Was heisst revolutionärer Kampf um die Natur?

Was der Natur angetan wird führt zu Empörung und Rebellion. Denn die Zerstörung der Natur bedeutet die Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlage. Doch die Natur ist nicht nur ein Lieferant für unsere Ressourcen oder ein notwendiger Lebensraum – wir sind als Menschen selbst ein Teil der Natur. Für dieses Bewusstsein bleibt jedoch in der Logik des Kapitals keinen Platz. Und so müssen wir es uns in unserem Kampf und in unserem Umgang mit der Natur immer wieder von neuem erstreiten. Der Kampf für die Natur ist auch ein Kampf um uns selbst.

Was das Kapital der Natur antut, tut es auch uns an.

Die Natur wird ausgebeutet und in eine Ware verwandelt, die gekauft und verkauft werden kann. Dabei wird von ihren konkreten Qualitäten abgesehen, sie wird nur unter dem Gesichtspunkt des Profits behandelt. Es geht nicht um konkrete Pflanzen, Tiere, Lebensräume und Ökosysteme, sondern um die Möglichkeit, aus all dem Profit zu machen. Daher wird auch von den eigenen Gesetzen der Natur und den Auswirkungen auf sie selbst abstrahiert. Doch was der Natur angetan wird, wird auch uns angetan. Das Kapital verwandelt alles, was produziert wird in Waren, die gekauft und verkauft werden und unter dem Gesichtspunkt des Profits produziert werden. Es verwandelt aber auch unsere Arbeit, unser Wissen und unsere Beziehung untereinander immer stärker in Waren, die gekauft und verkauft werden. Nicht was wir Nützliches herstellen, ob wir programmier-, tischler- oder Pflegearbeit verrichten ist entscheidend, sondern welcher Profit mit dieser Arbeit erzielt werden kann. Das ist der Innere Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Natur und der Ausbeutung des Menschen.

Was ist der Preis des Grünen Kapitalismus?

Das Kapital ist zum Wachstum gezwungen. Am Ende jedes Produktionsprozesses muss mehr Profit herausspringen, als zu Beginn Investition nötig war. Aufgrund der Konkurrenz kann sich kein Einzelkapital diesem Zwang zum Wachstum entziehen, der Vorteil der Konkurrenten würde über kurz oder lang sein Untergang bedeuten. Dieser Zwang zum Wachstum ist direkt verantwortlich für die zunehmende Zerstörung der Natur. Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse werden allerdings nicht bewusst eingegangen, sondern erscheinen als ökonomische Sachzwänge. Daher spielt es auch keine Rolle, ob einzelne Verantwortliche dabei ein «ökologisches Bewusstsein» haben. «Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.» (Karl Marx)

Heisst das, dass der Kapitalismus automatisch die Natur und sich selbst zerstören wird? Solche Vorhersagen eines automatischen Untergangs des Kapitalismus gab es in der Geschichte oft, meist stützten sie sich auf ökonomische Gesetzmässigkeiten. Doch der Kapitalismus hat sich seit seinem Bestehen als sehr wandlungs- und anpassungsfähig erwiesen und alle Vorhersagen seines automatischen Unterganges als falsch. Das hat insbesondere mit dem Staat zu tun, der das Kapital oft vor sich selbst schützen muss. Marx hatte den Staat deshalb als «ideellen Gesamtkapitalist» bezeichnet. Doch das Überleben der Natur unter der Herrschaft des Kapitals ist ein blosses dahinvegetieren: Voranschreitende Zerstörung von Lebensräumen, Ausrottung von Tieren und Pflanzen, Verödung von Landstrichen, Verpestung der Luft, Verschmutzung des Wassers, Vervielfachung von extremen Wetterphänomenen wie Überschwemmungen, Dürren, Wirbelstürmen und Bränden – all das sind die augenscheinlichen Auswirkungen dieser Herrschaft.

Wer führt den Kampf um die Natur?

