Kommentar: Gewerkschaft

Kommentar zum Schwerpunkt des aufbau 61: Gewerkschaften

Dass sich Gewerkschaften auf das Feld der Politik wagen, ist keine Selbstverständlichkeit. Ungeachtet der Grenzen, welche einer rein gewerkschaftlichen Organisation im revolutionären Prozess gesetzt sind, lohnt sich der Blick auf solche Entwicklungen. Der Schritt in die Politik kann völlig verschiedene Ursachen haben. 

Die Politologen der UNiA haben die Marktmechanismen schon so verinnerlicht, dass sie die Firma UNiA als eigenständigen Akteur im umkämpften Politwettbewerb managen. Ihr „Kapital“ ist dabei die Mitgliederbasis als Manövriermasse, meist im Dienste der Sozialdemokratie. Damit geht die UNiA den Gang in die Politik, weil und indem sie nicht mehr die Interessen der ArbeiterInnen vertritt und vertreten kann.

Auf der anderen Seite ist der Spielraum für Zugeständnisse der Kapitalisten gegenüber der ArbeiterInnenklasse immer kleiner geworden. Ökonomische Kämpfe, wie bei Betriebsschliessungen, machen schneller den Umschlag in politische Kämpfe notwendig. Immer mehr stehen die Bedürfnisse nach Lebenssicherung und das Profitinteresse des Kapitals unvereinbar gegenüber; und dies wird von den Kämpfenden auch so geäussert. Gewerkschaftliche Kämpfe – wenn sie denn wirklich die Interessen der ArbeiterInnen vertreten – kommen nicht darum herum, die kapitalistische Produktionsweise in Frage zu stellen und sich mit politischen Kämpfen zu verbinden. So tut es die LAB.

Bisher haben es die Gewerkschaften in der Schweiz geschafft, die Krisenfolgen ohne Kämpfe abzuwickeln und Massenentlassungen still zu verwalten. Insbesondere den Industriesektor hat die UNiA fallen gelassen, denn sie will mit dem Trend gehen und den „Strukturwandel“ nicht verpassen. Grundlegend bleibt die Vorstellung, dass diese Gesellschaft in sozialpartnerschaftlicher Treue ein gemeinsames Ziel verfolge. Und für diese Sozialpartnerschaft – welche eigentlich nur noch einer kriselnden Ehe zwischen anbiederndem Gewerkschaftsapparat und profitierenden Kapitalisten besteht – werden die Interessen der ArbeiterInnen an der Basis verkauft. 

Dabei wäre die Sache ganz einfach und unromantisch. Zwischen Bourgeoisie und Proletariat gibt es nur ein Machtverhältnis. Wer sich seiner Lage bewusster ist, sich besser organisiert und kämpft, gewinnt. Wer sich an einen Verhandlungstisch setzt, ohne eine reale Gegenmacht, also Organisierung, hinter sich zu vertreten, wird über kurz oder lang eigene Interessen verfolgen. So tun es die Gewerkschaften in der Schweiz. (az)

(Vorabdruck aus dem Schwerpunkt „Gewerkschaften“ der aufbau-Nummer 61: hier als PDF)