hilfe geleistet (Blutstillung, Herzmassage, Intubation usw.) und mir ganz einfach ermöglicht haben, am Leben zu bleiben. Ich möchte auch den Pflegekräften danken, die sich in jedem Stadium um mich gekümmert haben und mir noch heute helfen, meinen Körper und meinen Kopf zurückzuerobern. Ich kann euch nur mitteilen, wie gut es mir ging, als ich aus dem Koma erwachte, angesichts der massiven Solidarität, die zum Ausdruck kam: Versammlungen, Texte, Tags, Spenden, Musik, Aktionen und verschiedene Botschaften von Genoss_innen auf der ganzen Welt. Das Echo eurer Stimmen und das Gebrüll der Strasse hat mir und meinen Angehörigen geholfen, nicht locker zu lassen. Für all das sage ich euch allen ein grosses Dankeschön. Ihr wart enorm.

All dies erinnert uns daran, dass es von grösster Wichtigkeit ist, dass keine Prügel, keine Inhaftierung, keine Verstümmelung und kein Mord von den Kräften der kapitalistischen Gesellschaftsordnung verschwiegen werden. Sie verstümmeln und morden so oft, dass es kein Zufall ist, sondern zu ihrer Funktion gehört. Viel zu viele Geschichten in der Welt erinnern uns daran, dass es nichts Wahreres gibt als die Formel „ACAB“. Alle Polizisten sind tatsächlich Bastarde. Sie sind und bleiben die Handlanger der Bourgeoisie, deren Interessen sie schützen und deren Fortbestand sie bislang gesichert haben.

Die Klasse der Kapitalist_innen hat als einzige Perspektive die Verschlechterung unserer Lebensbedingungen in grossem Massstab, und alle Proletarier_innen hier und anderswo machen derzeit die bittere Erfahrung. Angesichts der Kämpfe, die wir führen, um diesem verhängnisvollen Schicksal entgegenzuwirken, haben sie sich eindeutig dafür entschieden, die Repression drastisch zu erhöhen, sowohl durch neue repressive Gesetze als auch durch die Tatsache, dass sie den Ordnungskräften freie Hand lassen, wie in Sainte Soline. Wir müssen dies zur Kenntnis nehmen und kollektiv die Idee verbreiten, dass es nicht in Frage kommt, an einem Kampf ohne wirksamen Schutz und Widerstandsfähigkeit teilzunehmen. Wir sind keine Märtyrer.

Dennoch hat unsere Stärke wenig mit der Geschichte eines Schlachtfelds zu tun. Unsere Stärke ist unsere Zahl, unser Platz in der Gesellschaft und die bessere Welt, die wir anstreben. Gegen die wenigen Organisationen der Chef_innen und Bürokrat_innen, die uns nach Hause bringen möchten, sobald sie ihren Platz an der Sonne auf unserem Rücken erworben haben, brauchen wir tausend Wege, um uns an der Basis durch und für konkrete Solidarität zu organisieren, die sich an die Genossinnen und Genossen der Bewegung richtet, aber auch und vielleicht vor allem an all jene, die sich künftigen revolutionären Impulsen anschliessen werden.

Kraft für die Genossinnen und Genossen, die derzeit im Visier der Staaten sind!

Lang lebe die Revolution!

Bis bald in den Kämpfen.

S