Der Kampf gegen die Zerstörung der Natur ist offensichtlich im Interesse der gesamten Menschheit. Also liegt der Schluss nahe, dass bloss alle über die drohende Katastrophe aufgeklärt werden müssen, um diese zu verhindern. Doch trotz aller Medienöffentlichkeit und wissenschaftlicher Unterstützung geschieht kaum etwas. Oder besser gesagt: Es geschieht kaum etwas, ohne dass wir dafür kämpfen. Das liegt daran, dass handfeste Profitinteressen hinter der Ausbeutung der Natur stecken, die erbittert verteidigt werden. Es liegt aber auch daran, dass soziale Veränderungen immer von einem kämpfenden Subjekt durchgesetzt werden, das Träger dieser Veränderung ist. Die Umweltbewegung hat bereits einiges erreicht und das Bewusstsein für Fragen der Ökologie geschärft. Doch auch die ArbeiterInnenbewegung hat mit ihren Naturvereinen schon früh nach einem anderen Verhältnis zur Natur gesucht. Das zeigt auch, dass nicht alle gleichermassen von der Umweltzerstörung betroffen sind. Wer täglich als Bäuerin mit der Natur arbeitet, wer gezwungen ist die Hitzewellen auf einer Baustelle zu ertragen, wer in den armen Ländern des Trikonts den extremsten Wetterphänomenen ausgesetzt ist, wer in einem Haus wohnt, das die nächste Überschwemmung nicht übersteht, hat ein viel unmittelbareres Interesse sich gegen die Zerstörung der Umwelt aufzulehnen. Der Kampf für die Natur wird von einer kämpferischen Bewegung aus den Massen geführt. Auf die vernünftige Einsicht der Mächtigen zu hoffen, ist illusorisch.

Für ein neues Verhältnis zur Natur!

Die Frage der Natur ist keine technische Frage. Technologien sind nie neutral, sondern immer von der Gesellschaft geprägt, die sie hervorbringt. Wen wir dabei vom «System» oder dem Kapitalismus sprechen, dann meinen wir damit ein gesellschaftliches Verhältnis. Dieses zu ändern bedeutet nicht nur, den Reichtum anders zu verteilen oder Elend und Armut abzumildern. Es geht darum, den gesellschaftlichen Reichtum grundlegend anders zu Produzieren. Im Kern betrifft das die Frage, wie die Menschen zueinander in Beziehung treten. Ebenso ist es zwar wichtig, die Folgen der Umweltzerstörung abzumildern und neue Technologien zu entwickeln – doch im Kern geht das nicht weit genug. Es muss darum gehen, ein anderes Verhältnis zur Natur zu erkämpfen.

Zurück zur Natur? Vorwärts zur Natur!

Als Menschen sind wir Teil der Natur, doch zugleich sind wir auch ein Besonderes in der Natur, da wir sie bewusst umgestalten können. Unter dem Kapital, das die Natur als Ware verwertet, sind wir zunehmend von der Natur entfremdet und entfremden uns damit auch von uns selbst. Die Zerschlagung des Kapitals ist die Voraussetzung dafür, dieses Verhältnis zu ändern. Nur wenn wir die Produktion von allem, was wir zum Leben brauchen, vergesellschaften, sind wir nicht mehr blosse Anhängsel einer zerstörerischen Produktionsweise, die uns ihre eigenen, irrationalen Gesetze und Sachzwänge aufzuzwingen scheint. Nur so können wir selbst darüber bestimmen, was und wie wir gemeinsam produzieren wollen. Nicht mehr die Logik von Konkurrenz, Profit und Wachstum werden so bestimmend, sondern Kooperation und Demokratie. Gemeinschaftliche und sinnvolle Produktion ist die Bedingung dafür, dass wir nicht mehr von unserer Arbeit und unseren Mitmenschen entfremdet sind. Sie ist aber auch die Bedingung dafür, ein anderes Verhältnis zur Natur einzugehen. Wir können als Menschen nicht zurück in eine unterschiedslose Einheit mit der Natur. Aber wir können vorwärts zu einem neuen Verhältnis zur Natur, das nicht mehr von Ausbeutung, Trennung und Entfremdung dominiert ist, sondern von Verständnis und Kooperation.

Für einen revolutionären Kampf um die Natur!

Für den Kommunismus!