
42 Stunden sind genug!
Der Arbeitskampf der Paketzusteller_innen bei der Post in Oerlikon war und ist ein seltenes Beispiel von Selbstbewusstsein. Der gelbe Riese, der sich gerne sozial und fortschrittlich gibt, aber miserable Arbeitsbedingungen bietet, stand mit dem Rücken zur Wand. Auch wenn nicht alle Forderungen durchgesetzt werden konnten, so hat die Hartnäckigkeit viel verändert. Das Management hat begonnen, zusätzliche Zustellbezirke zu planen und umzusetzen, was zu etwas Entlastung geführt hat. Und auch die gängigen Arbeitszeitmanipulationen fanden ein Ende. Es ist wichtig zu sehen, dass diese Verbesserungen nie stattgefunden hätten, wenn die Belegschaft nicht gekämpft hätte. Sagen tut das indessen niemand: Das Management will auf jeden Fall verhindern, dass die Post-Angestellten sehen, dass sich kämpfen lohnt.
Kämpfen lohnt sich!
Um den Kampf zu brechen, wurde den zwei zuständigen Gewerkschaftssekretär_innen Hausverbot erteilt. Als hätte der Betrieb zu entscheiden, wer die Belegschaft vertritt. Von der Führung der Gewerkschaft Syndicom kam dann ein ernüchterndes Einbrechen. Statt sich gegen diesen Angriff auf die gewerkschaftlichen Rechte zu stellen, liess sie lieber die Leute in Oerlikon fallen. Die Sozialpartnerschaft und der Goodwill des Post-Managements waren der Gewerkschaftsführung wichtiger. Was Ende Mai folgte, war ein Schlag ins Gesicht aller, die monatelang für ihre Arbeitsbedingungen gekämpft hatten. In einem gemeinsamen Schreiben der Post und der Syndicom wurde mitgeteilt, dass es von Seiten der Post zu keiner Zeit zu Gesetzesverstössen gekommen sei und die Standortleitung sich nichts zu Schulden habe kommen lassen – heisst: Sie behaupten, es habe keinen Grund gegeben zu kämpfen und schon gar nicht so frech zu werden.
Wir gratulieren zum Erfolg – der Chef ist weg!
Wer in der Paketzustellung arbeitet, weiss genau, was da läuft und wie es wirklich ist. Arbeitskräfte sind es sich gewohnt, dass sie kein Lob und keine Lorbeeren bekommen für getane Arbeit, ganz sicher nicht für einen Arbeitskampf.
Wir sage es trotzdem: Die Paketzusteller_innen in Zürich Oerlikon haben dafür gesorgt, dass die Post sich hüten wird, so leichtfertig Profit höher zu werten als das Leben und die Gesundheit der Arbeitskräfte. Das ist eine Leistung von der alle lernen sollten.
Die Paketzusteller_innen haben bewiesen, dass gemeinsam kämpfen mehr bringt als einzeln die Faust im Sack zu machen und deshalb fürchtet sie das Postmanagement ab jetzt. Zu Recht!
Dem Druck von unten nicht mehr Stand gehalten hat der Standortleiter der Paketzustellstelle Oerlikon und inzwischen gekündigt. Der immer nach unten schlagende Chef sucht zur Freude der Belegschaft das Weite. Die Nachfolge soll gewarnt sein. Denn egal wer neu kommen wird, bei diesen Arbeitsbedingungen und dieser Belegschaft wird das Feuer des Kampfes bald wieder lodern.