Hungerstreikerklärung von Marco Camenisch

Hungerstreik 30.6. bis 06.07.2013 als Beitrag zum Internationalen Aktionstag 5./6. Juli 2013 für Georges Ibrahim Abdallah

Als die aktuellen politischen Gefangenen in der Schweiz ergreifen die kommunistische Genossin Andi und ich mit diesem Hungerstreik die Initiative als unser solidarisch gemeinsamer Beitrag zum Internationalen Aktionstag für die Freiheit unseres revolutionären libanesischen Genossen Georges Ibrahim Abdallah aus der französischen  Kriegsgefangenschaft.

Jenseits der unterschiedlichen Voraussetzungen – Knastregime, Perspektiven, Dauer der Gefangenschaft, usw. – als  politische Gefangene des globalimperialistischen kapitalistischen Faschismus bzw. seines Ablegers schweizer Staat und Kapital; jenseits unserer unterschiedlichen Tendenz –Kommunismus und Grünanarchismus – im gemeinsamen revolutionären Kampf:

auch in dieser Initiative vereint uns die internationalistische Vorstellung der grundlegenden Notwendigkeit einer tendenzübergreifenden Organisierung und Praxis der sozialrevolutionären Solidarität gegen die Repression, und diese Initiative ist einer der bedeutenden Momente dieses gemeinsamen Ausdruckes!

Georges ist als ein an der Seite des palästinensischen Volkes kämpfender internationalistischer und antiimperialistischer Genosse nun schon seit 29 Jahre Kriegsgefangener in den Fängen des ebenfalls globalimperialistischen faschistischen Staates Frankreich und soll unter dem Vorwand weiter nicht freigelassen werden, er könnte als ungebrochener revolutionärer Gefangener nach seiner Freilassung in sein Land Libanon aufs revolutionäre Schlachtfeld der gegen den Imperialismus kämpfenden unterdrückten und ausgebeuteten Völker zurückkehren.

Diese erbitterte Haltung des globalimperialistischen Schlächters Kapital und Staat gegenüber den aufrecht gebliebenen gefangenen Widerständigen und RevolutionärInnen gründet auf grundlegenden Illusionen der Herrschenden zum Erhalt ihrer Herrschaft und Unterwerfung der Massen.

Als herrschaftstypische Verkehrung der Wirklichkeit konstruieren sie, unter hysterischem Opfer- und Allmachtsgehabe, die Notwendigkeit der unendlichen Rache des „Guten“ gegen das „Böse“. So wie sie das Henker- und Opferverhältnis verkehren, von „Allgemeininteresse“, „Menschenrechten“, „Gleichstellung“, „Freiheit“, „Sicherheit“ etc. reden.

Sie hegen und pflegen die Illusion, dass Repression bzw. Krieg, wenn sie nur lange genug dauern, den eroberten und ausgebeuteten Menschen und Völkern den Widerstands- und Freiheitskampf, den Kampf um Gerechtigkeit, Land und Würde schon „austreiben“ und „vergessen“ machen werden.

Und dass man auch uns revolutionäre und aufständische Gefangene schon „vergessen“ wird, und möglicherweise wir uns selbst…, wenn sie uns nur möglichst endlos in ihrer Kriegsgefangenschaft behalten. Als Vorwand der Repression für die möglichst endlosen Kriegsgefangenschaften werden wir auchmehr oder weniger systematisch als „Anführende“ im Befreiungskampf stilisiert, was aber auch zur Aufrechterhaltung dieser Illusion dient. Wenn nach Clausewitz auch stimmen mag, dass man ein Land durch die Einnahme der Hauptstadt besiegt so mag das stimmen, denn im Krieg der Nationen kämpfen die Herrschenden und ihre hörigen Volksmassen gegen sich selbst. Aber dass man einen Volksaufstand durch die Vernichtung ihrer Anführer besiegt, ist wiederumein klassischer Ausdruck dieser historischen Illusion und Lebenslüge der Herrschenden, wo sie gewonnene Schlachten mit dem Sieg verwechseln und

verdrängen, dass sie im Krieg zur Herstellung und Erhaltung ihrer Herrschaft und Ausbeutung nur durch die endgültige Vernichtung der Menschheit, also auch von sich selbst, endgültig „siegen“ können. Denn der natürliche Wille nach Freiheit, Gerechtigkeit und gutem Leben ist in jedem Einzelnen Menschen und wird sich im Drang nach seiner Entfaltung immer von neuem entfachen, „Anführer“ hin oder her. Das ist eine historische Konstante unserer Zivilisation, d.h. der uns bekannten Geschichte von Herrschaft und Ausbeutung und Widerstand und Kampf dagegen. Und wie mächtig und unaufhaltbar diese Konstante ist, das erleben wir immer wieder, auch jetzt und heute, gegen jegliche Repression, Illusion oder Lügenpropaganda der Herrschenden, von Kapital und Staat! Es kann keinen Frieden ohne totale Freiheit geben!

Gegen jegliche Herrschaft und Ausbeutung!

Freiheit für Georges Ibrahim Abdallah! Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Freiheit für alle!

marco camenisch, Lenzburg, Schweiz, Juni 2013