Die drei «R» der SKKG: Räumen, Renovieren, Rendite

Artikel aus dem Extrablatt zur Stadtaufwertung in Winterthur (August 2023)

Aufwertung hat viele Gesichter. Neben Pensionskassen, die Luxuswohnungen bauen, tragen auch andere Akteurinnen zur Verteuerung des Wohnraums bei. Eine ist die Stiftung Kunst Kultur und Geschichte (SKKG), die in Winterthur rund 1700 Wohnungen besitzt.

Die SKKG saniert und baut munter neu. Rund 500 Millionen will sie insgesamt in ihre über 1700 Wohnungen in Winterthur investieren, die sie jahrzehntelang bewusst verlottern liess. Das Geschäftsmodell des Milliardärs Bruno Stefanini bestand darin verhältnismässig günstige Mieten abzukassieren, während selbst grundlegendste Investitionen und Instandhaltungen über Jahrzehnte aufgeschoben wurden. Seine Tochter Bettina Stefanini, Erbin und neue Stiftungsratspräsidentin will nun eben jene Kosten für die nötigen Sanierungen auf die Mieter_innen abwälzen. So wird nun an verschiedensten Orten in der Stadt saniert, anschliessend werden die Mieten für die Bewohner_innen steigen. Nicht alle werden sich das leisten können. An vielen Orten werden die heutigen Bewohner_innen aus der Stadt gedrängt, da sie sich die neuen Mieten schlicht nicht mehr leisten können.

Die Aufwertung der Stefanini-Liegenschaften in der Winterthurer Altstadt ist so gut wie abgeschlossen. Während die SKKG argumentiert, dass sie die Mieten nur «moderat» verteuert, zeigt sich, dass dies zumindest für die Altstadt nicht stimmt. Eine 3.5 Zimmerwohnung an der Steinbergasse 39 etwa, kostete vor der Sanierung 900 CHF, jetzt satte 2680 CHF. Nun nimmt sich die SKKG ganze Siedlungen an den Stadträndern vor, zum Beispiel an der Zypressen- und Holzlegistrasse in Wülflingen: Zahlreiche Häuser werden abgerissen und neu überbaut. Sogar wenn die Menschen in die Neubauten zurückkehren können, werden die gestiegenen Mietzinse eine erhebliche Erhöhung der Lebenskosten der lohn- und sozialhilfe-abhängigen Mieter_innen bedeuten. Die Kosten gehen zulasten der Geringverdienenden oder der Öffentlichkeit in Form von Sozialhilfe und Zusatzleistungen.

Mittel- bis Langfristig werden die Miet- und Bodenpreise dadurch weiter angeheizt. Wenn selbst die Mieten der «günstigsten» Wohnungen in der Stadt substanziell steigen, dann werden das alle zu spüren bekommen. Denn die ortsüblichen Mieten werden steigen und auch andere Eigentümer_innen werden ihre Mieten dann nach oben anpassen. Rechtlich wird das zulässig sein, da die ortsüblichen Preise in diesen Fällen die Mieterhöhungen legitimieren würden. So wird schlussendlich der Wohnraum für alle teurer.

Die Sanierungspläne der SKKG in den Quartieren Wülflingen, Oberi und Rosenberg decken sich mit der Einschätzung der Stadtregierung zu «Wohngebieten mit Erneuerungspotenzial». Der Bericht «Räumliche Entwicklungsperspektiven 2040» der Stadt Winterthur benennt genau jene Quartiere als «sanierungsbedürftig» wo es besonders viele günstige Blocksiedlungen gibt, die von Stefanini und co. in den 60er- und 70er-Jahren gebaut worden sind.

Und auch bei den selbstverwalteten Häusern macht die SKKG vorwärts. Sie will Ende 2025 drei besetzte Liegenschaften räumen, darunter auch die «Gisi», das seit 1997 besetzte Haus an der General-Guisan-Strasse 31, das neben Wohnraum auch vielfältiger Kultur- und insbesondere Konzertraum ist.
Zwar schreibt sich die SKKG unter Bettina Stefanini auch gerne die Förderung „alternativer“, unkommerzieller Kultur auf die Fahnen. Doch schlussendlich funktioniert auch eine vorgeblich „gemeinnützige“, steuerbefreite Stiftung wie die SKKG nach der Profitlogik des Kapitalismus.