Die Polizei: Sicher kein Freund und auch kein Helfer

Veröffentlicht im Vorwärts

Rote Hilfe Schweiz Am Abend des 29. April gab es in Zürich eine Demonstration gegen Aufwertung und Verdrängung. Die Polizei verhaftete danach im Quartier neun Personen. Zwei davon waren verletzt, sie wären auf medizinische Versorgung angewiesen gewesen. Die Stadtpolizei verhinderte und verzögerte diese. Einer der Verletzten meldet sich zu Wort.

„Trotz sichtbarer Augenverletzung wurde die sofortige medizinische Versorgung verweigert. Dies, obwohl die Polizisten unmittelbar auf die Verletzung aufmerksam gemacht wurden und ununterbrochen nach einem Arzt verlangt wurde. Als Antwort gab es stets hämische Sprüche und Beleidigungen. Auf dem Polizeiposten ging es im gleichen Stil weiter. Sie spielten auf ignorant, brachten scheinheilige Ausreden oder liessen ihrer Schadenfreude freien Lauf. Grundsätzlich wären sie verpflichtet, zuerst für die medizinische Versorgung zu schauen, bevor sie sich um die Strafverfolgung kümmern. Aber sie setzten sich über die Gesetze hinweg, die sie sonst so hochhalten und verweigerten die Angabe ihrer Namen.

Im Spital selber war ich dann wegen der polizeilichen Verzögerung erst zweieinhalb Stunden später. Dort hiess es, ich solle diese und jene Medikamente nehmen und mich sofort melden, wenn sich die Verletzung stark bemerkbar macht. Zurück in Polizeigewahrsam wurden die verordneten Medikamente nicht ausgehändigt. Erst am nächsten Tag gab es einen Teil der Medikamente. Der Kontrolltermin im Spital, der Teil der schriftlich festgehaltenen Bestätigung der Ärzte war, wonach man mich inhaftieren könne, fand nicht statt. Statt dessen gab es eine erkennungsdienstliche Behandlung, also Fingerabdrücke und DNA abgeben.

Auch wenn man sonst nicht viel von der Polizei hält, erstaunt es dann trotzdem, mit welcher Dreistigkeit sie ärztliche Anordnungen ignorieren. Und ich kann mich jetzt hier im vorwärts äussern, während viele andere diese Plattform nicht haben oder nutzen. Mit dem Kontrollbesuch klappte es erst viele Stunden später. Die Polizisten machten sich einen Spass daraus, den Besuch so unangenehm wie möglich zu gestalten. Es gab Hand- und Fussfesseln, so dass nur im Rollstuhl an ein Vorankommen zu denken war. Das wirkt um so lächerlicher, da beim ersten Spitalbesuch, in der Nacht nach der Verhaftung, nichts derartiges von den Polizisten durchgesetzt wurde. Die Ärzte haben sich übrigens auch nicht mit viel Ruhm bekleckert. Es schien sie mehr zu kümmern, was die Polizisten meinten und wie die die Resultate der medizinischen Untersuchung sahen, als das mit mir zu besprechen.

Die Lehre daraus ist sicher, dass es scheisse ist, verletzt bei der Polizei zu landen. Die kümmern sich einen Dreck um dich. Man muss auch vorsichtig sein, wenn man bei Sanitätern und so landet. Sie kommunizieren mit den anderen Blaulichtorganisationen und wenn der Polizist was sagt, dann wird dem Folge geleistet. Wer bei Demonstrationen alle Eventualitäten abdecken und auf alles vorbereitet sein will, muss sich also auch überlegen, wie man mit Verletzungen umgeht.“