Özak Tekstil: Die Arbeiter_innen wollen eine Gewerkschaft, die den Namen verdient

Es begann am 19. November, als sich 450 der 700 Arbeiter_innen der Fabrik Özak Tekstil in der nordkurdischen Industriezone von Urfa versammelten und entschieden, die gelbe Gewerkschaft Öz İplik-İş zu verlassen und der Gewerkschaft Birtek-Sen beizutreten. Öz İplik-İş gehört zum Bund der regierungstreuen Hak-İş Gewerkschaften und ist eine Pseudo-Gewerkschaft im Dienste der Geschäftsleitung, Birtek-Sen hingegen ist für ihren konfrontativen Kampfstil bekannt und tatsächlich eine Gewerkschaft.

Angesichts der Tatsache, dass sieben bis acht Stunden Überzeit regelmässig verlangt werden, entschied sich ein grosser Teil der Belegschaft, dass eine wirkliche Gewerkschaftsvertretung Not tut. Zusätzlich beklagten sich die 150 Frauen, die da arbeiten, über ständige Belästigungen und Beleidigungen und haben genug davon. Sie sind die treibende Kraft in diesem Arbeitskampf.

Entlassung führt zur Arbeitsniederlegung

Die Geschäftsführung lehnt die Gewerkschaft Birtek-Sen aus naheliegenden Gründen strikt ab. Die Arbeiter_innen wurden vorgeladen und genötigt, den Gewerkschaftswechsel sein zu lassen. Eine Arbeiterin weigerte sich, worauf ihr nahe gelegt wurde, zu kündigen, der Betrieb hatte die Austrittspapiere sogar schon auf dem Tisch bereit liegen. Sie weigerte sich diese zu unterschreiben und wurde in der Folge ohne Abfindung fristlos entlassen.

Das war am 27. November und ging zu weit. Unmittelbar gab es eine Demo durch die Fabrik und an die 450 Personen legten die Arbeit nieder. Die Wiedereinstellung dieser Kollegin war der unmittelbare Forderung, natürlich vor dem Hintergrund der jahrelangen Misshandlungen und Schikanen im Betrieb sowie der Verletzung des grundsätzlichen Rechts auf gewerkschaftliche Vertretung.

Streik, Aussperrung und Repression

Auf Druck der Firmenleitung wurden bereits Ende November im Gouvernement Şanlıurfa Demonstrationen und Veranstaltungen verboten. Der Streik ist ohnehin illegal, da ihn die AKP- Gewerkschaft Öz İplik-İş nicht unterstützt, sondern im Gegenteil verurteilt. Als trotz Demonstrationsverbot dennoch demonstriert wurde, löste die Gendarmerie – der Militärpolizei – mit Gewalt auf und verhaftete Birtek-Sen Gewerkschaftsführer Mehmet Türkmen und Çayan Dursun. Diese wurden seither mehrfach verhaftet, sowie unzählige Arbeiter_innen. Repression und Einschüchterung erfahren die Arbeiter_innen im Kampf täglich.

Inzwischen ist der Zugang zur Fabrik blockiert, die Arbeiter_innen sind ausgesperrt. Am 30. November verzeichnete die Gewerkschaft 500 Arbeiter_innen im Streik, Versuche Streikbrecher_innen einzustellen konnten durch Gespräche mit potentiellen Streikbrecher_innen zwar teilweise verhindert werden, doch produzierte die Fabrik weiter. Das änderte sich, als die Gendarmerie am 6. Dezember wieder die Arbeiter_innen gewalttätig angriff und 22 Personen verhaftete, darunter wieder Mehmet Türkem. Der Streik weitete sich aus, inzwischen befinden sich fast alle im Streik und die Produktion brach zusammen.

Forderungen der Arbeiter_innen

  • Wiedereinstellung der entlassenen Gewerkschafterin und Freundin
  • Ende des Drucks auf die Arbeiter_innen bei der Wahl der Gewerkschaft
  • Ausbezahlung der Löhne für die Tage des Kampfes
  • Anerkennung der Gewerkschaft BİRTEK SEN, der 500 Beschäftigte, also die Mehrheit des Betriebs, angehören

#LevisTakeAction @LEVIS

In der Fabrik wird hauptsächlich für Levi’s und Zara produziert. Auf Levi’s das Unternehmen aus Kalifornien, das für die Erfindung der Blue Jeans als Arbeiter:innen-Hose steht und viel Wert auf sein Image als politisch korrekter Betrieb legt, wird nun Druck ausgeübt. Es soll sich für das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung stark machen. International bemüht sich insbesondere die Clean Clothes Campaign darum. Bei Zara erhofft man sich offensichtlich weniger Chancen auf Erfolg. Aber Levi’s könnte tatsächlich empfindlich auf einen Imageverlust reagieren. Es lohnt sich deshalb folgende Werbung, Adbusting gegen Levi’s, das in Solidarität mit dem Streik erstellt wurde, zu teilen.

Überschrift: In der Reklame sieht es so aus und unten, was in der Fabrik passiert.
Slide 1 oben: zuerst schauen
Slide 1 unten: zuerst verhaften
Slide 2 oben und unten: zuerst siegen
Slide 3 oben und unten: zuerst tanzen
Slide 4 oben und unten: zuerst küssen
Slide 5 oben und unten: im Morgengrauen
Slide 6 oben: Neue Levis Jeans Frauenkollektion
Slide 6 unten: Wir werden gewinnen, indem wir Widerstand leisten